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zufügen, weil ihm ja in diesem Fall das Pfändungsrecht zustand, weswegen der
Säumige auch lediglich „dring Schillinge" verwirkte 439). Ebenso „mit drin schil-
lingüng" wurde in Weitenau bestraft, wer nicht zum ersten „tagwan" kam 440)
und wer den zweiten ausließ, mußte zusätzlich noch „mornunt dez einne andern
tagwan tun" 441).
Einen weiteren unmittelbaren Ausfluß des Zwing- und -Bannes waren die
Gewerbebänne44i), von denen die st.-blasischen Dingrodel" den Mühlenbann,
den Tavernenbann mit der Regelung des Weinbannes und den Bann, Maß und Gewicht
zu setzen (Eich-Bann)" 443 normiert haben. Den Inhalt des Mühlenbannes
schilderte am eindrücklichsten der Riehener Rodel:
„Des gotshuß müli ze Riehen hat daz recht, daz daruff malen soellen all
die gotshuslüt, sy sygen von dem gotshus belehnt oder nüt, die in den ding-
hof gehoerent. es soellen ouch all die, die des gotshuß nüt sint und aber
belehent sint von den gotshüsern ze St. Blesin, ze Berow und ze Witnow, uff
der selben müsi malen das korn,daß uff der gotshüser güter wachset und wirt.
enpfünde sich aber, daz ein müller dem, der zu im malt, nüt recht taete, der
mag malen wo er wil. muele aber einer, der da malen soelt, anderswa an
redlich sach, die von einem müller dar sol gan, der sol dem müller dennoch
sinen Ion gebunden sin ze geben, als ob er da gemalen hett" ***).
Wegen Verstoßes gegen den Mühlenbann durfte der Grundherr dagegen in
Weitenau sein Pfändungsrecht „umb die imlatun" anwenden 445). Die Mühlen zu
Fahrnau 44S) und vermutlich ebenso die zu Riehen, Steinen und Weitenau verlieh
das Kloster gegen einen in den Dingrodel nicht festgehaltenen Zins, dessen Höhe
jedoch für die „tavern ze Varnow" mit „v. f." angegeben worden ist. Verzichtete
aber die „gebursami" von Fahrnau auf eine „Schenke", so mußte sie
für deren Zins aufkommen 44?). In der Taverne sollte der Inhaber „ellü ding veil
han ane eht win", dessen Ausschank sich das Kloster Weitenau in der Form des
Bannweines vorbehalten hatte 44~).
Da sowohl in der Taverne als auch in der Mühle eine verbindliche Maßeinheit
benötigt wurde, schrieb der klösterliche Grundherr allgemein den Gotteshausleuten
vor, daß dort „Rinvelder viertel vnd meße gezeichnet mit des gotshus
von sant Blesin zeichen" benützt werden sollte 449). Die Einhaltung des grundherrlichen
Eich-Bannes wurde in Fahrnau" mit der gebursami rat dristo im jar,
oder als dick man sin notdurftig si" geprüft 450). Hatte „ein gotzhus man unreht
geveht" und wurde er „dez über ret", so bestrafte ihn der Weitenauer Propst
„mit zehün schillingin" 451). Diese relativ hohe Sanktion erklärt sich wohl damit,
daß der Grundherr als Gläubiger der Abgaben an richtigen Gewichten ein besonders
starkes Interesse haben mußte.
(439) siehe Anhang: B § 4; F § 3 I
(440) siehe Anhang: K § 53
(441) siehe Anhang: K § 55
(442) vgl. H. Rennefahrt, Twing und Bann, a. a. O., Seite 68 ff, ebenso schon G. L. v.
Maurer, Gesch. d. Fronhöfe . . ., Band 3, Seite 64, vgl. ferner E. Kaufmann in
HRG, Stichwort: „Bann, weltlich" Spalte 308 ff, insb. 30*
(443) H. Ott, Stud. z. spätma. Agrarverf., Seite 127
(444) siehe Anhang: H § 3, ähnlich I § 32
(445) siehe Anhang: K § 50
(446) siehe Anhang: B § 10
(447) siehe Anhang: B § 11
(448) siehe Anhang: K § 20
(449) siehe Anhang: I § 33 und ähnlich B § 11 sowie K § 21
(450) siehe Anhang: B § 11
(451) siehe Anhang: K § 21
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