Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 306
(PDF, 42 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0092
schwarze Gestalt. Dieser bindet böse Buben mit einer Kette auf seinen Rücken
und trägt sie kriechend zum Gespött der draußen wartenden Buben auf die Straße
hinaus. An diesem Abend wurden dürre Zweschgen und Nußkerne zum Wein
angeboten und schöne große Gebildbrote den Gästen geschenkt. Der wirkliche
Namen von jeder Brauchtumsgestalt muß stets geheim bleiben. Ein Verräter des
Namens wird meistens ausgestoßen. — Viele andere Bräuche und Gebräuche gab
und gibt es heute noch zu beachten. Schon vor Weihnachten treffen sich die
Nachbarn und Freunde auch heute noch manchmal zum Nußausmachen, zum
Liechtgang und zum Schlachtfest, zu der Metzgede. Bei dieser gab es früher
zum z Nünineh Schwellfleisch, auch etwas gekochte Leber mit Salz, Brot und
Wein. Mittags kam zuerst eine Suppe, Fleischbrühe mit gebähten Weißbrot-
schnittchen, dann Schwellfleisch mit Meerrettich und Brot auf den Tisch, darauf
kam der Metzgerbrägel und brägleti Herdöpfel (auch Grumbire geheißen). Heute
gibts dafür manchmal Nudeln. In Wirtschaften wird gewöhnlich Schwellfleisch,
je eine Blut- und Leberwurst, vielleicht auch eine Bratwurst mit Sauerkraut,
Meerrettich und Herdöpfelstock (Kartoffelbrei) geboten. Zum Metzgerbrägel werden
gute kleine Fleischstückchen angebraten, die Soße mit Mehl gebunden und
mit einem Schuß Wein und Schweineblut verfeinert. Metzgede ist immer noch sehr
beliebt. Der Metzger schickt gerne einen der Umstehenden zu sich nach Hause,
um den „Bratwursthobel" zu holen. —

Bevor ein kleines Kind nicht getauft war, durfte weder das Kind noch die
Mutter unter dem Dachtrauf hervortreten, so wenig wie eine Braut am Hochzeitsmorgen
— damit sie vor bösen Mächten beschützt blieben. Erst wenn am Hochzeitsmorgen
vor dem Kirchgang die Kränzler gekommen sind, vor der geschlossenen
Haustüre gesungen und dann kräftig an diese gepocht haben, darf sich das
Brautpaar zeigen und bekommt ein gerahmtes Carmen (Gedicht) geschenkt (noch
in Obereggenen). Bei einer Taufe in der evangelischen Kirche stehen hie und da
bis zu zehn Personen Pate. Die jüngste Patin trägt das Kind zur Kirche, die
älteste wieder nach Hause. Als Patengeschenke gabs früher je einen silbernen
Löffel, Becher oder Serviettenring. Heute werden auch bei Konfirmationen, Kommunion
, am Weißen Sonntag, acht Tage nach Ostern, wie bei Hochzeiten größere
Geldgeschenke gegeben. Mit dem Geld, oft einige hundert Mark, können dann
größere Wünsche erfüllt werden.

Noch heute ist es üblich, daß der Vater mit dem Konfirmand oder der Konfirmandin
drei bis vier Wochen vor der Konfirmation am Sonntag Judica zu jedem
der Paten geht, um sie mit den Ehepartnern zur Feier einzuladen. Dabei bedanken
sich die Konfirmanden mit einem selbstgeschriebenen Dankbrief bei den Paten für
alle erwiesene Liebe und Freundlichkeit.

Beim Kirchgang durften der Braut nicht die Spitzen des weißen Unterrocks
unter dem schwarzen Kleid hervorschauen. Das hätte den frühen Tod der Braut
angezeigt.

Wenn die Hochzeitstorten im Backofen, oder der Brotteig in diesen „eingeschossen
" ist, hält sich die Köchin oder die Bäuerin mit beiden Händen oben am
Schüsselstiel fest, indem sie den Schüssel (das Backbrett) senkrecht vor die Backofentüre
stellt. Dreimal zieht sie sich am Stiel (hüpft) hoch und sagt dazu: „In
Gotts Name!", damit das Backwerk gerät und gut ausgibt (in Feldberg). Aus demselben
Grund drückte eine junge Bäuerin (in Neuenburg) das Kreuzzeichen unter
Anrufung der drei höchsten Namen in den gekneten Brotteig in der Backmulde.

Der Tod eines Dorfbewohners wird den andern mit dreimaligem Läuten der
mittleren Glocke angezeigt. Noch um 1920 wurden zwei jüngere Männer zur
Nachtwache bei Verstorbenen gebeten. Sie bekamen dafür, außer gutem Essen
und Trinken, zum Dank ein gutes Hemd geschenkt. Nach einer Beerdigung treffen
sich die nächsten Verwandten und Freunde zu einem einfachen Mahl. Dabei ist
es schon oft vorgekommen, daß die Verstorbenen so „beweint" wurden, daß der

306


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0092