Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 112
(PDF, 39 MB)
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Bildes. Auf dem Keilrahmen ist übrigens der Stempel eines Vorbesitzers angebracht
: Dr. F. Müller, Neckargmünd. Den Typen des Gummistempels nach ist der
Stempel im frühen 20. Jahrhundert hergestellt worden (Seit dem Vortrag ist übrigens
noch ein weiterer Vorbesitzer festgestellt worden: Hr. Wenk-Madoery,
Riehen, hat im Burte-Archiv den Brief eines Karl Beck, Dramatischer Sänger in
Karlsruhe, Schützenstraße 65, vom 27. 10. 1944 aufgefunden, in dem der genannte
K. Beck sich als

„glücklichen Besitzer und Eigentümer eines noch unbekannten Ölgemäldes
„Schwarzwaldlandschaft mit Kapelle", dargestellt Johann Peter Hebel im
Gespräch mit Vreneli . .
bezeichnet und für die Nachkriegszeit Farbfotos verspricht; Beck legte dem Brief
ein Schwarzweißfoto bei (H. 175 mm, Br. 235 mm; Besitz Burte-Archiv), das
zweifellos das Fräulinsche Ölgemälde zeigt).

Die Maße des Ölbildes: Es hat eine Breite von 26 cm und eine Höhe von
20,5 cm. Der Rahmen hat eine Breite von 37 cm und eine Höhe von 32,5 cm. Er
stammt nach Fertigungsweise und Stilmerkmalen etwa aus den Jahren 1810—1825
und wurde eigens für dieses Gemälde angefertigt. Das Gemälde muß also ebenfalls
aus diesem Zeitraum stammen. Der Erhaltungszustand des Gemäldes ist sehr gut.
Ein äußerst feines Craquele zeugt noch heute von der sauberen Technik und
vom handwerklichen Können des Malers. Der Firnis ist sehr zart und transluzid
und nicht nachgedunkelt. Eine kleine Schadstelle ist alt übermalt, wie Hr. C. Messerschmitt
, Binzen, mit Hilfe der Quarzlampe feststellte. Das Fräulinsche Doppelporträt
ist trotz seiner für diese Maltechnik relativen Größe in der subtilsten
Technik der Miniatur, d. h. des Klein- und Kleinstbildnisses gemalt; (Agricola war
ja berühmt wegen der Herstellung eines Miniaturbildnisses des Herzogs von Reichstadt
, das so klein war, daß man es als Schmuck eines Fingerrings tragen konnte).
Alles ist sehr klein, sehr dicht, sehr präzis gemalt, oft wie mit einem einziger,
Pinselhaar; das Ergebnis ist weichtonig, trotz härtester Konturen, emaillehaft
schimmernd, fast kleinplastisch. Für Agricolas Können ist die Ausformung bestimmter
Details typisch: Er arbeitet meisterhaft, wo es sich um die Gesichts-
modeilierung handelt, um Haare, Brauen, Augen, um das Inkarnat, — andererseits
war die Zeichnung von Händen und Fingern nicht gerade seine Stärke; hier
arbeitet er stereotyp. Das fällt aber erst bei näherem Zusehen auf, denn zunächst
ziehen den Betrachter die Feinheit und die Delikatesse in der Behandlung der
Gesichter an:

Ist nicht der Schwung von Brauen, Lidern und Mund des Mädchens schlechthin
hinreißend? Der Ausdruck des Mädchengesichts nicht eine Glanzvorstellung
naiver Koketterie? —

Im Antlitz Hebels zeigt sich die gleiche, fast überfeinerte Genauigkeit der
Details. Man muß sich immer wieder vor Augen führen, daß Agricola eben
innerhalb des umgrenzten Gebiets der miniaturhaften Wiedergabe von Physiognomien
während der Zeitspanne seines Schaffens ein Meister von Rang war:
Seine Erfolge in Wien wie in Baden — das damals eine europäische Schlüsselposition
innehatte — lassen sich nicht anders erklären. Miniaturistisch, d. h. in
ganz kleinem Format arbeitend, hat er gerade durch seine penible Manier — und
natürlich vorweg durch seine Fähigkeit, charakteristische Züge fast fotografisch
exakt zu erfassen und festzuhalten — Annäherungseffekte an die Realität erzielt
, die den Porträtierten besser abbildeten als es ein frei vorgehender Künstler
mit möglicherweise größerer Genialität vermocht hätte. Gerade die vielen anderen
Hebelporträts, die aus den Händen und der Werkstatt anderer zeitgenössischer
Künstler zeigen, wie der persönliche Geschmack und Stil des Zeichners oder
Malers und wie der Zeitgeschmack eine vorgegebene Porträtsituation variieren
können (Vgl. hierzu den Bericht über das vor einiger Zeit ebenfalls wieder aufgetauchte
Hebelporträt von Christian Friedrich Müller aus dem Jahre 1810, über

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