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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 125
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0131
Durch die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung
und den damit verbundenen Rückgang der Landwirtschaft wurde natürlich
auch der Weinbau stark betroffen. Im Jahre 1882 umfaßte das Rebgebiet
immerhin noch rund 29 ha (48), wovon aber 1926 nur noch etwa 6 ha übrig
waren (49). Am 20. Januar 1928 teilte die Gemeinde Wyhlen dem Badischen
Bezirksamt Lörrach auf die Anfrage, ob eine Zusammenlegung der Weinberge
und eine Neuanlage von Weinbergwegen sinnvoll sei, mit, „daß in Wyhlen der
Rebbau schon derart zurückgegangen ist, daß nur noch einige Berghalden mit
Reben bedeckt sind. Neuerdings sind allerdings wieder einige frühere Rebgrundstücke
mit Amerikanersorten neu angepflanzt worden. Eine Zusammenlegung der
Rebgrundstücke ist hierorts kaum möglich und durchaus nicht wünschenswert.
Was die Weinbergwege angeht, so sind hierorts reichlich genug vorhanden und
in ordentlichem Zustand" (50).

Diese Neuanpflanzung mit Amerikanerreben war aber nur von kurzer Dauer,
denn für Wyhlen galt ja auch die Anordnung des badischen Ministers des Innern
vom 22. November 1930, daß sämtliche Hybridenreben beseitigt werden
müßten (51).

Obwohl diese Maßnahme mit einer Entschädigung und einer kostenlosen
Lieferung von veredelten Pfropfreben verbunden war, wehrte sich die Gemeinde
Wyhlen genauso wie Grenzach dagegen. So fällte der Gemeinderat am 18. Dezember
1930 folgenden Beschluß: „Eine Eingabe der Besitzer von Amerikaner-
Reben, daß die Reben nicht ausgeschlagen werden sollen da Grenzach und
Wyhlen als abgeschlossenes Rebgebiet gilt und die Erträgnisse nur als Haustrunk
verwendet werden, soll dem Ministerium befürwortend vorgelegt werden" (52).

Tatsächlich gelang es dann auch, die Vernichtung der 3,74 ha Amerikanerreben
um Jahre hinauszuzögern. Am 10. November teilte aber schließlich die
Gemeinde dem Weinbauwirtschaftsverband Baden in Karlsruhe mit, „daß auf
Gemarkung Wyhlen sämtliche Hybridenreben vernichtet sind" (53).

Auf den ehemaligen Grundstücken mit Amerikanerreben hat man aber sofort
mit der Anpflanzung von Pfropfreben begonnen, denn 1940 umfaßte die Reb-
fläche wieder 6,67 ha, also etwas mehr als 1926 (6 ha). Davon standen allerdings
erst etwa 3,4 ha im Ertrag, während die anderen noch ertraglos waren.
Bei dieser Bodenbenutzungserhebung von 1940 teilte die Gemeinde auch mit, daß
im Jahre 1938 39 die Rebgewanne durch einen neuen Weg besser erschlossen
wurden. Es mache sich nun auch bemerkbar, „daß die Bauern und sonstige
Rebgrundstücksbesitzer energisch an Neuanpflanzungen gehen und altes Ödland
(auf welchen vor vielen Jahren Reben waren) hierzu verwenden. Bis in einigen
Jahren wird Wyhlen wieder ein schönes Rebgebiet besitzen" (54).

Trotz des Krieges wurde die Rebfläche in den nächsten vier Jahren dann
sogar noch leicht vergrößert, denn 1944 umfaßte sie 6,87 ha (55). Aber in den
Nachkriegsjahren führte die umfangreiche Bautätigkeit im Rebgebiet zu einem
rapiden Rückgang des Weinbaus, wie folgende Aufstellung für den Stabilisierungsfonds
zeigt (56):

Jahr Zahl der Rebbesitzer Anbaufläche

1965 40 1,9 ha

1970 29 1,25 ha

1974 24 1,1 ha

(Auch hier wurden wie in Grenzach die Besitzer von weniger als 2 ar nicht erfaßt)
In dem durch die Strukturveränderung des Ortes stark reduzierten Rebbaugebiet
werden heute noch die Rebsorten Müller-Thurgau, Elbling, Gutedel und
blauer Spätburgunder angebaut.

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