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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 16
(PDF, 39 MB)
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oder weniger konzentriert im Einzugsbereich von Lörrach. Wie die nachfolgende
Zusammenstellung mehrerer Gemeinden des Markgräflerlandes zeigt, hat dies
dazu geführt, daß in den Gemeinden Degerfelden über Lörrach bis Hauingen der
Weinbau zum Teil ganz aufgegeben wurde, oder nur noch ein geringer Prozentsatz
übrig blieb. Es handelte sich dabei zu einem gewissen Teil um Grenzlagen,
>{. h. um Reblagen, auf denen nur geringere Qualitäten wuchsen. In der Hauptsache
aber um Gebiete, die mehr oder weniger der Industrialisierung und Urbanisierung
zum Opfer fielen und andere Verwendung fanden ;*8). In den übrigen Gemeinden
ist der Weinbau als Bestandteil der Betriebsstruktur landwirtschaftlicher
Betriebe erhalten geblieben, wenn auch zu einem großen Teil, gerade im Kreis
Lörrach, nur im Nebenerwerb. Für den Rückgang der Rebfläche des gesamten
Markgräflerlandes, also auch der Kerngebiete um Müllheim, müssen andere
Gründe eine wesentliche Rolle gespielt haben. 1913 wurde beim Ausbau der
Festung im Isteiner Klotz die Reblausverseuchung entdeckt. Nach dem Reblausgesetz
von 1904 war der Staat zwar zur Durchführung von Bekämpfungsmaßnahmen
verpflichtet, doch brachte das Ausrotten der Rebbestände in den Seuchenherden
und die anschließende Desinfektion mit Schwefelwasserstoff einen ungeheuren
Rückgang der Rebfläche „auf lange Zeit" mit sich. Diese Art der Schädlingsbekämpfungwurde
zusätzlich noch erschwert durch die ungünstige Struktur der
Rebflächen, der Zerstückelung in Kleinparzellen. So wird es auch verständlich, daß
erst das Zusammenwirken von Rebflurbereinigung und Umstellung auf Pfropfreben
in den 50er Jahren die Talfahrt des Markgräfler Weinbaus stoppen konnte.
Die Konkurrenz der auf dem Schienenweg importierten Auslandsweine und die
starke Zunahme des Bierkonsums, sowie schlechte Erträge haben noch das Weitere
zum Rückgang des Weinbaus im Markgräflerland beigetragen. Die niedrigen
Weinpreise vermochten nämlich nicht mehr die Verluste der schlechten Ernten auch
in guten Jahren auszugleichen. So fiel in ganz Baden auch der Preis für Rebland,
das sogar vielfach für unbeleihbar erklärt wurde 39). Der Weinbau im Markgräflerland
hatte auch ganz besonders unter der Abtrennung des Elsaß zu leiden, denn
die elsäßer Konkurrenz hatte nach dem Anschluß an Frankreich den „Markgräfler
" beinahe völlig vom nahen Schweizer Markt verdrängt40).

Hierin dürften vor allem die Gründe zu suchen sein, daß der Rückgang der Rebfläche
auch in den Kerngebieten des Markgräfler Weinbaus nicht Halt machte und
manche Weinbaubetriebe sich gezwungen sahen andere Sonderkulturen anzulegen,
die eine bessere Rentabilität versprachen. In Anbetracht solcher struktureller
Schwierigkeiten kam es zu verstärkter staatlicher Hilfe. Mit der Gründung des
Staatlichen Weinbauinstituts 1921 in Freiburg wurden von staatlicher Seite, 50 Jahre
nach Adolph Blankenborn, Maßnahmen ergriffen, die Winzer in den Fragen
des Weinbaus und der Weinbehandlung zu beraten, zu fördern und die einheimischen
Weine gegenüber der ausländischen Konkurrenz wettbewerbsfähig zu
machen. Mit der anschließenden Gründung der Rebenveredelungsanstalt in Karls-
ruhe-Durlach wurde ein wichtiger Schritt der Umstellung des Weinbaus auf Propf-
reben und edlere Traubensorten getan. Allerdings sollten diese langfristigen Maßnahmen
erst dreißig Jahre später Erfolg zeigen. Gestört wurde diese Entwicklung
durch den Anbau der Amerikanerrebe, auch im Markgräflerland, und deren Vernichtung
Ende der dreißiger Jahre, sowie durch den Zweiten Weltkrieg, dessen
Auswirkungen den Weinbaugemeinden dieses Gebietes bis in die Nachkriegsjahre
hinein einen nochmaligen Rückgang der Rebfläche brachte. Diese betrug im Markgräflerland
am Ende des Zweiten Weltkrieges noch ganze 30 Prozent gegenüber
dem Jahr 1880.

3.2.1. Die Veränderung im Landschaftsbild

Die Veränderung der Weinbaugebiete, die vor allem eine Verkleinerung der
Rebfläche mit sich brachte, hat auch eine entsprechende Veränderung im Land-

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