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rannten davon, denn sie hörten schon den Bauer kommen. Als der Bauer, die
Bäuerin und die Magd in den Keller kamen und nachsahen, schlüpfte der Kleine
hinter ihnen ungesehen zur Türe hinaus und lief in den Garten. Dort fand er im
Bienenstand einen leeren Bienenkorb und setzte sich hinein, weil er dachte,, die
Räuber würden ihn da wohl nicht finden.
Die Räuber hatten sich hinter der Scheune versteckt, und als alles wieder ruhig
war, durchsuchten sie auch den Garten nach etwas Brauchbarem. Da entdeckten
sie die Bienenkörbe, und weil sie glaubten, sie seien voll Honig, sagte einer:
„Wenigstens öbbis zuem Mitneh!" Sie suchten den schwersten aus, doch gerade
in dem saß der Kleine. Erst am andern Morgen sahen sie, wen sie im Korb
hatten und waren sehr zornig, weil ihr Raubzug nicht mehr Erfolg hatte. Sie
nahmen ihn mit, und als sie im Wald zu einem alten Weinfaß kamen, steckten
sie den Kleinen hinein und ließen das Faß liegen. Der Kleine weinte lange und
schlief zuletzt ein.
Da kam ein Fuchs des Weges daher und sah das Faß. Es gelüstete den Fuchs,
ein wenig Wein zu kosten, und weil das Faß noch frisch nach Wein roch, versuchte
er mit der Pfote daran zu kommen. Doch als ihm das nicht gelang, steckte er
seinen langen Schwanz zum Spundloch hinein. Der Fuchsschwanz kitzelte den
Kleinen an der Nase, er erwachte und hielt sich schnell daran fest. Der Fuchs
bekam einen solchen Schreck, daß er davonlief, und weil der Kleine sich am
Schwanz festhielt, das Faß hinter sich her zog.
Bald merkte der Kleine, daß es bergab ging, ließ plötzlich den Schwanz los,
das Faß kugelte den Berg hinab und zerschlug an den Steinen. Nun war der
Kleine endlich wieder befreit und sah nicht weit davon sein Elternhaus. Schnell
lief er heim, und alle freuten sich von Herzen, daß ihr Kleiner wieder da war.
Sie lebten glücklich und zufrieden miteinander, bis sie gestorben sind.
Lügenmärchen
Einmal wollten drei Männer über einen Bach, aber es ging keine Brücke darüber
. Da legten sie einen Strohhalm über den Bach; doch als sie in die Mitte kamen.
brach der Strohhalm und alle drei fielen ins Wasser. Nun lief einer davon schnell
ins Dorf zurück, holte einen Rechen und rechte die beiden andern heraus.
Die drei Männer gingen weiter, bis sie zu einem großen Wald kamen. Der bestand
aus drei Tannen. Die eine hatte keinen Stamm, die zweite keinen Dolder
(Wipfel) und die dritte war nirgends zu sehen. In dieser war ein Vogelnest, und
einer kletterte hinauf und wollte die Vögel ausnehmen. Aber weil das Loch zu klein
war, mußte er heimgehen und eine Axt holen. Damit machte er das Loch größer
und konnte die Vögel herausnehmen. Der eine hatte keine Flügel, der andere
keine Federn und der dritte war nirgends zu sehen. Diesen nahmen sie mit.
Nun gingen die drei Männer weiter und kamen zu einem großen Dorf. Das
hatte drei Häuser. Eines davon hatte kein Fundament, eines kein Dach und das
dritte war nirgends zu sehen. In das gingen sie hinein. Sie kamen zuerst in die
Küche, in der die Frau Küchlein backte, und dabei mußte die Magd mit einem
Eiszapfen hinter einem Sack voll Wasser leuchten. Nun gingen die Männer in
die Stube, da stand auf dem Tisch eine Platte voll Chüechli, der Rock des Mannes
saß hinter dem Tisch und aß Küchlein, soviel er konnte. Der Mann aber hing am
Ofenstänglein. Da kam die Frau mit dem Kochlöffel herein und gab jedem der
Dreien damit so eine hintendrauf, daß sie flogen, bis sie daheim waren.
Wie d Meisler Chille an ihre Platz cho isch
Wemme seht, wie d Meisler Chille am untere Änd vom Dorf schtoht, no frogt
me sich, wa händ d Bauhäre vo annedozumol sich au dänkt? Suscht schtöhnd
doch d Chille zimli in dr Mitti vo dä Ortschafte und it ä so näbenusse.
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