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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 365
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0159
stand das Haus den 30jährigen Krieg. Das umkränzte goldene Wirtshausschild
stammt aus dem Jahre 1772. An der Fassade ist das Wappen eines Schlächters
angebracht. Im Innern hängen dekorative Geweihe und Stiche Markgräfler Landschaften
; doch ist die Stube sonst großenteils neuzeitlich eingerichtet.

Von Kandern nach Haltingen

Begeben wir uns über Mauchen wieder gebirgs-einwärts, so stoßen wir in der
Töpfer- und Brezelstadt Kandern auf einen Gasthaus-Namen von altehrwürdigem
Klang: die Weserei. Der Name besagte ursprünglich „Verweserei", was soviel wie
Verwaltung heißt. Gemeint war die Verwaltung der markgräflichen Eisenbetriebe
in Kandern, und in dem Gebäude, dessen imponierender Scheunentrakt noch
original im rückwärtigen Hofe liegt, war die Verwaltungskantine untergebracht.
An der Straßenfront des Hauptgebäudes ist seitlich des mächtigen alten Torbogens
ein kurzer Vierzeiler aus Hebels „Gespenst an der Kanderner Straße" zu lesen:

„Un wenn er meint
er seig jetz ball dehai,
se stoht er wieder
vor der Weserey!"

1877 war das Haus, dem zugleich eine Brauerei angeschlossen war, in die
Hände von Johann Georg Kramer aus Müllheim übergegangen und wurde dann
mehrfach umgebaut. Der ehemalige große Torbogen ist heute als Fenster in die
Hebelstube einbezogen, in der man an der Decke noch die alten Balken mit den
Schwalbennestern sieht. In einer Vitrine des Eingangs werden Keramikproben des
jungen Horst Kersan ausgestellt, der seit 1967 die Töpferwerkstatt von Richard
Bambi führt, an anderer Stelle sieht man einen aus Kanderner Brezeln gefertigten
Korb. In der Julius-Kibiger-Stube befindet sich ein von dem Heimatmaler aus
Auggen gefertigtes Breitwandgemälde der Oberrheinlandschaft. Ein anderes Bild
des Künstlers hält das turmartige Denkmal des Weinfaß-Holzes fest, das sich
gegenüber der Weserei in einer Anlage erhebt. Ein weiteres Wort Hebels über
den historischen Platz ist in der dem Dichter gewidmeten Stube an der Wand vermerkt
:

„E frohe Maa, en brave Maa,
Jetzt schenket ii un stosset a!
Es lebt der Markgraf un si Huus,
Zieht d'Chappe ab un trinket uus!
Er schafft e guete Wii ins Werk,
Er holt en über Tal und Berg,
Er stellt en luter uf e Tisch
un mißt, wie's recht un billig isch!"

Auf dem Weg von Kandern in Richtung Lörrach haben wir Gelegenheit, noch
in manchem Gasthaus von historischem Anstrich einzukehren. Hoch über Weil
am Rhein liegt Otlingen, das mit einem „Ochsen" aufwartet. Das Wirtshausschild
ist von außen her das einzig „Historische". Doch das Haus gefällt durch die
Terrasse mit großartigem Ausblick auf das Rheinknie und durch den urtümlichen,
geschichtlich geprägten Innenraum mit einer alten und neuen „Chunst", einer
historischen Standuhr in der Ecke mit goldenem Zifferblatt und viel kraftvollem
Steingut. Im Nebenraum, der zu einer Veranda führt, entdecken wir eine Ober-
rheinlandschaft des heimischen Malers Daur und einen „Isteiner Klotz" von Professor
Strübe, außerdem einen ansehnlichen Barockschrank. Die Gaststätte war, wie
so vielerorts, aus einer Gemeindestube hervorgegangen, hieß ursprünglich „Maien"
und wurde dann 1783 zum „Ochsen". Seit 1948 wirtschaftete hier Gertrud
Währer, die das Haus 1965 an ihren Neffen Albert Marx-Währer verpachtete.

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