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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 120
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0126
Pflüger. Im Jahre 1875 faßte er diesen 181 ar großen Komplex zu einem
zusammenhängenden Weinberg zusammen, in dem hauptsächlich Gutedel sowie
Traminer, Silvaner und Burgunder angepflanzt wurden (25). Nachdem Pflüger
Reichstagsabgeordneter geworden war, soll der Grenzacher Rotwein in den
achtziger und neunziger Jahren sogar im deutschen Reichstag ausgeschenkt worden
sein. Noch heute erinnert der Name „Hirzenberg" an diesen bedeutenden
Lörracher Hirschenwirt (alem. Hirz = Hirsch).

Markus Pflügers Freund Jacob Burckhardt genoß den Grenzacher Wein vor
allem im „Waldhorn" und in der „Krone", wo er „beinahe wie zu Hause" war.
Einer seiner Schüler hat später berichtet, daß er dort mit der hübschen Wirtstochter
Luise Schlupp „zur Gitarre allerlei Liedchen sang und sich den Grenzacher
schmecken ließ" (26).

Auch Hermann Burte war ein Verehrer des Grenzacher Roten, wie folgende
Verse zeigen:

Du Schlipfer Wy,

Hornfelser dunkelroth!

Dihr sollet myni Liebschte sy

So lang der Schwane stoht!

Im Jahre 1890 wird in Woerls Reisehandbüchern Grenzach noch als ein Ort
„in anmutigster Gegend, umgeben von grünen Matten, wallenden Saatfeldern,
üppigen Weinbergen und schattigen Bergwaldungen" beschrieben (27). Doch die
kurz darauf einsetzende Industrialisierung machte aus dem einstigen Bauern- und
Rebdorf bald eine aufstrebende Industriegemeinde. Mit dem dadurch bedingten
Rückgang der Landwirtschaft war natürlich auch eine Abnahme des Weinbaus
verbunden. So verminderte sich z. B. die Rebfläche von 1882 bis 1926 von
61,5 ha auf 30,5 ha, also rund um die Hälfte (28).

Diese Rebfläche bestand aber nicht nur aus Edelreben, denn mit Schreiben
vom 22. November 1930 ordnete der badische Minister des Innern an, daß
auf den Gemarkungen Binzen, Fischingen, Schallbach, Egringen, Efringen, Hertingen
, Grenzach und Wvhlen die vorhandenen Hybridenreben entfernt werden
müßten (29). Diese Reben, welche man auch „Amerikaner" nannte, waren potentielle
Reblausträger und sollten nun durch Pfropfreben ersetzt werden. Diese
Anordnung des Innenministers war berechtigt, denn schon 1922 hatte die Gemeinde
Grenzach dem Bezirksamt Lörrach mitteilen müssen, daß auf dem „Retten-
acker" und im „Bürgler" je ein Reblausherd festgestellt worden sei. Obwohl das
Weinbauinstitut Freiburg gleich eine Vernichtung dieser Reben und eine Entseuchung
der betr. Stücke vornahm, wurde die Krankheit doch in andere Gewanne
verschleppt, so daß 1932 bereits zehn verschiedene Rebstücke davon befallen
waren (30).

Für die Besitzer der Amerikanerreben war die angeordnete Vernichtung ein
schwerer Schlag, da sie mit diesem Wein ihren Haustrunk herstellten. Deshalb
wehrten sie sich auch gegen diese Verfügung, und am 6. Februar 1931 erlaubte
ihnen das Ministerium des Innern tatsächlich, daß sie die Beseitigung ihrer Reben
auf 4—5 Jahre verteilen könnten. Auf Proteste der Gemeinde Bettingen wurden
sogar die Hybridenreben im „Lenzen" und in der „Wehhalde" vorläufig von
dieser Regelung ausgenommen (31). 1936 waren dann mit Ausnahme dieser
Grundstücke alle feldmäßigen Hybridenanlagen auf der Gemarkung Grenzach
vernichtet, und am 5. April 1939 konnte die Gemeinde schließlich die Beseitigung
aller Amerikanerreben melden (32).

Mit dieser Ausstockung der Amerikanerreben hängt wohl trotz der unentgeltlichen
Lieferung von Pfropfreben zum Teil der Rückgang der Rebfläche von
30,5 ha im Jahre 1926 auf rund 21 ha im Jahre 1939 zusammen (33). Die Gemeinde
wollte allerdings dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen und begann
deshalb im Frühjahr 1932 mit der Erstellung einer 30—35 ar großen Pfropf-

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