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Die seit 1219 in Freiburg nachgewiesene Familie Schnewelin verwaltete das Erblehen
bis 1300, tauschte es sodann gegen die Feste Landegg bei Emmendingen mit
den Johannitern zu Freiburg. Diese veräußerten den Widemhof mit allen Hofrechten
im Jahre 1319 weiter an das 1310 neugestiftete Frauenkloster Königs-
felden im Berner Biet, mit Ausnahme des Kirchensatzes, der bei den Johannitern
weiterhin verblieb. Die Äbtissin dieses Klosters, die verwitwete Königin Agnes
von Ungarn, welche auch dem Klösterlein Sitzenkirch einen Altar mit Pfründen
gestiftet hatte, einigte sich 1348 mit dem Johanniterhaus zu Neuenburg und der
Gemeinde Schliengen über die Anteile an den Baukosten für den Turm, die
steinerne Schneckenstiege (Wendeltreppe, Wendelstein) und den Chor der Kirche:
die beiden Orden übernahmen den Bau und die Erhaltung zur Hälfte, die Gemeinde
die andere Hälfte.
Vom Großen Zehnten reichte Königsfelden künftig weiterhin den Quartzehnten,
also ein Viertel, an das zuständige Hochstift Konstanz. Anläßlich der Schweizer
Reformation 1528 hob der Stand Bern das Frauenkloster Königsfelden auf und
ließ das Einkommen durch einen bernischen Amtmann verwalten, in Schliengen
noch im 18. Jhdt. durch einen schliengischen „Statthalter" von Toussaint.
Das andere für die Geschichte von Schliengen bedeutsame Hofgut war der Mur-
bach'scbe Dinghof mit einem Hofgericht für alle murbachischen Leute und Güter
im Dorf und in der Umgebung und einem gewissen Zehntanteil. Das Gut samt dem
Dinggericht, dem Niedergericht über die zugehörigen Güter und deren Träger, die
Huber, die Hofgenossen, nutzten und verwalteten als Erblehen angesehene ritterliche
Herrenfamilien, als erstbekannte zuerst die Edlen von Staufen, sodann die
Brüder Hamann und Dietrich Schnewelin von Landegg. Von diesen fiel das Gut,
wohl durch Verschuldung und mehrfache Verpfändung im Jahre 1413 wieder
zurück an das Kloster Murbach, das es in der Folgezeit an die Familie von
Blumeneck weiter verlieh, welche Stammes- und wappenverwandt mit der Familie
von Blum(en)berg bei Bonndorf war. Als erster trat Hans von Blumeneck, der
mit Anna von Landeck, der Tochter der Anna Schnewelin von Landeck (f 1466)
verheiratet war, das Erblehen in Schliengen an; ihm folgten dessen Nachkommen:
Otmann, 1454; 1481 Ludwig und 1505 Caspar von Blumeneck. Dann fiel das
Lehen an Hans Oswald von Hadstatt, der mit Ursula von Blumeneck verheiratet
und 1522 Gerichtsherr in Schliengen war, danach kurz an deren Sohn Hans
Christoph, den Besitzer der Herrschaft Kirchhofen.
Den Edlen von Hadstatt folgte 1523 als Inhaber des Murbachschen Dinghoflehens
Jakob Nagel von der Alten Schönstein und sein Bruder Hans, welche 1523
und 1533 das Lehen dem Abt von Murbach bestätigten. Diese wenig bekannte
Adelsfamilie aus der Gegend von Lindau war Lehensträger des Klosters St. Gallen.
Hugo von Schönstein kaufte 1358 die Burg „Grünen Schönstem" bei Bregenz,
welche bei Raubüberfällen 1395 zerstört worden ist; den „Burgstall" also die
Burgreste verkaufte nun die Familie, die sich fortan „Nagel von der Alten Schönstein
" nannte, an den Grafen von Montfort.
Im Jahre 1513 kam Jakob Nagel v. d. A. Schönstein als margräflicher Landvogt
nach Rötteln und von dort bewarb er sich um das Murbach-Lehen in
Schliengen. Ihm folgten:
1553: Hans und Dietrich
Wolf Dietrich (f 1593); danach dessen Söhne Hans Burkard, Hans Friedrich;
und Hans Jakob und danach dessen Sohn Johann Ulrich
1630: Hans Konrad, und als letzte im Mannesstamme
Hans Dietrich, der als Domherr zu Basel im Jahre 1651 starb,
Franz Konrad starb unvermählt, siegelte aber noch in Schliengen 1671,
bevollmächtigte danach seinen Schwager Joh. Adolf Rauch von Winnenda
mit der Wahrnehmung des Lehenrechts.
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