http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0025
Als der junge Bauer einmal spät abends vom Ackern heimritt, kam er durch
ein kleines Wäldchen. Da sah er durch das Unterholz ein helles Kleid schimmern,
das ihm irgendwie bekannt vorkam. Ein jäher Verdacht stieg in ihm auf, und er
schlich sich hin und sah sein Mädchen in den Armen eines andern. Er riß das
Mädchen an sich und hielt es fest, indem der andere Bursche davonlief. Das
Mädchen aber lähmte der Schreck, als der Freund, rasend vor Zorn, es mit einem
Strick an den Schweif seines Pferdes band, aufsaß und hinter sich zu Tode
schleifte. Der Bursche wollte die Leiche in den Rhein werfen, aber in der Aufregung
warf er sie nur an das Ufer und wurde bald gefunden.
Auch der Mörder wurde bald gefaßt und gehenkt. Aber noch lange mußte
sein Geist als Reiter mit der Leiche des Mädchens am Schwanz seines Pferdes
um Mitternacht reiten. Man sah ihn von der Mordstelle zwischen Hügelheim und
Buggingen bis an den Rhein, und keiner konnte ihn von seiner Schuld erlösen.
Russen festgebannt
Als einmal die Russen im Land waren, mußte der Schmied von Seefelden bei
Müllheim auch diesen die Pferde beschlagen. Eines Tages kamen auch wieder
einige. Doch als der Schmied die Pferde beschlagen hatte, saßen die Reiter auf,
ohne zu bezahlen. Da rief der Schmied, der sich aufs Zaubern verstand, diesen
nach: „Rite nume zue, ihr chömme doch nit wit!" Und die Russen kamen
wirklich nur bis zur Banngrenze, da gingen die Pferde keinen Schritt weiter. Die
Reiter versuchten vergeblich, sie zum Weitergehen zu bewegen. Schließlich ritten
sie zum Schmied zurück, warfen ihm das schuldige Geld in den Hof, und nun
konnten sie ungehindert weiterreiten.
Mittel gegen Zahnweh
Eine Frau in Seefelden wurde tagelang von Zahnweh geplagt. Da ging sie zu
einer alten Frau, die etwas vom Heilen verstand und noch manches andere. Die
Alte sagte der Frau, sie solle zum Totengräber gehen, von diesem einen rostigen
Sargnagel holen und damit in dem kranken Zahn bohren, bis er blute. Dann
müsse sie etwas Gutes tun, und das Zahnweh würde bis Sonnenuntergang aufhören
. Dazu gab ihr die Alte noch ein Brieflein, das in einen Leinenlappen eingenäht
war, und die Frau mußte das Brieflein um den Hals tragen.
Die geplagte Frau bekam den Sargnagel auch, bohrte im kranken Zahn, bis er
blutete, schenkte einem armen Kind ein Paar getragene Schuhe, und als die Sonne
unterging, hatte auch das Zahnweh aufgehört. Von da an bekam die Frau nie
mehr Zahnweh.
Chuchihänsli
Auf der Burg zu Staufen am Eingang zum Münstertal, saß einst ein Herr, den
man Chuchihänsli (Küchenhänschen) nannte. Der war eine rechte Plage für alle,
die mit ihm zu tun hatten. Seine Leute ließ er sogar vor den Pflug spannen, wenn
er dazu Lust hatte. Das Hetzen und Jagen konnte er selbst an Sonn- und Feiertagen
nicht lassen. Er jagte auch während des Gottesdienstes, denn die Kirche mied
und die Sakramente verspottete er.
Um bei der Jagd keine Zeit zu verlieren, ließ er oft seine Küche auf einen
Krozinger Acker kommen, und dort lagerte, schmauste und feierte seine Jagdgesellschaft
bis tief in die Nacht. Darum hat man ihm den Namen Chuchihänsli
gegeben. Doch der Lohn für seine Untaten blieb nicht aus.
Der Zimmerpeter von Staufen haßte ihn, weil er seiner jungen Frau nachstellte
. Als er ihn wieder einmal bei ihr antraf, schlug er ihn mit der Axt nieder.
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