http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0071
Holzschnitt
v. Alban Spitz
Doch setzte es der Sohn durch, daß er eine Malerlehre antreten konnte. Der
Vater gab unwillig nach und sagte zur Mutter: „Nu, drno seller ebä in drei
Deufels Name Mooler wärde!"
In Waldshut lernte Alban kennen, wie man mit dem Pinsel umgeht, wie man
die Farbe anrührt, wie man Decken abwäscht und Tapeten aufzieht und dergleichen
Handwerkliches mehr. Und er lernte den Hunger kennen. Den Hunger
nach Brot wie nach Bildung. Alle erreichbaren Bücher verschlang er gierig. Bilder,
die ihm zugänglich waren, suchte er zu kopieren, und das erste Kränzlein erjagte
er, als er im Schaufenster der Buchhandlung Philipp am Seltenbach eine Schwarzwaldlandschaft
nach Hofmann ausstellen durfte.
Da wurde der junge Künstler krank. Das Erlebnis mit Hans Thomas Bildern
und seinem geschriebenen Wort war ihm reine Medizin. Die Luft der Heimat half
zur Genesung. Da saß er einmal an einem Waldrand auf einem Berge, und da hatte
er einen lichten Gedanken: „Mensch, werde Bauer! Dann wirst du an der Natur
zum Schaffen gesund, wirkst im Lebendigen, stehst damit mitten drinnen in der
Natur, so richtig als Mensch und Künstler, empfangend als schaffend Schöpfender."
— Da wurde es auf einmal licht um ihn. Diese Erkenntnis war ihm so recht eine
Befreiung.
Dann dachte er weiter: „Es könnte das Bauersein ja zu einem steinigen Golgathaweg
werden. Aber besser ein Golgathaweg bergauf, nicht nur vorwärts, als
ein sanfter Weg hinab in den Sand der Unfruchtbarkeit und der Dürre." — Dann
267
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0071