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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 1/2.1978
Seite: 85
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-01-02/0087
und 2 fl für den Feuereimer in die Gemeindekasse. Die erste Halbzeit seiner
Meisterjahre auf der Mühle waren geprägt von der sozialen Not der Umwelt in
der Mitte des vorigen Jhdts., welche hinreichend bekannt ist. Im Frühling 1852
gab sogar der Pfarrer von Neuenweg seine handgeschriebenen Sonntagspredigten
in Druck und handelte dafür von der Stadt Müllheim 40 Sester Mehl für seine
hungernden Kirchspielbewohner in Neuenweg und Bürchau ein, und wenn ein
Dorfpfarrer schon seine geistigen Erzeugnisse gegen auswärtige Mühlenprodukte
verkaufte, dann hatte der Bürchauer Müller gewiß keine Hochkonjunktur.

Die „innere Mahlmühlin" Bürchau's überstand im Gegensatz zur „äußeren
Mühlin" dank ihrem Polster diese harte Zeit heil und brannte dafür gegen Ende
der Regierungszeit des Jacob Friedrich Asal ab. Auch hier wurden wie bei der
Kastelmühle bislang keine Brandakten geortet, doch auch hier hat sich wie auf der
Kastelmühle die mündliche Uberlieferung in der Familie bis zum heutigen Tage
gehalten und wird vom jetzigen Besitzer Fritz Böschweiler wie folgt interpretiert:
„Anne 1865 isch üsi Mühli abbrennt und ei Johr spöter vo s Asale wieder ufbaut
worde. S het aber sälbigmol niemer gwüßt, wurum die Mühli aagange isch und
s het au niemer öbbis usebrocht. Wägedäm sin spöter Verwandti vo s Sunne-
wirts Vollmer vo Neuwäg, wo z Badewiler gwohnt hän, zue ne re Wohrsageri'
un die het gsait, die Mühli sei aazunde worde und die Sach det nonemol
usecho, denn dä, wo d Mühle aazunde haig, det kei Rueh griege und det s emol
sälber sage. E mängg Johr druf isch drno de alt Haßler vom Hof obe dra gstorbe
und het vorem Tod no gsait, daß er sälbigsmol in de Mühli haig welle Frucht
stehle und do debi seig em e Zündhölzi in s Strauh keit und er sei abghaue un d
Mühli haig brennt. So het s üsi Großmueter, wo 1869 uf de Mühli uf d Welt cho
isch, vo ihrem Vadder und Großvadder gwüßt un alle verzeih". Bei der Uberprüfung
der Familiensage haben sich die Daten und Personalien der handelnden
Personen bestätigt, indessen scheinen die Flammen auch hier von der erwürdigen
Jahreszahl 1769 den Hut abgenommen zu haben und Fritz Böschweiler berichtet
dazu: „Use Husgang isch früeher allewil numme gwisglet worde und wänn er
dreckig gsi isch, no hän sie halt wieder drüber gwisglet. Vor öbbe 15 Johr hämmer
drno e Rauhfasertapete anegchleibt und vor zwei Johr hämmer de Husgang neu
gmacht und die Tapete wieder abezoge. Do debi isch an mängge Stelle die alti
Wisgete am Babier hänge bliebe und überem Türsturz isch uf eimol e schwarze
Buechstabe füre cho. Mir hän alles abegchratzt und „ME 1769 BF" gfunde und
alles schön renoviert, mir wüsse aber nit, wurum die Buechstabe und Zahle inne,
statt usse an de Tür stöhnde und üse Architekt weiß es au nit". Die Schreiberin
kann sich dieses Kuriosum ebenfalls nicht erklären und meint: „Villicht hän d Zim-
merlüt bim Uf richte anno 1866 ein zviel über de Durscht trunke und de alt Tür-
pfoschte, wo nit verbrennt gsi isch, verchert umme ine gsetzt".

Jacob Friedrich Asal hatte aus seiner Ehe mit der Müllerstochter Lenz zwei
Söhne, von welchen der ältere gleichen Namens, drei Jahre nach dem Brand, die
Mühle übernahm. Er heiratete 1868 die Tochter des Sonnenwirtes Vollmer von
Neuenweg und zeichnete als Müller von Bürchau, während sein jüngerer Bruder
Johann Jacob auf den Bechtel-Hof einheiratete, von 1880 bis 1904 als Ratsschreiber
von Bürchau fungierte. Doch auch er konnte seinen Bruder Jacob Friedrich auf der
Bürchauer Mühle, gleich dem Vetter Tschira im Kastel, nicht dazu bewegen, in
die Brandversicherung einzutreten, und so war auch diese Mühle mit einem Versicherungsanschlag
von 10 800 Mark im Jahre 1893 zur Empörung der Obrigkeit
„immer noch unversichert". Die beiden gebrannten Müller Bürchau's fürchteten
offensichtlich das Feuer nicht und vertrauten auf ihre Manneskraft und auf den
lieben Gott. Jacob Friedrich Asal (II.) starb im Jahre 1907 und hatte beim Tode
drei erwachsene Söhne und zwei verheiratete Töchter. Doch sein Geschlecht pflanzte
sich im Mannesstamm auf der Bürchauer Mühle nicht fort, denn der Zweitälteste
Sohn verehelichte sich nach Kühlenbronn, der jüngste Sohn verunglückte 1915

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