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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 17
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0019
schaftsbild mit sich gebracht, vor allem in den Gebieten, in denen Terrassen-Weinbau
betrieben wurde. Das obere Ahrtal, die Weinbaugebiete des Mittelrheins
zwischen Koblenz und Bonn, das obere Nahetal, die Gegend am Steigerwald, das
untere Taubertal und das untere Neckartal vermitteln eindrucksvoll das Bild einer
vergangenen Weinbaulandschaft. Eine Vielzahl von schmal angelegten Terrassen
weisen auf die Bedeutung hin, die der Weinbau in diesen Gebieten innehatte. Da
sich nicht jedes ehemalige Rebareal für andere Kulturen eignet, fällt dieses Gelände
brach und verwildert. Diese Form ist ganz besonders ausgeprägt anzutreffen an
der oberen Ahr und Nahe. Wo jedoch die ehemalige Rebfläche ackerbauliche Nutzung
zuläßt, läßt meist nur noch die dem Weinbau eigene Kleinparzellierung auf
die frühere Bewirtschaftung schließen. Die meisten dieser Spuren stammen nach
Schmedding aus der Rückgangsperiode seit 1880 41). In den Landschaften, in denen
die Voraussetzungen für Sonderkulturen generell günstig waren und sind, wie
etwa im Markgräflerland, zeigt sich der ehemalige Weinbau in Form von intensiven
Obstkulturen. Die sehr arbeitsintensiven Nachfolgekulturen sind im Markgräflerland
häufig unterhalb der aufgegebenen Rebberge bis weit in die Ebene
hinein angelegt, auch an Stellen, wo die klimatischen Bedingungen für den Weinbau
schon früzeitig nicht mehr ausreichten. Hervorragend läßt sich diese Entwicklung
entlang der Bundesstraße 3 zwischen Freiburg und Lörrach bzw. Basel beobachten
.

3.2.2. Die Veränderungen der Wirtschafts- und Sozialstruktur

Die tiefgreifenden Veränderungen im deutschen Weinbau und im Weinbau des
Markgräflerlandes haben sich sowohl in der Sozialstruktur als auch in der Wirtschaftsstruktur
der Weinbaugebiete ausgeprägt. Der gewaltige Rückgang des
Weinbaus brachte dort eine Überbevölkerung mit sich, denn derselbe landwirtschaftliche
Raum konnte jetzt, weniger intensiv genutzt, nicht mehr die gleiche Bevölkerungszahl
wie vorher ernähren. Dadurch wurde entweder ein Teil der Bevölkerung
zur Abwanderung gezwungen oder der Ausfall des Weinbaus zog Industriebetriebe
als neue Erwerbsquelle in diese Gebiete, vorausgesetzt eine gute Verkehrslage
bot dafür günstige Bedingungen. Der Rückgang im Weinbau brachte
das Rebland auf durchschnittlich 10 Ar pro Betrieb 42). Die in früheren Zeiten erfolgte
Zerteilung führte dazu, daß ehemalige Winzer zu Industriearbeitern wurden
oder zu Arbeiterwinzern, die den Weinbau nur noch als Nebenerwerb betrieben
. Diese strukturellen Veränderungen seien der Vollständigkeithalber hier nur
kurz erwähnt, sind aber u. a. Inhalt des Kapitals 5) über die wirtschaftsgeographische
Struktur des Weinbaus.

4. Der Einfluß des Weinbaus auf die Siedlung

Sowohl Haus- als auch Siedlungsform der deutschen Weinbaulandschaften sind
durch die Wirtschaftsform geprägt. Die charakteristische Hausform des markgräf-
ler Reblandes ist das Weingärtnerhaus 43). Die Genese dieser Hausform aus dem
Gehöft läßt sich aus den Bedürfnissen der Weinbauern erklären. Der Weinbau gehört
als Sonderkultur zu den arbeitsintensivsten Kulturen der Landwirtschaft.
Ein Hektar Ertragsrebfläche erfordert 10—15mal so viele Arbeitsstunden wie ein
Hektar Getreidefläche 44). Der Wohnbedarf für die Arbeitskräfte hat zur mehrstöckigen
Bauweise geführt, die den charakteristischen Aufriß des Weingärtnerhauses
ausmacht. Das 1572 erbaute Kogerhaus in Otlingen (siehe Abb. 7) zeigt diese
Bauweise sehr schön auf. Der große Aufwand an Handarbeit ist ein Grund für die
relativ kleinen Wirtschaftsräume, da nur geringe Flächen für Maschinen und dergleichen
benötigt wurden. Der andere Grund ist in der geringen Viehhaltung zu
sehen. Die Ställe sind in der Regel klein, fehlen aber nicht, da die Viehhaltung

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