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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 280
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0066
Freibrief für die Wieser Mühle

Die Müller von der Wieser Mühle stammten aus demselben Geschlecht wie die
Säger vom Sägengrund, und schon von Anfang des 13. Jahrhunderts gehörte diese
Gegend den Markgrafen von Sausenberg.

Es mag um die Zeit des Dreißigjährigen Krieges oder noch früher gewesen sein.
Da mußte ein Müller aus der Wieser Mühle für seinen Fürsten Kriegsdienste
leisten. Es war eine unruhige Zeit, und immer wieder gab es kriegerische Händel.
Der Markgraf mußte hin und wieder in seinem Basler Haus Schutz suchen und
alles hier im Stich lassen, und auch seine Untertanen flüchteten nach Basel oder
in die nahen Wälder.

Einmal kam der Fürst bei einem Streit in Basel in große Gefahr, und der junge
Müller rettete ihm unter eigener Gefahr das Leben. Nachdem wieder Ruhe war,
kamen der Markgraf und auch der Müller glücklich und gesund nach Hause.

Eines Tages erschien der Markgraf mit Begleitung in der Wieser Mühle, und
der Müller konnte sich nicht denken, in welcher Absicht er selbst zu ihm kam.
Wohl war ihm der Besuch eine hohe Ehre, und er bewirtete die Gäste so gut es
ihm möglich war.

Schließlich sagte der Fürst dem Müller, er habe nicht vergessen, daß er ihm
Dank schuldig sei und überreichte ihm einen Freibrief für die Mühle. „Auf ewig
und alle Zeiten", stand darin, gehöre von jetzt an die Mühle dem Müller und er
brauche nun keine Abgaben mehr an den Landesherrn entrichten. Doch der Müller
lehnte zunächst aus Bescheidenheit ab, er könne den Freibrief nicht annehmen,
denn er habe in Basel ja nur seine Pflicht getan. Aber sein Landesherr bestand
darauf und sagte, es mache ihm Freude, einem treuen Untertanen das zu geben,
was im gebühre. Und so wurde die Mühle Eigentum des wackeren Müllers.

Im Dreißigjährigen Krieg brannte das halbe Dorf Wies und auch die Wieser
Mühle ab. Ein neues Geschlecht erbaute an ihrer Stelle wieder eine neue Mühle,
doch heute geht auch dort das Mühlenrad längst nicht mehr.

Ende der Schweizermühle

Nahe bei dem Schwander Brücklein stand einst an der engsten Stelle des Wieser
Tales die „Schweizermühle". Man hatte der Mühle diesen Namen gegeben, weil
der schluchtartige Engpaß entlang der Köhlgartenwiese an die Schweiz erinnert.

Im Dreißigjährigen Krieg kam ein fremder Müller nach Wies, der als Landsknecht
verschiedenen Herren gedient hatte. Von seinen Kriegszügen habe er Säcke
von Gold und Geld mitgebracht, wurde erzählt, an dem aber viel unschuldiges
Blut klebe. Der fremde Müller kaufte die Schweizermühle, weil er glaubte, in
diesem verborgenen Tal vor Räuber und Gesindel sicher zu sein, die damals das
Land unsicher machten. In jener Zeit konnte der Müller auch viel Feld und
Wald billig erwerben, dingte Knechte und Mägde, und Mädchen und Buben
wuchsen in der Mühle heran.

In die Nähe des Tales waren bis dahin selten einmal wilde Banden gekommen,
denn es war bekannt, daß die Bauern den Zugang zu der engen Schlucht versperrt
hatten und keinen hineinließen.

Einmal aber kamen an einem frühen Morgen Menschen auf der Flucht das Tal
herauf und riefen schon von weitem: „Der Schwed chunnt! Der Schwed chunnt!"

Sehr erschrocken hörte man das auch in der Mühle und wußte, daß es nichts
Gutes bedeutete. Wohl hatte man droben auf dem Berg in einer Felsenhöhle schon
lange das Wertvollste, auch Lebensmittel und Kleider versteckt, und in äußerster
Not konnten sich die Müllersleute auch dort in Sicherheit bringen. Doch die
Frauen und Kinder mußten ohne ihre Männer und Väter nun in die Höhle hinauf,
denn der Müller konnte sich von seiner Mühle und seinem Hof nicht trennen.

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