http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0147
Seinen Vater Ludwig Eichrodt bringt der Sohn Friedrich mit dem nachfolgenden
„Blauen"-Gedicht:
„Auf dem Blauen
O Heimat am Rhein, alemannisches Land,
Strombraut, o geliebte, dich faßt meine Hand.
Hier hoch auf dem Blauen, auf Schwarzwaldhöh',
Hier grüß' ich die Heimat, so weit ich nur seh'.
Vogesen, darüber der Goldduft wallt,
Ihr Berge von herrlicher Hochgestalt,
Ihr fesselt den Blick, dann schweifet er hin
Nach Süd', wo die Alpen, die ewigen, glühn.
Und waffn' ich das Auge und schaue hinaus,
Ich schaue die Heimat, die weite, nicht aus,
Die sonnigen Gauen, voll Reiz und voll Wein,
Die lachenden Lande durchströmet vom Rhein.
Nochmals zwei Strophen ähnlicher Bauart und Aussageanhäufungen. Der Sohn
hatte das den „Gesammelten Dichtungen" seines Vaters (Stuttgart, 2 Bände, 1890)
entnommen. Man spürt darin wohl eine größere Geschicklichkeit und auch ein
lebendigeres lyrisches Temperament, doch zum Bestteil des Biedermeierdichters
(geboren 1827 zu Durlach, mit dem u. a. auch im Oberland wirkenden Arzt Adolf
Kußmaul befreundet, später Lahrer Oberamtsrichter und Betreuer des dortigen
Kommersbuches, verstorben 1892 ebenda) dürfte das „Blauen"-Gedicht leider
nicht gehören. Seine Domäne war in erster Linie der Humor und die Karikatur,
wie er dergleichen vorab in der Neuherausgabe bzw. Neubearbeitung der Sauterschen
Gedichte (des „Dorfschulmeisterlein") entsprechend nutzen und anwenden
konnte. Übrigens geben die restlichen Gedichte aus seiner Feder, die der getreue
Sohn zu Ehren seines Vaters der Anthologie miteinverleibte (insgesamt 10 an der
Zahl!), kaum mehr als das eben Vorgetragene.
Von Max Bittrich stammt das nächstfolgende Gedicht „Funkensonntag am
Blauen", es besteht aus insgesamt sechs wuchtigen Strophen a acht Zeilen und
kann sich — zumindest am bisher Gebrachten gemessen — durchaus sehen, lesen
und hören lassen. Daraus am besten einige typische Verse:
»* • •
Zerrissene Wolken, gleich endlosem Rauch
Wälzen sich ruhlos von Berg zu Tal,
Zu netzen mit laulichem Frühlingshauch,
Was tot und starr war, vereist und kahl;
Sie grüßen mein windschiefes Heimatnest
In weiter Ferne.--Wie liegt so bleich
Des Mondes Strahl auf moorigem Teich
Und schwellenden Schlehn-Geäst!
Und horch nur, horche! Was scherzt und singt
Auf freien Höhen zu nächtlicher Stund'?
Wo Feuer und Feuer lodernd winkt,
Da fliegt der Zopf und da jauchzt der Mund!
Da knistern Reiser, kracht Scheit auf Scheit;
Im Funkenmeer ruht der Acker bald:
Mein Schwarzwald, mein Rhein und mein Wasgenwald
Begrüßen die Frühlingszeit.
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