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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 49
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Im übrigen sind sich die Wörterbücher über die Entlehnung aus dem Romanischen
einig. Schon im Althochdeutschen hieß es „zibolla, cibel, ciphol" aber auch
„zwibolla und zwivolle". Dabei wird eine Anlehnung an andere Zusammensetzungen
mit zwi-, etwa zwifeltic, zwilich (= doppelfädig, bei uns Zwilch)
angenommen, also Zwi + bolle. Das Mittelhochdeutsche und frühe Neuhochdeutsche
kennt entsprechend zipolle, zibölle, zibol, zipel, cibull, zübel, zwi-
bolle, zwival, zwivil.

Aber eigenartig ist, daß auch für das Niederdeutsche und Niederländische die
Formen ohne w (aber mit -p-) bezeichnend sind: cypolle, zipel, ziepel, im Altdänischen
cipul. Daraus geht klar hervor, daß sprachhistorisch gesehen das Wort
wohl aus dem Kloster-Küchenlatein übernommen ist, daß die Form „Zwiebel"
eine volksetymologische Bildung ist, durch die Übernahme ins Hochdeutsche „geadelt
". Derfür zeigt s'alemannischi Zibele die sprochlich richtigi Form no hüt.

Sinnd dänn so guet: nämmet Zibelewaie, wo's richtigi git.

Schwere Eigennamen

Jeder Mensch hat Anspruch auf seinen richtigen Namen und dessen richtige
Schreibweise. Das gilt auch für Personengemeinschaften, z. B. die Bewohner einer
Stadt wie Basel. Sie heißen Basler, haben eine Basler Regierung, einen Basler
Zolli, eine Basler Fasnacht und Zeitungen, auf denen dieser Name dick gedruckt
steht. Es gibt aber deutsche Besserwisser (oder besser Nichtwisser?), die darauf
bestehen, daß Basler falsch sei und es Baseler heißen müsse. Und je weiter weg,
umso besser weiß man es, z. B. bei einem Hamburger Nachrichtenmagazin. Und
inzwischen kommen sie auch nach Lörrach.

Auf Parallelfälle wie Zürcher, Münchner, Kölnisch müssen wir uns gar nicht
berufen. Es gibt bei uns in der Nähe Fälle, die den hochsprachlichen Dünkel ins
rechte Licht setzen. Bei uns gibt es die Namen Suter, Sutter und Sütterlin. Das
hat nicht vornehm genug, nämlich nach Dialekt geklungen. Deshalb sind diese
Namen gelegentlich, vor allem von den Schwaben, ins „richtige" Deutsch gebracht
worden. Jetzt heißen sie dort Sauter und Seuterlein. Wenn das die alten Römer
gewußt hätten, hätten sie ihre Schuhmacher gewiß nicht „sutor", sondern von
Anfang an sautor genannt.

Es gibt Leute, die meinen, es gäbe so etwas wie hochsprachlichen Dünkel, wie
mir das oben schon hinausgerutscht ist. Das ist es sicher meistens nicht, denn das
würde doch wohl voraussetzen, etwas von der Sprache zu verstehen, oder sehe
ich das falsch? Was aber ist es, was Leute veranlaßt, die Namen anderer anders
zu schreiben, als es die Namensträger selbst tun und wünschen?

Tanzen die Mäuse auf der Mäusmatt?

Z'Rhiifelde git's e Müßmattstroß, z'Meisele (für Lüt wo nit dureluege zu Minsein
) git's e Mäusmattweg. Tanze z'Meisele d'Müüs uf der Mäusmatt? Aber
wenn's en ächti Übersetzig ins höchdütsch wär, no mießt's doch richtig „Mäusematt
" heiße, oder nit? Wohrschints hän sie's sellemols no nit chönne. Oder wie
isch das?

Der Chemifäger gesteht, daß er weder die alten Urkundenbelege noch die
Flurnamen in den Katastern nachgesehen hat. Aber in unserer Landschaft gibt es
allenthalben Flurstücke mit den Namen Moos-, Mies-, Müßmatt und Wegebezeichnungen
danach, die alle ihren Ursprung der gleichen Sache zu verdanken haben.

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