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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 248
(PDF, 31 MB)
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dienst zu Heimersheim versehen war, wo doch unsere Residenz ist, gehalten wird" -4).
So entschloß er sich, die Seelsorge im Ort den Franziskanern zu übertragen, zweifellos
nach dem Vorbild des in Ensisheim regierenden Erzherzogs Maximilian, der
als Hochmeister des Deutschen Ordens die Kapuziner als Seelsorger berufen hatte.
Der Komtur Johann Burkhard v. Schauenburg wurde nach Malta geschickt, um
von der Ordensregierung die Erlaubnis zu erbitten, 10.000 Fl. zur Errichtung
eines Klosters und einer neuen Kirche verwenden zu dürfen. Am 18. 3. 1616 legte
Hund den Grundstein des Klosters (heute Pfarrhaus). Die Konsekration von Kirche
und Kloster geschah dann am 1. 9. 1619.

Ein heißes Eisen faßte der Großprior an, als er bald nach seinem Begierungsantritt
sein Fürstentum für reichsunmittelbar erklärte, unter Berufung darauf, daß
der Besitz von reichsunmittelbaren Herren gestiftet sei und daher nicht der vorderösterreichischen
Landesherrschaft unterstünde. Es kam zu einem heftigen Streit
mit der Ensisheimer Regierung und dem Prälatenstand, die beide nicht auf das
Steueraufkommen der Johanniter verzichten wollten. Trotz Unterstützung durch
die Kurie und die geistlichen Kurfürsten, mußte Hund nachgeben, als die Regierung
mit der Beschlagnahme von Ordensgefällen im Kirchzartener Tal begann.
1630 einigte man sich darauf, eine gerichtliche Entscheidung abzuwarten, und
der Prior übernahm wieder den Vorsitz beim Prälatenstand25). Der damalige
Kanzler, Dr. David Kotschenreutter wurde Mitglied der Breisgauer Ritterschaft
durch Erwerbung des später verschwundenen Schlosses Wangen bei Tien-
gen26).

Aus einem Geschlecht der Rhön stammte der nächste Großprior Hartmann v. d.
Tann. Er erlebte die teilweise Zerstörung des Schlosses im 30jährigen Krieg und
starb 1638 auf der Flucht. Von 1618—50 wurden nur 21 deutsche Ritter aufgenommen
, darunter kein einziger aus dem Oberrheingebiet, wo ja der Krieg besonders
verheerend gewirkt hat.

In diesen außergewöhnlichen Zeiten kam es zu einem anfechtbaren Schritt, indem
Papst Urban VIII. dem greisen Fürsten Hartmann einen Koadjutor mit dem
Recht der Nachfolge aufdrängte, nämlich einen Freund des Kardinal-Nepoten
Barberini, den Landgrafen Friedrich von Hessen, der 1682 als Kardinal von
Breslau starb. Der neue Großprior war eine schillernde Figur, der von den 34
Jahren seines Priorats nur 12 in Heitersheim verbrachte, das er eine Einöde
nannte. Immerhin hat der jagdfreudige Herr das Schlößchen Weinstetten erbaut,
und seiner Vermittlung in Wien verdankt Heitersheim das wichtige Recht zur
Abhaltung zweier Märkte. Er nahm den Kampf um die Reichsstandschaft des
Fürstentums wieder auf, wogegen die vorderösterreichischen Juristen aber nunmehr
anführten, die Dörfer seien Teil der Landgrafschaft gewesen und daher der Landeshoheit
des Herrn des Breisgaus unterworfen 27). Neben außergewöhnlich hohen
Schulden hinterließ Friedrich seinem Orden auch diesen Prozeß, der große finanzielle
Einbußen und den Verlust der Präsidentschaft beim Prälatenstand brachte,
der nunmehr an St. Blasien fiel. Langjähriger Kanzler war damals Dr. Arnold
v. Lohn, dessen Vater in Neuenburg eingewandert war. Aus Friedrichs Regierungszeit
stammt auch die Bestimmung, daß künftig 16 adlige deutsche Ahnen nachgewiesen
werden mußten, um in Heitersheim aufgenommen zu werden. Dabei sollte
aber „weitsichtig" geprüft und überflüssige Reisen zur Kontrolle vermieden werden
28).

Nach Friedrichs Tod regierte in Heitersheim der Statthalter Johann Beat v.
Roggenbach, Bruder des Bischofs von Basel, da die beiden Großpriore Franz v.
Sonnenberg und Gottfried Droste v. Vischering binnen weniger Wochen nach ihrer
Wahl starben und wohl nie nach Heitersheim gekommen sind.

1683 wurde Hermann v. Wachtendonck, ein Rheinländer gewählt, dessen Grab
sich in der Heitersheimer Kirche befindet. Er erließ eine eingehende und ganz
modern anmutende Kellerordnung, „damit des Kellers halber eine gute Ordnung

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