Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 125
(PDF, 39 MB)
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glauben kann es sey wahr. Mit erdichteten Anekdoten und Spässen ist
ihm so wenig gedient als mit ernsten Belehrungen, und wenn wir doch,
wie billig, edlere Zwecke mit der Kc.lenderlektüre erreichen wollen, welches
Vehikel wäre zu den manigjaltigsten Belehrungen geeigneter als
Geschichte. M)

Des weiteren verlangt Hebel mehr Text, Monatsvignetten, Holzschnitte,
Gleichförmigkeit im Arrangement, Ausgabe des neuen Kalenders schon im alten
Jahr, wenn möglich bereits im August, und vor allem:

7. Übertragung des ganzen Geschäfts (mit Ausnahme des Mathematischen)
nicht an viele, sondern an einen Bearbeiter, nicht in der Stadt, sondern
an einen, der beobachtend mit und unter dem Volke lebt, an einen Landgeistlichen
mit Talent, guten Willen und Müsse dazu haben kann, und
honette Vergütung dafür auf irgend eine Art. Denn umsonst ist der Tod.
— Ich habe bisher an dem Calender so willig und verhältnismäßig viel
gearbeitet, daß ich mit dieser Nummer keinen Schein unedler Arbeitsscheue
auf mich zu laden hoffe. 37)

Hebels Gutachten befaßt sich mit drei Problemkreisen: Zuerst werden die
scheinbaren Äußerlichkeiten genannt, die die Qualität eines Volksbuches in erheblichem
Maße mitbestimmen. Dazu gehört der Name ebenso wie die gefällige
Präsentation, denn Hebel war sich schon damals bewußt, was er Jahre später im
Gutachten über die biblischen Geschichten prägnanter formulierte, daß gerade die
verwahrlosesten von allen Büchern, das Volksbuch und das Schulbuch, mehr als
jedes andere in seiner Art vollendet und klassisch seyn sollte.38 Der zweite
Problemkreis umreißt den Inhalt, der dem Lesebedürfnis des Publikums angepaßt
sein solle. Wir erkennen in dieser neuen Formulierung die alte Forderung nach
Angemessenheit des Textes. Der dritte Problemkreis ist der des verantwortlichen
Redaktors. Hebel hatte bereits einen Mann im Sinn, dem er die nötigen Fähigkeiten
zutraute: seinen Freund Friedrich Wilhelm Hitzig, damals Pfarrer in
Rötteln.

Ich will dich nicht fragen, ob ich dich in Vorschlag bringen soll. Denn es
ist schon geschehen. Aber fürchte nichts. Es wird alles nach löbl. Sitte beim
Alten bleiben. Der Grundsatz ist gar löblich, in der möglichst kargen Auslage
, nicht in der möglichst reichen Einnahme den größten Gewinn zu
suchen! M)

Bereits im März erfolgte Jägerschmids umfangreiche Stellungnahme40) zu
sämtlichen Vorwürfen und mit der Anerkennung der Tauglichkeit gewisser Anregungen
. Er trug aber Bedenken, ob es möglich sei, einen geeigneten Mann zu
finden — „es gehört ein Zschokke dazu" 4I) —, er befürchtete durch die Wiedereinführung
der Zeichen, „welche theils Aberglauben nähren, als gut Haar oder
Nägel abschneiden etc., theils dem gemeinen Mann unverständlich sind",4i) einen
Rückfall in einen überwundenen Kulturzustand, und vor allem scheute er die
Kosten einer gepflegteren Aufmachung.

Hebel legte am 17. Juni ein neues Gutachten vor: „Meine weiteren Gedanken
über eine vortheilhaftere Einrichtung des Calenders".43). Darin befaßt
er sich aber vor allem mit der Präzisierung früherer Vorschläge, zur Hauptsache
mit den Fragen der Einrichtung, d. h. der Ausstattung, und geht kaum mehr auf
die Bearbeitung des Textteils ein.

Der Schwarze Peter, den er Hitzig zuzuschieben gedacht hatte, fiel nun dank
einer Äußerung des Dekans Theodor Friedrich Volz ihm selber zu:

„So bin ich doch fest überzeugt, daß im ganzen Lande niemand zu finden
sein wird, der zu diesem Geschäft fähiger wäre als Kirchenrat Hebel selbst,
und ich kann daher den Wunsch nicht unterdrücken, daß es ihm gefällig
sein möchte, sich demselben zu unterziehen" M).

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