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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 301
(PDF, 31 MB)
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Fotoapparates. Sollen jedoch zwei Personen dargestellt werden, die in einem
bestimmten Verhältnis zueinander stehen, so müssen wenigstens in einer Sitzung
beide Personen anwesend sein und muß der wesentliche Ausdruck beider in der
Zeichnung festgehalten werden. Auf dem Doppelbildnis von Agricola (im Kirschgartenmuseum
) fehlt dieser Kontakt. — Es ist aufschlußreich, andere Darstellungen
mehrerer Personen daraufhin anzusehen. — Diese Beobachtung läßt nun den
Schluß zu, daß Elisabeth Baustlicher in Hebels Wohnung, wo er selbst wohl
gemalt worden ist, nicht anwesend war.

Warum wird Hebels Gesichtsausdruck auf dem Ölbild und auf dem
„Nacbfolgelithographien" verändert?

Auf den Lithographie-Kopien werden J. P. Hebel die Worte aus der „Wiese"
in den Mund gelegt. Damit spricht er das nun zur personifizierten „Wiese" veränderte
Mädchen unmittelbar an. Auf dem Basler Original und auf Agricolas
Steinzeichnung tut er dies nicht. So mag T. Hurler, der als Erster Hebels Blick
verändert, so daß er nun nicht mehr vor sich hin schaut, sich um einen sprechenden
Hebel bemüht hat. (Ob die Lithographie T. Hurlers die erste Kopie ist, nehme
ich an auf Grund der Aufzählung bei J. Dieffenbacher; genaue Daten der Bilder
sind mir nicht bekannt.)

— Doch schaut der Dichter nun seine „Wiese" wirklich an?

Der veränderte Bild-Hintergrund:

Dr. Feger befaßt sich eingehend mit dieser Frage, sodaß ich sie nicht übergehen
möchte. Er stellt fest, daß das Kirschgartenbild als Hintergrund die
St. Stephanskirche von Karlsruhe zeige: „Eine Kirche also, mit der Hebel eigentlich
nichts zu tun hatte; seine Kirche war die am Marktplatz, die evangelische Stadtkirche
. Freilich war die eine wie die andere von Friedrich Weinbrenner geplant
und gebaut worden, doch mit geringen zeitlichen Differenzen: die katholische
Stephanskirche mit ihrer Kuppel war im Jahre 1814 fertig geworden, die evangelische
erst 1815 vollendet." (Die evangelische Stadtkirche wurde 1807 begonnen
und 1816 fertiggestellt, die St. Stephanskirche wurde zwischen 1808 und 1814
erbaut.) Dr. Feger bemerkt dann noch, daß Agricola den in rotem Sandstein
errichteten Bau „ins Grau verändert" habe. Agricola hat dies jedoch nicht getan,
denn erst in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde Weinbrenners
Putz und Anstrich dieser Kirche entfernt. (Max Koebel: „Friedrich Weinbrenner").
Dieser Kirchbau war außerdem heftigem Meinungsstreit unterworfen und hatte
wegen Finanzierungsschwierigkeiten nicht ganz nach Weinbrenners Plänen verwirklicht
werden können. Agricolas Darstellung zeigt jedoch Bauteile, die nicht
ausgeführt worden sind, so daß seine Zeichnung wohl nach einer Isometrie Weinbrenners
gefertigt ist.

Am Stephanstag 1814 ist diese erste katholische Kirche von Karlsruhe eingeweiht
worden — also am 26. Dezember 1814. — Der kühne Kuppelbau als
Holzkonstruktion war für Freunde Weinbrenners, wozu Hebel zählte, ein großes
Ereignis, dazu die erste große Kirche der jungen Stadt. Ihren Namen erhielt sie vom
Namenspatron der damaligen Großherzogin! Karl Ludwig Friedrich von Baden
hatte aus Staatsräson die Stieftochter Napoleons „Ihre Kaiserliche Hoheit Stephanie
Louise Adrienne" 1806 geheiratet. (Hinweis von Herrn Oberholzer in
Hausen.) J. P. Hebel war zu dieser Zeit Direktor des Karlsruher Gymnasiums,
ein Beamter in einer aufgeschlossenen Residenz und nicht eng konfessionell eingestellt
. (Siehe sein Einsatz für eine Union von Lutheranern und Reformierten im
Badischen Staat). Nur zwanzig Tage vor dem großen Ereignis der Weihe der
Stephanskirche (in den Vorgängen alter Symbole) hat Agricola das Bildnis von

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