http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0054
Ketten- und Nagelschmiede genug. Diese mußten in aller Eile unzählige kleine
und viereckige Wurfeiselchen anfertigen mit je einer Spitze nach allen vier Seiten.
Als nun die Vorreiter der Söldner in die Nähe von Schönau kamen, wurden die
Wurfeiselchen dicht auf den Weg gestreut, und sobald sie den Pferden in die
Hufe drangen, wollten sie nicht mehr weiter. Die Reiter bemerkten die Wurfeiselchen
nicht, und die Nachdrängenden beschuldigten sie wegen des Aufenthalts.
Im immer hitziger werdenden Streit, griffen sie zu den Waffen und rieben sich
in diesem furchtbaren Kampf gegenseitig auf. Es wird noch heute erzählt, daß
sich die Wiese von ihrem Blut auf ihrem ganzen Lauf talaus blutrot gefärbt habe.
Den Wurfeiselchen war es zu verdanken, daß das Hintere Wiesental ohne eigene
Verluste in dieser „Schlacht bei Schönau" vom Feind befreit wurde. Davon berichtet
auch das Gemälde in der alten Wallfahrtskapelle in Schönenbuchen hinter
Schönau.
Petrusfelsen
In der Wallfahrtskapelle in Schönenbuchen bei Schönau führen ein paar Steinstufen
in ein niederes kleines Kreuzgewölbe hinab. Ein großer gewölbter Felsen
ragt darin empor mit länglichrunden Eindrücken. Sie rühren davon her, daß
einst der hl. Petrus im Gebet auf diesem Felsen gekniet hatte.
Goldenes Kegelspiel
Auf einem Berg bei Schönau war in früherer Zeit eine Kegelbahn mit goldenen
Kegeln und Kugeln, die den Bergmännlein gehörte. Als sie einmal in den Berg
versank, bewachte ein Bergmännlein im Gebüsch versteckt immerzu den Platz.
Als einmal einige junge Männer den Schatz ausgraben wollten, verteilte das Bergmännlein
so kräftige Ohrfeigen, daß die Burschen das Weite suchten. Keiner
wagte sich mehr an den Reichtum, und das goldene Kegelspiel ruht noch immer
im Berg.
Blaue Bänder
Von Wembach aus im Wiesental, in der Fröhnd, führt rechts ein Weg hinauf
zum „Holzer Kreuz" und zur Holzer Kapelle oberhalb des Dörfchens Holz. Wenn
einmal der Keuchhusten auftrat, den man hier „Blauer Husten" nennt, trug man
blaue Bendel in das Holzer Kapellchen, betete vor dem Heiligenbild und opferte,
und das kranke Kind wurde geheilt. Dieser Brauch wird noch heute ausgeübt.
Der Lotschi von Schönenbuchen
In dem großartigen Künabachtal liegen versteckt die Dörfchen Stutz, Holz und
Stadel am Fuß des 1207 Meter hohen „Hochgescheids" und der „Wanne". Von
dort fließt der Künabach zur Wiese hinab. Kleinere Burgen erhoben sich der Wiese
entlang, und auf einer dieser Burgen hauste ein berüchtigter Raubritter und Wegelagerer
. Weil er von Schönenbuchen her auch ins Künabachtal kam, und weil seine
Holzpantoffeln latschten und lotschten, hieß man ihn den „Schönebuecher-
Lotschi". Schon zu Lebzeiten lauerte er den Handwerkern, den Fuhrleuten, den
Marktfrauen und allen, die Geld bei sich trugen auf und nahm es ihnen ab, und
er wußte genau, wer welches bei sich hatte. So trieb es der unheimliche Geselle
auch nach seinem Tod noch lange weiter, und am liebsten in Vollmondnächten.
Schon von weither hörte man seine Holzschuhe klappern, und jeder, der unterwegs
war, fürchtete sich vor ihm. Keiner konnte ihn vertreiben, und hätte er ihm
nicht alles, was er bei sich hatte, gegeben, so wäre es ihm schlecht ergangen.
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