http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0122
bildungen in der Haseler Erdmannshöhle vermittelt. Wenn auch der menschlichen
Phantasie in dieser Namengebung keine Grenzen gesetzt sind, so ist doch
nicht zu übersehen, daß die Benennungsmotive durchaus durch die überlieferten
Anschauungen mitbestimmt sind. So bilden diese Benennungen gerade hinsichtlich
ihrer Motivik einen wesentlichen Bestandteil der Höhlennamen und leisten damit
einen Beitrag zur Anthropospeläologie.
* » •
Der Schrift von LEMBKE sind 12 Tafeln beigegeben, welche die charakteristischen
Teile der Erdmannshöhle nebst ihren Benennungen zeigen. Über die Entstehung
dieser Abbildungen sind den mehrfach erwähnten Akten (siehe Anmerkung
3) Einzelheiten zu entnehmen. Danach hat sich LEMBKE, der Fronverwalter
in Lörrach war, in einem Schreiben vom 11. Mai 1802 an Frhr. Gayling von Altheim
in Karlsruhe gewandt. Diesem Schreiben hat LEMBKE einige Arbeiten beigefügt
„des sehr geschickten, sich hier niedergelassenen Kupferstechers Herrn Joh.
Jacob von Mechel5), bey welchem mein ältester Sohn die Kupferstecherey erlernt
. Obgleich die Abdrücke nicht von den besten mehr sind, so werden doch des
Künstlers Talente daraus noch beurtheilt werden können. Ich bin mit demselben
durch meinen Sohn in Verbindung gekommen, und von mehreren angesehenen
Personen teils aufgefordert, teils den Herrn Kupferstecher J. J. von Mechel bekannter
zu machen, wünschten wir, die für jeden Naturforscher so wichtige
Erdmannshöhle zu Hasel in Kupfer stechen zu dürfen. Die Platten würden nicht
nur in einem getreuen Grund- und Profilriß, sondern in 4 bis 5 besonders merkwürdigen
perspektivisch gezeichneten Ansichten der Höhle bestehen, wozu Herr
Berginspektor Paul nicht nur alle Hülfe in Absicht der accuraten Zeichnung anerbietet
, sondern eine ganz genaue Beschreibung, welche in Druck gegeben würde,
dazu liefern will."
Bald danach, am 15. Mai 1802, hat sich LEMBKE nochmals an Frhr. Gayling
von Altheim gewandt und seinem Schreiben „zum Beweis der einzelnen Natur-
Schönheiten" eine Skizze von einer „mir besonders interessant geschienenen
Ansicht", nämlich der Totengruft, beigelegt. Wenn man diese Ansicht, so meint
LEMBKE, „jedoch nur zwey Schritt von sich entfernt aufstellt, so wird man sich
den dabey gewählten Platz und Ansicht von den merkwürdigsten und größten
Tropfsteinen so wie von der Höhle selbst sogleich vorstellen." Abschließend bat
LEMBKE für sich und den Kupferstecher von Mechel um die Genehmigung „zur
Herausgabe der Erdmannshöhle in Kupfer" und um Überlassung des Höhlenplans
von Paul.
Nach dem Rentkammerprotokoll vom 7. Juli 1802 war die Angelegenheit
dem Markgrafen vorzutragen. Man fand bei dem Vorhaben „keinen Anstand,
aber da die Paulische Zeichnung der inneren Partien der Höhlen, nach der Versicherung
des Hofrats Gmehlin, der Natur nicht getreu sein sollen, da hingegen
die von dem berühmten Bruder 6) des Leztern in den Höhlen selbst aufgenommene
Zeichnungen, wenn sie in Kupfer gestochen würden, in Rücksicht auf Darstellung
und Ausführung, diese vaterländische Natur Merkwürdigkeit gewis natürlicher
und interessanter abgebildet liefern würden, da ferner die gute Beschreibung
derselben eine wissenschaftliche Kunstkenntnis vorausseze, welche dem nur
practisch gebildeten Berg-Inspektor Paul mangle — aus diesen Gründen möchte
man freilich aus Achtung für den Gegenstand vorzüglich wünschen, daß Gmehlin in
Rom davon Kupferstiche herausgäbe, und Hofrath Gmehlin 7) dazu eine Beschreibung
lieferte."
Zwar hat der Landesherr in diesem Sinne auch entschieden, gleichzeitig LEMBKE
aber erlaubt, auf seine Kosten eine gedruckte Beschreibung herauszugeben.
LEMBKE ist die erste gedruckte Beschreibung über die Erdmannshöhle zu
verdanken; er hat in seine Veröffentlichung aber nicht die Abbildungen des Wilhelm
Friedrich Gmelin aufgenommen, sondern die von Christian Meichelt8) gefertigten
Zeichnungen. Diese Wahl wird verständlich, wenn man den in den
328
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0122