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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 265
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0051
saftige Ohrfeige, daß er den Spruch umwandelte und fluchte: „Wenn nume der
Teufel un sechs Wetter der Ganggelaris verschlüege!"

Bei einem Lichtgang riß ein Mädchen in ausgelassener Stimmung das Stubenfenster
auf und rief hinaus: „Ganggelaris, chumm iine!" Da steckte er auch schon
den Kopf zum Fenster herein, und vor Schreck warf das Mädchen das Fenster
schleunigst wieder zu.

In der Scheune des Bäckers hatte er sich besonders gerne aufgehalten. Als man
sie abriß, fand man einen gefüllten Geldstrumpf, den der Geist gehortet und gehütet
hatte. Und von dem Tag an gab es keinen Ganggelaris mehr.

Schwarze Kutsche

Der Weg durch das Steinenbachtal bildete schon früher die Verbindung vom
Großen und Kleinen Wiesental über die Scheideck nach Kandern. In einem versteckten
Seitental, oberhalb des ehemaligen Klosters Weitenau, im sogenannten
Surbel, war es einst nicht geheuer.

Es gingen einmal ein paar junge Leute von einem Lichtgang nach Hause. Im
Surbel fuhr ihnen eine kohlschwarze Kutsche über die Köpfe hinweg und rauschte
und toste, als ob der Leibhaftige selbst darin sitzen würde. Die gespenstische
Kutsche fuhr rückwärts, es waren keine Pferde daran, und sie fuhr hinab bis zum
Kloster Weitenau. Man hatte auch schon eine feurige Kugel von Hofen bis zum
Kloster drunten fahren sehen.

Eine Seele erlöst

Im Surbel saß manchmal ein unheimliches Wesen auf dem Grenzstein am Weg
mit feurigen Augen, das nur so groß war wie ein Zwerg und ein graues Fell hatte
wie ein Tier. Man sagte ihm Surbeitier. Jedem, der vorbeiging, streckte er seine
Pfoten hin, doch jeder suchte schnell an ihm vorbeizukommen.

Als einmal einige Holzmacher auf dem Heimweg waren, saß das Surbeitier
wieder auf dem Stein und streckte die Pfoten hin, damit sie ihm etwas hineinlegen
möchten. Die Männer waren schon achtlos an ihm vorbeigegangen, als einer
aus Mitleid mit dem armen Tier wieder umkehrte. Weil er selber arm war, gab
er ihm nur freundlich die Hand. Aber zwei Tage darauf mußte der Mann sterben.
Durch sein Mitleid hatte er eine arme Seele mit seinem eigenen Leben erlöst.

Erdmännlein in Hasel

Zwischen der Stadt Schopfheim im Wiesental und der Stadt Wehr nahe der
Schweizer Grenze haben einst in der Haseler Höhle die Erdmännlein gehaust. Sie
gruben nach Gold, hüteten ihre Schätze und waren freundliche Leutchen. Die Erdweiblein
kamen mitunter auch in die Häuser, wenn gute Menschen darin wohnten,
hüteten die Kinder, versorgten die Kranken und verrichteten heimlich manche
Feldarbeit. Aber wenn in einem Hause geflucht wurde, ließen sie sich nicht mehr
blicken.

Die Erdmännlein halfen den Bauern im Stall und gingen hinüber nach Hausen
in die Hammerschmiede und halfen beim Schmieden. Dem Müller in Wehr mahlten
sie alle Frucht, wenn er schlief, und dafür gab er ihnen zu essen. Doch alles mußte
sauber sein, sonst nahmen sie es nicht an. Ab und zu setzten sich die Erdleutchen
mit ihren Kindern gerne in die Spinnstuben, aber um zehn Uhr mußten sie daheim
sein, weil sonst, sagten sie, ihr Herr mit ihnen schimpfen würde. Manchmal kam
ein Erdmännlein allein zum Müller, das ein zerrissenes Röcklein anhatte. Als das
der Müller einmal sah, ließ er ihm ein neues Röcklein machen und legte es ihm am
Abend auf den Mühlstein. Der Müller beobachtete das Erdmännlein von seinem

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