http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0108
Abbildung 3
„Ein Gegenstück zum Hebel-Baustlicher-Porträt"
So nennt Dr. Feger ein Bild von Agricola, das im Verzeichnis von J. Meyer
unter der Bezeichnung aufgeführt ist: „lOOjähriger Greis u. Julie A. . ." Und er
folgert daraus: „Agricola scheint eine Schwäche für solche Gegenüber- bzw. Zusammenstellungen
gehabt zu haben". Die Graphische Sammlung ALBERTINA
in Wien besitzt dieses Bild als Lithographie (Abb. 3). Darunter steht jedoch:
„D. BERGER hundertjähriger Greis JULIE A. . . am Grabe ihres Vaters". Wir
sehen, daß die Angaben im Verzeichnis von 1872 unvollständig sind. Die eine Hand
von D. Berger kennen wir bereits aus Abb. 2. Das Thema, auf das Dr. Feger anspielt
, ist oft dargestellt worden, z. Bsp. von Lukas Cranach d. Älteren (Abb. 4).
Aus („Weltgeschichte der Malerei" Band 11 Editions Rencontre Lausanne).
Auf Agricolas Bild ist eine hundertjährige Persönlichkeit dargestellt und mit
Namen genannt (!). Nach Angaben der „Albertina" ist er Arzt gewesen. Er schaut
auf den Löwenzahn in seiner Hand und will wohl damit sagen, daß auch sein
Leben nun ganz leicht auszublasen ist. Neben ihm Gräber und das Tor zu einem
Friedhof. Das Mädchen ist dem Grab seines Vaters zugewandt, mit einem allerdings
schwärmerischen Blick; Rosen blühen auf dem Grab. Hinter ihr eine Kirche
in Phantasieformen gotischer Romantik. Ihre Hände sind klein und wenig modelliert
. Diese Steinzeichnung Agricolas ist in gleicher Weise beschriftet, wie seine
Lithograph/e von Hebel und Elisabeth — auch im gleichen Schrift-Duktus. Auch
werden ihre Namen ausdrücklich genannt und Hinweise zu ihrer Person gegeben.
Doch was verbirgt sich hinter dem nicht ausgeschriebenen Familiennamen der
Juli A. . .? Ist damit der Name „Agricola" verhüllt? — Auch die Signierung
lautet gleich: „Nach der Natur gemalt u. auf Stein gez. v. C. Agricola".
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