http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0117
Wänden herabgewachsen, dort aus dem Boden emporstrebend, durch Jahrhunderte
hindurch von der anhangenden Kalklage des herabrinnenden Wassertropfens genährt
, vergrößert, geformt."
PLETSCHER führt zahlreiche Benennungen von Steingebilden an, zunächst
die Totenkopf genannte „auffällige Gestaltung" beim Tempel (S. 8). „Rechts auf
einem Felsabsatz und mächtigen Bruchstücken haben sich die Figuren in Zwischenräumen
angesetzt; links bilden sie eine Reihenfolge, als wären sie zur Schau ausgestellt
. Da nennt man uns zur Linken den Kaiser Barbarossa, dann, gleich nebenan
, den Gambrinus, hierauf vorwärts 2 Bergmännchen und 2 Verliebte. —
Rechts zeigt man uns den Juden und die Madonna. — Links folgt die Krippe von
Bethlehem, der Turz zu Babel und die Weisen aus dem Morgenland, endlich zwei
Zwillinge" (S. 11).
Über Tropfsteinbildungen im Bereich der Fürstengruft schreibt PLETSCHER in
Anlehnung an LEMBKE: „Der erstere Koloß (Tropfstein) gleicht einem riesigen,
antiken Leuchter mit einer ungeheuren Wachskerze, an welcher große Tropfen
herabgeflossen sind. Der andere zeigt eigentümlich gewundene Wülste, welche
schraubenähnlich empor steigen. Rechts neben dem Übergangssteg liegt der ungeheure
, lange und dicke, vierkantige Steinklotz, der Sarg genannt" (S. 12 f.). Was
LEMBKE noch mit einem Backofen verglichen hat, ist bei PLETSCHER zu
einem Amerikanischen Ofen geworden. Auch eine Ruine Bärenfels genannte
Tropfsteinfigur fehlt nicht. „Von der Kapelle an verengt sich der Gang immer
mehr. Über sich gewahrt der Besucher hier einen von der hohen, schmalen Decke
herabhängenden Tropfstein von etwa 3 m Länge. Dieser wird das Krokodil
genannt" (S. 15). Bei der Klause befinden sich die „TropfSteinfiguren des sog.
Kegelspiels, neun ziemlich gleich hohe Tropfsteinzapfen" (S. 16). Eigentümlich
geformte Tropfsteine sind die Kanzeldecke und der Mantel. „Von der hohen, finsteren
Decke herab, neben einer schwarzen, klaffenden Felsöffnung, schwebt ein
viele Zentner schwerer Stalaktit, der das Aussehen hat, wie ein faltig aufgehängter
, braungrauer, schmutziger und von Nässe triefender Mantel oder Teppich
" (S. 18). Der sog. Bienenkorb ist jetzt zerbrochen.
„Gerade über dem zweiten Steg hängen eine ganze Reihe abgebrochener,
sehr starker, aber ungleich dicker Tropfsteinsäulen herab bis auf das Steggeländer.
Angeschlagen, tönen sie dumpf und geben, wenn man sie nacheinander erklingen
läßt, einen Akkord. Ein früherer Schullehrer von Hasel, der die Fremden
in der Höhle herum führte, pflegte jeweils hier einen kurzen Choral zu singen
und dazu die Tropfsteinsäulen anzuschlagen" (S. 21). Man nannte diese Tropfsteine
Orgelpfeifen; sie bildeten eine zusammenhängende Reihe gewaltiger Tropfsteinsäulen
und wurden im Laufe der Jahre abgebrochen.
Auch KNIERER geht auf die Benennungen von Tropfsteinen ein. „Wegen des
zufälligen Wechsels der Formen wurden die Tropfsteine von den Besuchern teilweise
mit bekannten Gegenständen verglichen und mit Namen bezeichnet. Es
wird daselbst die Form eines Totengeripps und ein Totenkopf gezeigt, hernach
eine Ritterburg, dann die Krippe zu Bethlehem, der Turm zu Babel." KNIERER
nennt den Leuchter, den Sarkophag (an Stelle von Sarg), den Amerikanischen
Ofen. „Zurückgekehrt in den Tempel, steigt man hinab unter dem Kanzeldeckel
hindurch in die schimmernde Bachhöhle. Aus einem Spalt in der Decke wallt in
schönem Faltenwurf der sog. Chormantel; unaufhörlich darüber hinabrinnende
Wasserfäden vergrößern ihn fortwährend. Weiter sieht man die Orgel und dahinter
die Orgelpfeifen."
Aus der literarischen Überlieferung über die Erdmannshöhle lassen sich, wie die
Zusammenstellungen der einschlägigen Stellen gezeigt haben, Aufschlüsse gewinnen
über die Namengebung der Höhlenräume und auffallender Gesteinsbildungen.
Die folgende, nach Namen für Höhlenräume und Gesteinsbildungen unterschiedene
, innerhalb dieser Gruppen alphabetisch geordnete und mit den Jahren
der Tradierung versehene Übersicht gibt die Möglichkeit, auf die Namenmotivik
und weitere damit zusammenhängende Fragen einzugehen.
323
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0117