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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 342
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Barocke Spätgotik hat man diesen Stil genannt und in ihm die Prankenschläge
eines sterbenden Löwen — nämlich der Gotik — erkannt M), 1o).

Anmerkungen:

(1) Der Parlier, auch Ballier, Polier und Parlierer genannt, war der Stellvertreter des
Leiters (Magisters) einer mittelalterl. Bauhütte. Aus der Berufsbezeichnung Parlier
ging der Familienname Parier hervor.

(2) Nach einem Vermerk im alten Kölner Eheregister war Peter Parier, 'meister des
Doms zu Prag', verheiratet mit Druda, der Tochter des Kölner Steinmetzen
Bartholomäus von Hamm. — Peters zweite Frau war Elisabeth von Buer. Eine
Tochter Peters heiratete den Steinmetz Michael de Colonia Rhenis, Sohn des Kölner
Dombaumeisters und einer der 'Junker von Prag'. Drutgenis, Schwester von Michael,
war verheiratet mit Heinrich Parier aus Gmünd. — Von den vier Söhnen Peters —
Johannes, Wenzel, Paul und Janko — erscheint der Letztere als Domherr in Prag.

(3) Karl IV. (1347—1378) aus dem luxemb.-böhmischen Kaiserhaus, stiftete 1348 die
erste deutsche Universität (in Prag). Im gleichen Jahr kam er auf einer Reise nach
Köln, ebenso fünf Jahre später nach Schwäbisch Gmünd.

(4) Die Przemysliden (Przemysl ist ein böhm. Vorname) erscheinen schon gegen Ende
des 10. Jahrh. als böhm. Dynastengeschlecht im Dienst des D. Reiches. Ottokar IL,
bei der Königswahl 1273 gegen Rud. v. Habsburg unterlegen, fand fünf Jahre
später in der Schlacht a. d. Lechfeld den Tod.

(5) Der Streit der Zünfte um die Mitbestimmung, Hungersnot, Pest, Erdbeben, Geißlerumzüge
, Judenverfolgungen u. a. m. verängstigten die Menschheit in fast ganz
Europa.

(6) Die Inschrift mit Datum der Grundsteinlegung befindet sich am 1. Strebepfeiler des
Nordportals, das Parierwappen mit dem doppelt gebrochenen Winkelhaken nebst drei
Spitzhämmern am ersten Westpfeiler auf der Münstersüdseite, ebenfalls in Augenhöhe
.

(7) Hier der Anfang des Werkbriefs vom 8. Januar 1359: 'Allen denen, die diesen briet
sehent oder lesent, kündige ich, Johannes von Gemuinde, ein burger von Friburg,
und vergihe öffentlich, daß ich der festen wisen lüte, des burgemeisters, des rates
der stette zu Friburg, miner gnedigen herren und ouch der pfleger des gotzhuses zu
unser Frouen Münster diner und Werkmeister des nuwen Chores und des bouwes
desselben gotzhuses zu unser Frouen Münster worden bin.'

(8) Ein noch vorhandener Grabstein der Erwinschen Familie zeigt folgende Inschrift:

Im Jahre des Herrn 1316, am 21. Juli, starb Frau Huna, die Gattin des Meisters
Erwin. Im Jahre des Herrn 1318, am 17. Januar, starb Meister Erwin, Pfleger der
Bauverwaltung an der Straßburger Kirche. — Im Jahre des Herrn 1339, am 18.
März, starb Meister Johannes, der Sohn Erwins, des Werkmeisters dieser Kirche.

(9) Von dem großen Erdbeben im Jahre 1356 berichtet ein Zeitgenosse für Straßburg: . . .
ein erdbidem, der gar merklich war, der warf viel zierkemin und würfele abe den
hüsern und ziborien (Kelche für Hostien) abe dem munstere. — Unter dem Eindruck
der Panik ließ der Stadtrat alle hohen Zierkamine und -giebel abbrechen.

(10) Die Skulpturen des Glockengeschosses wurden letztmals nach dem farbig getönten Riß
Michael Parlers in den Jahren 1910/11 ergänzt.

(11) Die im Glockenhaus untergebrachten vier Glocken dienen gottesdienstlichen Zwecken,
die vier im Turm haben profane Aufgaben. Eine kleinere Glocke hat ihren Platz im
Innern der Kirche.

(12) In der ruhigen Bauzeit von 1390 bis 1399 hat Meister Claus von Lore die noch fehlenden
Teile des Glockenhauses fertiggestellt. Mit seinem Vorgänger, dem Meister
Michael Parier, zählte er zu den 'kaiserlichen Junkern von Prag in Straßburg'. Bis
weit in die Jahre der Neuzeit wurden ihre Namen in Schriften der im Elsaß bekanntesten
Historikern genannt. (J. Twinger, H. Wimpheling u. a. m.). Ihr Ansehen
war zugleich ein Lob für die Prager Bauschule.

(13) Die drei Signaturen des Meisters HL befinden sich im Grunde des Altarmittelschreines
. — Neben seinen 24 Kupferstichen und 6 Holzschnitten kennt man von ihm
noch die beiden Statuen von Johannes dem Täufer und dem Evangelisten gleichen
Namens. (Beide im Germ. Mus. in Nürnbg.).

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