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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 288
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0074
bedeckt mit blutunterlaufenen Schwielen. Und jedermann wußte, daß sie die
Schwielen von den Schlägen mit dem Geißelstock bekommen hatte.

Der wilde Bulach

Der Förster Bulach war vierzig Jahre lang ein getreuer Verwalter der großen
Wälder, besonders um den Rohrberg, gewesen und genoß viel Volkstümlichkeit.
Deshalb sagte man nach seinem Tode, wenn der Sturm um die Hohe Möhr tobte,
das sei „der wilde Bulach". Oft soll er auch in den Wäldern Leuten begegnet sein.

Einmal ging in der Nacht ein Mann von Sonnenmatt nach Gersbach zurück. Ein
wenig übermütig rief er am Glasbrunnen: „Bulach, du bisch mii Fründ!"

Da kam auf einmal ein großer Hund auf ihn zu, sprang an ihm hoch und
legte seine breiten Tatzen lange auf seine Schultern. Fast hätte er den Mann zu
Boden gedrückt, tat ihm aber nichts und war plötzlich wieder verschwunden.

Ein anderer Mann ging öfters von Sonnenmatt nach Rohrberg hinüber zu
Licht, das heißt, um bei Licht mit Freunden zusammenzusitzen. Einige Male ging
der wilde Bulach an ihm vorbei oder er sah ihn irgendwo im Wald gehen.

Ein andermal begegnete der wilde Bulach einem Manne am Glasbrunnen und
sagte zu diesem: „Wenn du nit das Brot im Sack (Tasche) hättsch, so wärsch
du mii!" Woher konnte der wilde Bulach wissen, daß jener Brot in einer Rocktasche
hatte? Jedenfalls ist der Mann nie mehr bei Nacht am Glasbrunnen vorbeigegangen
.

Der Schatten vor dem Fenster

In Gersbach lebte einmal ein Hexenmeister, dem man wenig Gutes nachsagte.
Einmal, in einer mondhellen Nacht, wollte ein Bursche sein Mädchen besuchen.
Unter dem Fenster rief er seinen Namen. Als das Mädchen nicht antwortete, stieg
er durch das offene Fenster in die Kammer. Da lag in ihrem Bett ein Mann, der
tot und kalt war. Der Bursche sank vor Schrecken auf das Fußende des Bettes,
saß wie gelähmt da und starrte zum Fenster. Plötzlich sah er einen großen
Schatten davor, der aber sogleich wieder verschwunden war. Im nächsten Augenblick
war auch der Tote verschwunden, und das Mädchen lag im Bett und atmete
tief auf. Als das der Bursche sah, floh er vor Entsetzen und kam nie wieder.

Hexenmeister als Katze

In einem Dorf bei Gersbach war ein Mann als Hexenmeister bekannt. Der ging
einmal abends um fünf Uhr am Hof eines Bauern vorbei, vor dem dessen Sohn
und der Pflegesohn standen. Es waren zwei größere Schulbuben, und einer der
beiden rief übermütig: „Jetz chunnt der Hexebanner! Gib acht!" und beide versteckten
sich hinter dem Scheunentor.

Da drehte sich der Hexenbanner um, drohte den beiden mit seinem Knotenstock
und ging weiter zu einer kranken Frau im Unterdorf, die er behandelte. Gerade
dorthin mußten die beiden Buben gleich darauf einen gekochten Schinken tragen.
Da kam auch der Hexenmeister gerade wieder zurück, lief zuerst an den Buben
vorbei, drehte sich auf einmal wieder um und rief: „Warte nume bis hüt z
Nacht!" und sie liefen erschrocken davon.

Der Sohn schlief im zweiten Stock, der Pflegesohn in einer Dachkammer. Der
bekam noch Besuch von seinem älteren Bruder, den er später hinausbegleitete und
hinter ihm die Hoftüre und die Haustüre abschloß, weil die andern schon zu
Bett gegangen waren. Als der Bub aber kaum eine Viertelstunde im Bett lag,
hörte er die Haustüre gehen und dann jemand die vier Treppen heraufkommen,
bis vor seine Kammertür. Es war mondhell, und er sah, wie eine schwarze Katze

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