http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0121
erwähnt — LEMBKE diese nicht mit Namen (vom Steinernen Sarg abgesehen),
sondern verwendet Vergleiche, die sich in späteren Höhlenbeschreibungen z. T. als
Namen niedergeschlagen haben.
In manchen Fällen ist auch Namenwechsel feststellbar. An Stelle der farblosen
Kluft im Bruch ist das Burgverlies getreten. Neben Totengruft erscheint Fürstengruft
, nebeneinander auftretend, bis dann Fürstengruft vorherrschend wurde. Aus
dem Backofen(gewölbe) wurde ein Amerikanischer Ofen. Neben (Steinerner) Sarg
wird auch Sarkophag gebraucht. Mantel wird in jüngerer Zeit durch Chormantel
erläutert. Mancher Wechsel ist nicht mehr erkennbar. Entspricht Adam und Eva
1964 der Bezeichnung Verliebte von 1891?
öfters ergänzen sich Benennungen für Höhlenräume und Gesteinsbildungen
und verstärken so den Eindruck, den diese Gebilde hervorrufen. Am treffendsten
ist dies wohl bei der Totengruft/Fürstengruft und dem zugehörigen Steinernen
Sarg der Fall.
Mustert man diese Namen nach ihrer Motivik, so ist allgemein zu sagen, daß
vom Namengeber oft Einrichtungen des oberirdischen Bereiches, also seiner Umwelt
, in den unterirdischen Raum übertragen wurden. Dies kommt vor allem in
der Verwendung von Bauten, Teilen und Zubehör von und in Bauten zum
Ausdruck.
Beliebt ist der Vergleich mit einem Schloß und seinem prächtigen Innern. Das
Wunderbare und Märchenhafte, aber auch das Schauerliche, das dem Beschauer
in den Höhlenräumen entgegentritt, wird mit dem märchenhaften Aussehen, der
kostbaren Ausstattung verglichen, die, durch zahlreiche Sagen ins Phantastische
gesteigert, Schlössern eigen seien. In diesen Bereich gehören Namen wie Rittersaal
und Burgverlies, Ritterburg/Ruine Bärenfels.
Während Kluft im Bruch eine farblose Benennung bildet, sind Tempel, Kapelle,
Klause, Katakomben treffende, häufig gebrauchte Vergleiche, die zu einem
weiteren sehr beliebten Benennungsmotiv führen, dem religiösen Bereich. Oft begegnen
Orgel und Orgelpfeifen als Benennungen für Tropfsteingebilde. Auch
Kanzel(decke,l) zählt zu den auch in der Flurnamengebung häufig vorkommenden
Vergleichen. Andere Benennungen gehen zurück auf Personen des Alten und
Neuen Testaments wie Adam und Eva, Weise aus dem Morgenland, Madonna,
oder auf Ereignisse wie Turm(bau) zu Babel, Krippe von Bethlehem.
Höhlenräume, Gesteinsbildungen erinnern den Namengeber in besonderem
Maße an die Stätte des Todes, an Gräber, Grüften, mit denen sich Schauerlich-
Düsteres verbindet. Dies wird besonders deutlich in der Totengruft, dem ursprünglichen
Namen der späteren Fürstengruft, in der sich ein Steinerner Sarg, auch
Sarkophag genannter Versturzblock befindet. Anzufügen sind Totenkopf und
Totengerippe für Gesteine. Diesem Namen haftet noch etwas an von dem Unheimlichen
, von der Angst des Menschen vor diesem Dunkel — man erinnere sich, was
LEMBKE über das Verhältnis des Menschen zu dieser Höhle schrieb. Die Totengruft
hat sich zu einer Fürstengruft gewandelt. Die Sage hat sich des Namens bemächtigt
; sie erzählt von der unglücklichen Liebe der Katharina von Rötteln und
des Friedrich von Bärenfels, von dem tragischen Tod der Katharina. In der
Fürstengruft soll Katharina in einem steinernen Sarge ruhen (KLEIN S. 28 f.).
Andere Benennungsmotive sind mit nur wenigen Beispielen vertreten. Die
Tierwelt erscheint mit Eule und Krokodil. Starke Tropfsteine werden mit Palmenstämmen
verglichen. Andere Benennungen gehen zurück auf Vergleiche mit
menschlichen Gestalten oder mit Namen belegten Personen wie Zwillinge, Verliebte
, Jude, Gambrinus, Kaiser Barbarossa, der neben Kaiser Karl der populärste
bergentrückte Kaiser ist. Auch die Bergmännchen, ein Tropfsteingebilde, fehlen
nicht. Hauszubehör wurde namenbildend in Backofen(gewölbe)l Amerikanischer
Ofen, Feuchter, Bienenkorb. Schließlich seien Mantel (Chormantel) und Kegelspiel
angeführt.
Im ganzen ist es ein buntes, wenn auch zahlenmäßig beschränktes Namenbild,
das uns die Überlieferung über die Benennungen der Höhlenräume und Gesteins-
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