http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0175
Als der Obervogt von dem einzelgängerischen Unternehmen des sogen. Komplotts
erfahren hatte, richtete sich sein verletzter Stolz gegen die Rädelsführer.
Bei einem Einzelverhör von Bürgern wollten die meisten von der Sache nichts
wissen. Aber der gewitzte Obervogt meinte, es sei doch verwunderlich, daß
niemand etwas wolle gewußt haben, wo doch selbst der Stabhalter Pferde und
Wagen zur Reise gestellt habe. Auch habe ja die Gemeinde versprochen, die Nebenaltäre
zu zahlen, wenn der — verstorbene — Pfarrer den Hochaltar auf Kosten der
Kirche machen lasse. Die Kanzel anzuschaffen, habe er auch nicht befohlen.
Der Nachfolger des Barons von Reichenstein, der neue Landvogt von Rotberg
bewarb sich in Pruntrut um gütliches Verständnis für die Lage der Gemeinde;
von dort kam aber als Antwort die Aufforderung an die Vorgesetzten, sie mögen
ihre bisherigen „dunklen und verwirrten Klagen und Bittschriften" nochmals neu
fassen und vortragen. Über den weiteren Erfolg dieser Gesuche liegen keine
Akten vor. (GLA 176/224; 1573—1756; 176/225; 1759—1761).
Die Liste der ersten Pfarrherren, nach den vorliegenden Akten:
1275: Ist ein Plebanus in Schliengen erwähnt, das dem Decanat Fürbach unterstand
;
1323: Bruder Niclaus de Nasse, Leutpriester;
1343: Kunrat der Keiser, Leutpriester und Techan zu Schi.;
1363: Virgilius, Johanniter-Bruder, Leutpriester zu Schi, und seine Schwester und
Halbnonne Elisabeth Higenlin;
1395: Johannes von Muntzach, Leutpriester;
1396: Johann Keoiffi; Leutpriester
1443: Hans Klein von Munzach, Leutpriester
1465: Frater Theobalt Winkler, St. Johanniter-Orden.
B. Zwei Landesfürsten beanspruchen die Gebietshoheit in Schliengen
Der Fürstbischof von Basel und der Markgraf von Hachberg-Sausenberg als
Landgraf.
1. Die Dorfhoheit des Basler Hochstifts
Als sich das Dorf Schliengen erstmalig unter dem Krummstab des Basler Fürstbischofs
in der Geschichte vorstellte, waren die ursprünglichen Hoheitsrechte dem
Hochstift de facto schon weitgehendst an seine Lehensträger, zunächst an seine
breisgauischen Vögte und Grafen von Osenberg, dann als Afterlehen weiter an
die reiche Basler Patrizierfamilie der Schaler und von dieser durch Verkauf
im Jahre 1327 an die neuenburgischen Ritter von Neuenfels, welche das Afterlehen
im Jahre 1343 zuletzt wieder an das Hochstift, den ursprünglichen Lehensherrn
, verkauften; dabei werden die Dörfer Schliengen, Steinenstadt, Mauchen
und der Burgstall Altiken erstmals zusammen genannt. Über den Ursprung, die
Herkunft und die Zeit der Besitznahme dieser Orte durch das Basler Hochstift
gibt keine Urkunde Auskunft. Bei den Ortsnamen, welche in der päpstlichen
Bestätigungsurkunde von Papst Innozenz II. im Jahre 1139 als Besitz von Gütern
und Rechten im südlichen Breisgau für das Fürstbistum Basel erwähnt sind, fehlt
sowohl Schliengen wie die 1343 zusammen genannten Nachbarorte, während u. a.
die Höfe und Kirchen in Istein und Haltingen genannt sind ").
Als das Usenbergische Haus im Jahre 1380 erlosch, fiel auch das ganze Lehen
Schliengen de jure an das Hochstift heim, womit sich die Nutzherrschaft mit der
Landeshoheit in der ursprünglichen Hand wieder vereinigt hat.
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