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läumsdörfli, womit jedoch nit gsait isch, daß die no nit existiert hätte, denn
schließli het zue däm Zitpunkt unser Dägernau samt de Kirch nochwislich scho
glebt und isch au nit an s Chloschter verschenkt worde.
33 Johr spöter sin d Waldecker im Mannesstamm endgültig usgstorbe und unser
Waldland het neui Herre griegt, nämli die vo de Röttler-Burg im vordere Große
Wiesedal. Ob sie jedoch de Waidecker Bsitz geerbt, gehäuft, gschenkt oder über
de politisch Handel griegt hän, wüsse mer bis hüt no nit. Mir wüsse numme, daß
zwee Brüeder us däm Gschlecht, öbbis spöter — um 1236 umme — ihri schöni
Herrschaft teilt hän und „Dietrich von Rötteln" us dere Teilig u. a. s. Waldland
übercho het, e eigeni Burg brucht oder welle het; wurum ihm Neu-Waldeck, wo
no gstande isch, nit gfalle het, isch nit überlieferet.
Er het sich jedefalls noch em Burgerezept: „Vo wo us cha ich s Tal und
d Mensche, wo mir ghöre, am beschte überwache, wo bin i vor de Chrieger
einigermaße sicher und cha am beschte abwehre", am breite Tal-Igang, uf
de Höchi zwüsche Wieslet und Niederdägernau, e neui Burg baue lo und will
er vo sim Urgroßvadder her de Name „von Rötteln", alti Schribwis „Rautinlein"
(Roter Leim) trait het, het er des „Rot" bhalte und sich „von Rotenberg"
gschriebe und si Burg „Rotenburg" gheiße.
Ehrfürchtig stoht me hüt no vor de Überrescht am runde Hauptturm und
denkt an d Waldbuure, wo in de Fron die Stei ufegschleipft hän, frogt sich mit
Recht, öb mir hützedag au no so ne Mörtel hän, wo 740 Lebenswinter in Wind
und Wetter überduurt, und griegt au e bitzeli Hochachtig vor de Burglüt, wo
die einsami Stilli und Herbi vom Wald im liechtere, bequemere, vordere Große
Wiesedal vorzöge hän.
E lang Lebe isch im abzwigte Ascht uf de Roteburg nit beschiede gsi. Scho de
Begründer isch früeh gstorbe und het zwei minderjährigi Buebe hinterlo, über die
de Brueder uf de Röttler-Burg d Vormundschaft übernoh het. De jünger Roteberger
spielt für unsi Gschicht kei großi Rolle, denn si Vadder het en scho früeh
zue sich in s Jensits gholt, de Erschtgeborene aber, wo wie si Vadder „Dietrich"
gheiße het, stoht hüt zobe lebendig im Raum, denn s erseht Wort vo unse Jubiläumsdörfer
isch eng mit sim persönliche Denke und Füehle verbünde. Denn
er het sich noch sire Volljährigkeit e Burgfrau uf sie Roteburg gholt, zwar kei
jungi, aber immerhin e vermöglichi Witfrau usem Elsiß mit 8 Chinder, sie mueß
mindestens 15—20 Johr älter gsi si wie er, denn wo unsi Urkunde anno 1278
gsieglet worde isch, isch „Er" e Maa gsi vo Aiang Vierzig und „Sie" bereits e
Großmuedder mit erwachsene Enkelsöhn in Amt und Würde. Eigeni Chinder
het de Roteberger vo dere Frau keini me griegt, denn d Natur zeigt bi Arm
und Riich di gliche natürliche Chrenze.
Er het jedefalls gnau gwüsst, daß noch em gültige Erbrecht die nöchste Verwandte
vo de Vaddersite die lachende Erbe sin, und daß noch sim Tod s Roteberger
Hab und Guet an s Stammgschlecht uf de Röttler-Burg zruckchunnt. Er
isch aber im Lauf vo de Johr nit numme menschlich mit ene verstritte gsi, sondern
au politisch, und wenn au alli zwei Häuptling, dä vom „rote Leim" und dä
vom „rote Berg" s Rot im Name gfüehrt hän, so isch kein „rot" gsi, sondern ein
„schwarz" und de ander „blau", d. h. d Röttier hän dort grad zue de päpstliche
und de Roteberger zue de kaisertreue Partei ghalte.
Menschlich verständlich het also de Roteberger numme „rot" gseh, wenn er
an si Rolle als Erbunkel denkt het und während für d Lüt im Tal im Winter
77/78 die roti Gluet vom Herdloch s wichtigscht gsi isch, het de Herr uf sire Burg
amme passable Patent für d Enterbig umenanderstudiert und das „Gewußt wie"
au gfunde.
Do mueß zuem Verständnis igflochte werde: S Chloster St. Blasie het in sällere
Zit s kaiserlich Privileg vo de Immunität gha, d. h. de Chloschterbesitz isch für
alli weltliche Händel unantastbar gsi, s het sich niemer chönne dra vergriffe. Ver-
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