Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 64
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0070
700 Jahre hinteres Kleines Wiesental

Festrede am 18. 11. 1978 in der Festhalle zu Tegernau
von Gudrun Welsch-Weis

„Unsern Gruß, liebe, edle Getreue!" So hän ammig in alte Zite unsi Markgrafe
d Vögt und d Pfarrer im Land — au sälli vo Dägernau und Neuwäg — in ihre
amtliche Schribe begrüeßt, un an dere bluemeriche Umschribig gmesse, isch di
hiitzedag üblichi Iileitig: „Sehr verehrte Damen und Herren" eigetli recht
dürftig.

Vögt, Pfarrer und sottigi Herre hets zwar gnueg do, numme öb sie lieb und
edel sin, wüsse mer nit so gnau. Das würd sich erseht in 100 Johr usestelle, denn
numme im Ruckblick sieht me s Gegewärtig im rechte Liecht.

„Getreui" chönnt me degege mit guetem Gwisse verwende, nit numme für die
amtliche Herre, wo getreu ihri Ämter verwalte, sondern für alli zämme, wo sich
hüt zobe iigfunde hän.

D Heimetfründ, wo im Geischt getreu, d Verbundeheit mit Mensch und Landschaft
bezüge, d Lüt vom Tal, wo im Schaffe d Heimettreui jede Dag unter Bewis
stelle, d Sänger und d Musikante, wo im Vereinszweck zlieb hüt zobe ihri musi-
kalischi Referenz biete und nit zletscht unsi Bürchauer und Neuwägner, wo
traditionsgetreu au um die 700-Johr-Fiir gstritte hän und einewäg friedlich do
binenander sitze; nu sodenn, churzum, wenn scho, denn scho: Liebi Getreui!

Fründ cha me sich im Lebe ussueche, d Verwandtschaft nie. In die würd me iine
gebore und mueß luege, wie me mit ere fertig würd. Mänggmol gohts guet,
mänggmol git s Strit, gottlob nit numme bi uns eifache Lüt, sondern au bi de
sogenannte „Bessere", und s ghört zuem Menschliche, sid Kain und Abel, bis
zuem hütige Dag.

So isch es au vor 700 Johr gsi. Wenn sälbigsmol die bluetsverwandte Röttler-
und Roteberger Herre nit gestritte hätte und 1278 vollkomme verstritte gsi wäre
, no chönnte mer mit aller Wohrschinlichkeit für unser hinter Chlei Wiesedal
hüt zobe kei 700-Johr-Fiir abhalte. Wo gstritte wird, wird gschriebe, wo
gschriebe wird, überlieferet sich s bewis-chräftig Wort und mit em bewis-chräfti-
ge Wort beginnt für uns d bewis-chräftig Gschicht, denn ums Wohrschinlich cha
me dichte, aber s Unwohrschinlich mueß me belege. So ne Beleg isch d Urkunde
vom 9. Mai 1278, wo insgesamt unse Jubiläumsdörfer d Taufurkunde sicheret.1)
Natürli stoht do nit d inne, wurum sich die hoche Herre nit verbutze hän chön-
ne, kei Wörth dütet de Strit a und kein het im andere wüescht gsait, sondern de
Strit isch schon so wit gsi, daß de Roteberger sälbigsmol Herr über 2/a vom hütige
Chleine Wiesedal, mit däm Dokument, wo me guet und gern als e Art vo
Teschtament bezeichne cha, die altüberlieferti Erbordnig uf de Chopf gstellt und
sini nöchste Verwandte uf de Röttler-Burg churzerhand enterbt het. Das keinesfalls
churz vor sim Tod oder mit Gültigkeit noch sim Ablebe, nei, im beschte
Mannesalter zue sine Lebzite mit Verkündigung „für alle, die diesen Brief sehen
oder hören lesen".*

Bi dere Enterbig, wo urkundlich „am nechsten Guotentag nach der heiligen
Chrützesmeß so man begat daz es funden wurd do warn nach Gottes Geburte
tusendzweihundertundachtunsiebenzig Jahr" bi de politische Fründ vor de Burg
im hütige Schwizer Rhifelde äne, uf em offene Grichtsdag gsieglet worde isch"",
hän die uns hüt bekannte Dörfli im Chleine Wiesedal alli zämme scho existiert
und ihre Name scho trait. Es isch wägedäm nit ganz richtig, wenn s dä Summer
bezüglich Neuwäg und sim Musikfescht im Blätterwald gruscht het: „Das Dorf
am Beleben wird 700 Jahre alt" und „Drei Tage wird der Geburtstag gefeiert".

64


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0070