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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 167
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0173
Die Frage, welche Möglichkeiten der Kunst in der heutigen Gesellschaft gegeben
sind, versucht K. Kowalski so zu beantworten: „Von der Moderne läßt sich
daher — wie von jeder Epoche — sagen, daß ihre Probleme nur durch das Anerkennen
einer neuen Bewußtseinsschichtung gelöst werden können. Der Charakter
dieses neuen Bewußtseins fordert einen höheren Grad an Reflexion. Sie hilft, ein
gleichwertiges Nebeneinander der verschiedensten Bewußtseinsweisen gelten zu
lassen, die sich in unterschiedlichsten Kunstwerken niederschlagen. Von daher ist es
auch sinnvoll, nicht mehr an die Verwirklichung eines einheitlichen Gestaltungsprinzips
zu glauben. Daher kann die Auswahl eines persönlich für relevant befundenen
Teilaspekts im heutigen Kulturleben nicht als „Gegenwart" angesehen
werden". Ergänzend fügt er hinzu, daß die Kunst der Neuzeit, also diejenige,
welche z. B. die Beziehung zur Natur nicht aufgegeben hat, von Menschen, welche
sich mehr auf ein „statisches Raum-Zeit-Erlebnis" beziehen, auch heute noch für
sinnvoll angesehen werden darf.

Wenn dem gleichwertigen Nebeneinander verschiedener Bewußtseinsweisen die
Gleichwertigkeit verschiedener Gestaltungsprinzipien zeitgemäß sein soll, dann
muß das Interesse an der Substanz ästhetischer Werte ebenso gut an gegenständlicher
wie an ungegenständlicher, an der gegenwärtigen wie an der vergangenen
Kunst ihr Genügen finden können, denn die letztere ist nicht nur musealer
Bestand, sondern der gegenwärtigen Bewußtseinsweise vieler Menschen gemäß, so
z. B. auch der der Jugend, wenn ihre Entwicklungsphasen nicht durch die
ästhetischen Probleme der Gegenwart gestört werden. Es ist aufschlußreich, zu
beobachten, wie größere oder kleinere Gruppen innerhalb der „pluralistischen
Gesellschaft" fortgesetzt in das Abseits der kulturellen Rückständigkeit, Beschränktheit
oder Provinzialität hineinmanövriert werden. Es scheint nicht so, als
ob Gremien, die auf ästhetischem Gebiet Entscheidungen treffen, in jedem Falle
jenen „höheren Grad an Reflexion" aufweisen, den Kowalski voraussetzt.

Da die Vielfalt der ästhetischen Normen keinen allgemein verbindlichen Wertmaßstab
zulassen, bleibt für die Kriterien der Kunst nur der subjektive Ermessensentscheid
oder aber außerästhetische Wertvorstellungen. Es geht nicht darum,
welches ästhetische Gestaltungsprinzip opportun ist oder mit welchen ästhetischen
Produkten „Gegenwart" und modernes Denken demonstriert werden kann, sondern
darum, was unter Berücksichtigung des Vergangenen und Gegenwärtigen
an welchen Platz gehört und für wen es bestimmt ist.

Literatur:

Wilhelm Worringer: „Abstraktion und Einfühlung" 1906
Wassily Kandinsky: „Über das Geistige in der Kunst" 191C
Desmond Morris: „Biologie der Kunst" 1962
Klaus Kowalski: „Praxis der Kunsterziehung" 197C

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