http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0174
III. VERSCHIEDENES
Das Markgräflerland aus der Sicht des 19. Jahrhunderts
von Helmut Bender
Im Zug spätromantisch-biedermeierlicher Landschaftsschau und Reisebeschrei-
bung — wie das mit den Rheinansichten im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts
eingesetzt hatte — war 1842 (Darmstadt, Druck und Verlag von Gustav
Georg Lange) der über 400 Textseiten umfassende Band „Das Großherzogthum
Baden in malerischen Original-Ansichten seiner interessantesten Gegenden, seiner
merkwürdigsten Städte, Badeorte, Kirchen, Burgen, und sonstigen ausgezeichneten
Baudenkmälern alter und neuer Zeit" erschienen: „Nach der Natur aufgenommen
von verschiedenen Künstlern, und in Stahl gestochen von Joh. Poppel im Vereine
mit den ausgezeichnetsten Stahlstechern unserer Zeit. Begleitet mit einem
historisch-topographischen Text." Die weitverbreiteten Stiche dieses Bandes
(darunter etwa „Müllheim gegen Badenweiler") waren von Poppel selbst gestochen
worden, und zwar nach den Zeichnungen eines K. Corradi, eines R. Höfle
u. a., sie traten hierbei in berechtigte Konkurrenz mit den Ansichten der vorangegangenen
Engländer (Tombleson!), und man kann sagen, daß sie mit zu den
letzten persönlich gesehenen Stichen gehören (in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
mehr und mehr von den technisch versierten Xylographien und Photogravuren
abgelöst).
Uns interessiert hier indes einmal der begleitende Text (anonym; Verfasser
Eugen Huhn), insoweit er unsere Markgrafschaft berührt. Um es gleich vorauszuschicken
, ein eigentliches Kapitel wurde der Markgrafschaft nicht vergönnt. Vielmehr
finden sich die entsprechenden Passagen vorab im Kapitel „Der Schwarzwald
". Vorausgegangen waren zunächst die Städteabschnitte („Karlsruhe/Mannheim
/ Freiburg im Breisgau / Heidelberg / Baden [= Baden-Baden] / Constanz /
Offenburg", zwischeneingestreut noch die Kapitel „Das Neckarthal" und „Das
Hanauer Land". „Der Schwarzwald" umfaßt die Seiten 223 bis 306 (damit das
umfangreichste Kapitel des Bandes), es folgen noch „Pforzheim / Breisach und der
Kaiserstuhl / Die Burgen des Hegaus / Der badische Odenwald / Schwetzingen /
Der Kraichgau / Der Taubergrund und das Mainthal" sowie „Der Eisenzgau".
„Es bilden in dieser Richtung [Süden] [sich] bald kürzere, bald längere Thäler,
im Hintergrunde eng und wildromantisch, gegen den Rhein zu, in den sie münden,
aber lieblich und voll der herrlichsten Parthien. Aus dem südwestlich ziehenden
Arme des Feldbergs, worin die hohen Berge Beleben und Blauen sich auszeichnen,
kommen nur wenige Flüßchen, die nicht wasserreich werden, weil sie zu bald mit
dem Rheine sich vereinigen. Es sind dies die Kander mit ihrem an Eisenerzen
reichen Thale, der Klemmbach, von der Sirnitz und dem Köhlgarten die Wasser
sammelnd und am Fuße der Badenweiler-Burg vorüberrauschend, die Sulz- oder
Salzbach, ebenfalls von der Sirnitz kommend . . ."
„Rasch erhebt sich der Belchen zu seiner bedeutenden Höhe und wird im obersten
doppelten Gipfel ziemlich steil und schmal ... Er bildet die Wasserscheide zwischen
dem Neumagen und der Wiese . . . Die Aussicht auf dem Belchen ist einer der
köstlichsten, die man finden kann, zumal wenn schönes Wetter den Wanderer begünstigt
und die Luft klar ist . . . Wunderlieblich ist besonders das Rheinthal anzuschauen
, durch das sich die hellen Fluten des Wassers in mannichfaltigen Windun-
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