http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0130
1478 Reben Jm Let under dem kilchhof (Gemeint sind die Lettenmatten bei
der katholischen Kirche)
1478 1 Juchert Reben lit In möslin (An der ehemaligen Gemarkungsgrenze
beim Ifang)
1478 zem Ruospach 2 Juchart Reben neben dem silbernen stuock (Oberhalb
des Bildungszentrums)
1478 Räben under slipff Halden (Die Schlipfhalden unter den Felsen bei
der Lörracherstraße)
Aus dieser Aufstellung geht hervor, daß im 15. Jahrhundert sämtliche Südhänge
der Gemarkung sowie Teile des unter der heutigen B 34 gelegenen Gebietes
westlich und östlich des Dorfes dem Weinbau dienstbar gemacht waren. Dabei
reichte diese Rebfläche im Westen sogar bis über die heutige Bahnlinie hinaus,
wie der Beleg „reben in der weschen" von 1458 zeigt. (Damit ist die heutige
..Wösch" südlich des „Donnerlochs" gemeint.) Auf einem Plan von 1772 sind
auch noch unterhalb des Lettenwegs beim heutigen Friedhof Reben eingezeichnet,
so daß sogar noch im 18. Jahrhundert das Rebgebiet hier weit über die jetzige
Bundesstraße in das Feld hineingereicht hat.
Überraschend ist auch, daß selbst am Rhein bei den beiden Lindhöfen Reben
angebaut waren und diese sogar bis 1726 urkundlich belegt sind. Im Jahre 1861
werden dann auch Reben am Altrhein beim Auhof genannt („Reben, der sogenannte
Auboden, neben dem Rheinfluß"), und selbst auf dem Rührberg an der
Gemarkungsgrenze Herten hat man früher Reben angepflanzt, wie der 1811
erstmals erwähnte Flurname „Rebacker" beweist.
Diese ausgewählten Beispiele zeigen, daß der Weinbau auch für Wyhlen
jahrhundertelang sehr wichtig gewesen ist, wenn er auch aufgrund der viel
kleineren Anbaufläche nie die Bedeutung desjenigen von Grenzach erreicht hat.
Auch hier interessierten sich bereits früh die weltlichen und geistlichen Herren
für das Erzeugnis der Reben. Schon im Jahre 1397 wird die Zehnttrotte bei
der katholischen Kirche erstmals erwähnt. Diese Trotte gehörte bis zu ihrem
Verkauf an die Pfarrei Wyhlen im Jahre 1840 der Ordenskommende Beuggen,
wie aus folgendem urkundlichen Beleg hervorgeht: „Das Trothus gelegen by dem
kilchofe zuo Wile daz do hört zuo dem Hus gen Büke genant die zechent
Trott" (1404—83).
Im Jahre 1592 stellte man dann bei einer Berainsüberprüfung fest, daß das
Kleinbasler Kloster St. Klara von folgenden Rebstücken Abgaben zu verlangen
habe: 1 Juchart Reben in den „Alten Reben", XU Juchart beim „Schwarzbrunnen",
3 Jucharten im „Brandacker", wovon aber der halbe Zehnte dem Edlen von
Reichenstein gehörte. Weitere 8 Jucharten beim „Donnerloch" waren damals dem
Haus Beuggen, dem Edlen von Reichenstein und dem Kloster St. Klara zins-
pflichtig (46).
Aus diesen Beispielen wird deutlich, daß auch der Wyhlener Weinbau früher
für die Grundherren von Bedeutung gewesen ist. Daneben wird er sicher auch
für die Rebbauern eine wichtige Einnahmequelle dargestellt haben. Wie schnell
diese aber in einem schlechten Jahr versiegen konnte, zeigt folgende Briefnotiz
Jacob Burckhardts aus dem Jahre 1880: „Das Wetter ist schön und warm, und
das Weinlaub ist übervoll von herrlichstem Reichthum — aber so wenig
Trauben! —
Und würd' er (der Wyhnen) dießmal noch so gut,
Er geht in einen Fingerhut.
In Wyhlen hat der Gemeinderat beschlossen dießmal das Rebhütergeld zu
sparen, weil es sich nicht lohne zu hüten wo nichts sei" (47).
Es scheint, daß dem „badischen Hauptbummler" auch der Wyhlener Wein
gut geschmeckt hat, denn der dortige „Ochsen" gehörte auf seinen sonntäglichen
Spaziergängen ebenfalls eine Zeitlang zu seinen „Hauptquartieren".
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