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jüngeren Leuten besonders beliebt, und Wolff fügt bei, dies gelte „nicht nur für
Norddeutschland, sondern auch für den Südwesten, wo tscbüs den traditionellen
Ausdruck ade zu verdrängen droht."
„Pfueti Gott, habe die Ehre". Die im bairischen Dialektraum (dazu gehört auch
Österreich) allgemein noch zu hörenden schönen und stilvollen Grußformeln können
hier nicht behandelt werden, weil sie bei uns praktisch nicht vorkommen.
„Servus, tschau". Dagegen sei servus, früher vor allem in Österreich gebraucht,
in Südwestdeutschland inzwischen eingebürgert (und ist, wie wir beifügen können,
bei uns recht häufig gebraucht). Das Gruß wort „Heil" dagegen ist, obwohl es
(auch) keine nationalsozialistische Erfindung war, sondern aus der Zeit des Jugendstils
und der Wandervogelbewegung stammt, infolge seiner politischen Diskreditierung
völlig verschwunden. Den Abschiedsgruß tschau habe noch Kretsch-
mer nur in Österreich vorgefunden, wo es in der Folge durch servus, Heil und
habe die Ehre fast völlig verdrängt worden sei, denn Eichhoffs Untersuchung
melde das Wort nicht mehr aus Österreich, sondern ausschließlich aus der Schweiz.
„Auf Wiedersehen". Zu Kretschmers Zeit sei dieser Ausdruck als schriftsprachlich
angesehen und nur wenig auch in der Umgangssprache gebraucht worden. In
jener Zeit sei er „von Freunden der Sprachreinheit" verwendet worden in der
Absicht, das fremde adieu zu verdrängen. Dieser stilistische Stand von „auf
Wiedersehen" sei auch nach der heutigen Untersuchung „fast unverändert geblieben
", das Wort sei hauptsächlich aus der DDR und dem Rheinland gemeldet,
und auch dort sei tschüs umgangssprachlich bevorzugt.
Was hört man bei uns?
Wie sieht es nun in unserem engeren Gebiet (Hochrhein von Schwörstadt bis
Grenzach, Wiesental und Rebland von Weil bis Staufen) aus? Was hört man bei
uns? Zunächst scheint es, daß adieu keineswegs ausstirbt, sondern noch ziemlich
häufig gebraucht wird, daneben auch die (entrundete) Dialektform adie. Dazu
hört man auch das früher eher kindersprachlich gebrauchte „ada", allerdings nur
im familiären und Bekanntenkreis. Im saloppen Umgang werden auch servus und
salü (allgemein wohl unbewußt das französische Wort für Heil) oft gehört. Dazu
kommt die in den Dialekt übernommene Variante soli und das aus der Schweiz
übernommene tschau (norditalien./tessinisch ciao/ciavo), etwa gleichbedeutend
mit servus - Diener), dies letztere ist freilich seltener.
Im formellen Umgang ist dagegen, wie wir meinen, „uf widerseh" und „uf
widerluege" (oder, hochdeutsch auf Wiedersehen) ziemlich häufig, in der Häufigkeit
vielleicht an erster Stelle, und zwar sowohl im Dialekt als auch, besonders
ausgeprägt, im umgangssprachlichen Jargon, den man jeweils bei uns oder in Freiburg
als „hochdeutsch" bezeichnen würde, ohne daß dies weiter weg auch als
solches empfunden würde. Uf widerluege sagt dabei etwa dasselbe wie „Schau
wieder herein" (bei mir, ins Geschäft oder ähnlich). Beides, uf widerseh und uf
widerluege wird übrigens auch jenseits der Grenze, in Basel und Umgebung gebraucht
.
Es wäre interessant, aus unserem Gebiet genaueres zu erfahren. Wer dabei mitmachen
will, den bitten wir, uns die Beobachtungen — etwa einer — Woche bald
einmal mitzuteilen, vielleicht für jeden Ausdruck getrennt mit einer Strichliste,
der die folgenden Daten zu entnehmen sein sollen:
Ort des Gesprächs — Dial. — Umg'Spr. — Hochdt. — jg. Gen. — mi. Gen —
—alte Gen.
Schluß
Welche Wörter gebraucht werden, diese oder jene, wird dem Beobachter im
allgemeinen gleichgültig sein. Aber bei dem für die junge Generation bis etwa
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