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er soL och sprehchen ze dem vogete, daz er rehte rillte" 871). Damit wich diese
Verfahrensvorschrift von denen St. Blasiens ab, wo der Amtmann als schweigender
Richter auch nach der Stabübergabe anwesend blieb 872). Deshalb verlautbarte der
Propst am Ende des Tiengener Rodels:
„Her Voget, wir der Techan vnd daz Capitel von Basel tuen üch der Brob-
steige reht kunt mit disem briefe, der geschriben ist von dem alten, vnd
swenne ir old üwer botte ze Basel koment, so lat man üch den brief gesehen,
wand wir vorhten, daz er verhandelt wurde, üb er von unskeme, dar vmbe
so bitten wir üch, daz ir der Brobsteige irz rehtez günnit vnd enhein nüwes
machent, noh die lüte über reht beswerent" 873).
3. Das dinghofgerichtliche Verfahren
Zur Wahrnehmung der Jurisdiktionsbefugnisse wurde dem Dompropst in Istein
und in Tiengen das Recht der Zufahrt 874) eingeräumt. So bestimmte der Hofrodel
von Istein:
„Man erteiltet ouch dem Probste von Basel, daz er hat zwirent in dem iare
zuuart ze meigen eine bi grase, vnd ze herbste eine bi höwe. Vnd sol man die
zuuart vierzehen nacht vor gebieten, vnd sol der Probst dar komen mit
drizehende halbem Rosse, vnd sol der meiger in began des nachtes, wan so
verre, daz er dü roß vff die hüben vnd vff die schupposse legen sol, vnd wer
dü roß inneme nicht, dem schlecht man einen phal für die türe vnd bindet
man's daran, vnd wurde es verloren, so muß ers gelten, vnd mueß dazu dem
probste besseren drü phunt vnd einen helbeling.
Des selben nachtes sol der sigrist liecht geben vnd der banwart bette ze
hove verrichten von den hüben. Mornendes so süllent die hubere die zuvart
vnd den kosten verrichten, vnd süllent geben wildes vnd zames vnd alten
win vnd nüwen" 87S).
Ansonsten stimmte weitgehend das dinghofgerichtliche Verfahren mit dem vor
den st.-blasischen Dinggerichten überein 876). Zuerst erging Tage vorher das Gerichtsgebot
877), welches die Dinghofleute nicht nur zum Erscheinen, sondern in
Binzen expressis verbis 878) auch zum Rechtsprechen verpflichtete 879). Ein Fehlen
wurde entschuldigt, „es were dann das er (der Abwesende) ußzüg lybs und herren
nott, die ine billich schirmen solt und ouch das furbrecht, als recht ist" 88°). Ebenfalls
wie in der st.-blasischen Grundherrschaft mußten die Dinghofleute ihnen
(871) siehe Anhang: O — Seite 477 (Bader)
(872) siehe Seite 153/154
(873) siehe Anhang: O — Seite 477 (Bader)
(874) vgl. allgemein L. A. Burckhardt, Hofrödel v. Dinghöfen, Seite 26 f — E. Dietschi,
Istein-Huttingen, Seite 29. 30 — H. Zoepfl, Alterth. d. Dtsch. Reichs u. R., Band 1,
Seite 142 f
(875) siehe Anhang: N — Seite 332 (Bader), ebenso N §§ 5, 6 (Burckhardt); O — Seite
476 (Bader: „Swene disü gedinge sint, so sol der Brobest mit dricendehalben Rosse
kommen, vnd sol der Meiger dez abendez ze essende bereiten, . . .") und O § 4
(Burckhardt)
(876) siehe Seite 156 ff
(877) siehe Anhang: L § 2; M § 2 (Schülin, Seite 506) — O — Seite 476 (Bader),
ebenso O § 3 (Burckhardt)
(878) siehe Anhang: M § 2 (Schülin, Seite 506: „Item die selben Hofherren hand ouch dz
recht. . ., dz sie den selben lüten zuo den selben drin Dinggerichten ze gebietten
Hand zuo den selben Gerichten dz recht zespechende . . .")
(879) vgl. J. W. Planck, Gerichtsverf., 1. Buch, Seite 51 mwN (Dingpflicht bedeutete nach
dem Sachsenspiegel: „sie sind plichtich des richteres ding to sukene und rechtes to
helpen") siehe Anhang: L§3;M§2;0§3 (Burckhardt)
(880) siehe Anhang: L § 3, 2. Halbsatz und M § 2
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