http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0112
Ansicht des Dorfes Hasel
nur mit Grauen und zögerndem Tritt, diese schauerlichen Hallen zu betreten, die
sich mächtige Geister zu ihrem Wohnsitz erwählt haben und wo überhaupt oft
verdächtige Zusammenkünfte aus dem Geisterreiche sein sollen. Vielleicht wären
die Sagen, die oft in den Winternächten die Großmutter den ängstlich lauschenden
Töchtern und Enkeln erzählt, wohl werth, von einem andern Musäus wieder erzählt
zu werden. Die Landleute nennen diese unterirdischen Bewohner finsterer
Hallen Erdmännchen, Berg-Kinder und dergleichen. Klein müssen sie wahrscheinlich
seyn, damit sie zu den zum Theil vorkommenden engen Pforten ihrer majestätischen
Paläste ungebückt eingehen können. Und von ihnen hat die Höhle ihren
Namen. Nicht die vielen Besuche der vielen fremden und einheimischen Reisenden
konnte(n) die Bewohner von Hasel in ihrem Glauben erschüttern."
PLETSCHER, der sich stark auf die Ausführungen von LEMBKE stützt, kommt
ebenfalls auf diesen Volksglauben zu sprechen. „Die Erdmannshöhle bei Hasel
führt ihren Namen von den Erdmännlein und Erdweiblein oder Bergkindern, mit
welchen die Sage der Umwohner diese unterirdischen Hallen bevölkert hat" (S. 23).
PLETSCHER wiederholt die Bemerkungen von LEMBKE und meint: „Heutzutage
aber ist dieser Sagenstoff vom Volke größtenteils vergessen".
Nicht nur der Name der Gesamthöhle, auch Benennungen von einzelnen Höhlenräumen
und von auffallenden Gesteinsbildungen beanspruchen unser Interesse.
Man kann diese Namenbildungen nicht einfach als wahllos gegebene Phantasienamen
abtun. Vielmehr zeigt die Überlieferung von mehr als 150 Jahren, daß
diese Benennungen z. T. dauerhaft sind, daß sie hinsichtlich ihrer Motivik eine
stärkere Berücksichtigung verdienen, als dies bisher im Schrifttum geschehen ist.
Gehen wir zunächst auf die Benennungen von Höhlenräumen ein! LEMBKE
erwähnt Kluft im Bruch, Großer Tempel, Totengruft, Kapelle und beschreibt
diese Stellen ausführlich. Ihr wesentlicher Inhalt sei wiedergegeben:
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