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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 74
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0080
wände". Sisch vor 700 Johr numme ei Hofguet dobe gstande, de Zins isch nit
usgwiese, d Sau au nit.:;" Dodefür her. de Schrieber „Elbiswande" zweimol schriebe
dörfe, eimol für s Guet und eimol für d Chrenze, wie mer s vorig ghört hän.

De Elbeschwander Bann isch also uf de Höchi au 528 Johr Landes-Chrenze gsi,
villicht darf dra erinneret werde, daß ab 1693 d Soldate vom „Türkelouis" die
Chrenze vom „Zeller Blaue" bis hintere an Neuwägner „Hau" befestigt hän.

Au Bürchau het e Stuck vo dere historische Landes-Chrenze in sim Bann, ich
cha euch aber versichere, die het de Bürchauer allewil weniger z schaffe gmacht,
wie d Bannchrenze in Richtig Neuwäg.

Z Bürchau hän vor 1278 die Erschte in de Au bi de Birke gsiedlet, wo bis vor
200 Johr no mit eme „ch" gschriebe worde isch, „Birchowe", „Birchau" het unser
Dörfli drum au Johrhunderti duure gheiße, de Erfinder vom „ü" isch unbekannt.

Vor 700 Johr isch numme ei Hofguet in dere Au bi de Birke gstande"", vcr-
muetlich im hütige Ortsteil „Sägi". 1662 sin s scho 3 Hofgüeter mit 4 Besitzer gsi,
1716 = 12 Höf, 1752 = 24 Höf mit 38 Familie und 1850 = 54 Höf mit 67 Bür-

§er-14)

An dere Explosion sin keini Fremde, scho gar nit die sagehafte Schwizsr Iiwan-
derer schuld, wo in unserem hintere Chleine Wiesedal übrigens no nie Fueß
gfasst hän, die Explosion hän d Bürchauer scho 1766 uf ihri eigeni Chappe gno
und im Strit um de Bürgernutze treuherzig im Markgraf gschriebe: „Das ist halt
bei uns so, weilen die Zeit den Fortpflanzungswillen der Birchauer nit eingeengt
hat."15)

Me sait: „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr." Loset emol,
bis vor 208 Johr isch do hinte sogar s endgültig Vadder werde, schwer gsi, und
das nit numme für d Bürchauer, nei, für alli werdende Vädder in unsere Jubi-
läumsdörfli. Denn so sin die neue Erdenbürger in de schwere Stund vo de Mued-
der uf em Schoß vom werdende Vadder uf d Welt cho, bis 1770 de Landphysikus
Brodhag gschumpfe het: „Diese höchst gefährliche und unschickliche Art in hiesiger
Waldgegend, daß die kreißenden Weiber in ihrer schweren Stunde ihrem
Mann auf den Schoß sitzen müssen, verdient dringlich einer Änderung und Ahndung
."16)

Me darf aaneh, so wie s 1770 gsi isch, isch es scho 1278 gsi, denn sottigi urwüdi-
sigi Brüüch göhn uf d Naturvölker zruck und hüt veränderet sich in 50 Johr
mehr wie f rüeher imme halbe Johrtausig.

Das, mini Dame und Herre, isch au e Stuck vo de 700-Johr-Gschicht, denn 500
Johr devor hän unsi Mannevölcher ihri Clünder unter Schweißtropfe mit gebore
und einewäg wie d Bürchauer „vom nicht einzuengenden Fortpflanzungswillen"
gschwätzt, Respekt no im Hintedri!

Übrigens het die vom Brodhag verlangti „Änderung" nooch e baar Johr so us-
gseh, daß d Hebamme e sogenannte „Krayßstuehl" berguf und bergab gschleipft
hän, 1864 het zuem Gemeindeeigetum vo Bürchau no sone Kreißstuehl ghört17),
villicht finde dr en näume, no hänt er e Attraktion für d Bruuchtums-Stube z
Raich.

Mit däm dokumentierte Fortpflanzungswille hän sich unsi Waldbuure allerdings
in eigene Finger gschnitte, denn im Chinderriichtum lit soziologisch de Zunder
für die heiße Dorfchrieg vom 17. bis 19. Johrhundert, wo alli Flecke do hinte,
die eine um de Wald, die andere um s Bergfeld, was im Endeffekt uf s gliche use-
chunnt, unterenander gfüehrt hän.

Bürchau isch do ne Paradebeispiel: Noch em 30-jährige Chrieg hän vier de
Wald gnutzt, 90 Johr spöter sin s scho 38 gsi, wo Bau-, Brenn- und Schnefelholz
usem Gmeiwald hän welle. D Bäum sin gar nit so schnell gwachse, wie d Lüt s
Holz bruucht hän, öb für de Holzhandel, öb für s Chohle, öb für d Schnitzbank,
d Bürchauer hän in alte Zite nit numme Reche-, Haue-, Besestiel und Sensewarbe

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