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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 171
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0177
deutschen", der ältesten schriftlich bezeugten Stufe der deutschen Volkssprache
seit dem 8. Jahrhundert16). In den ahd. Wörterbüchern sowohl von Schützeichel
wie Braune-Ebbinghaus 17) sind „reba, raeba" = Rebe, Weinstock, „rebekunni"
(vgl. alem. günne) = Frucht des Weinstocks und „rebemezers" Rebmesser belegt.
Das Grundwort Rebe war vorhanden, ebenso Zusammensetzungen damit für
Tätigkeiten im Rebberg. Von den mhd. Wörterbüchern18) nennt Benecke die
Waldrebe und 6 Zusammensetzungen von Pflanzennamen mit „rebe". Der Große
Lexer führt 27 Zusammensetzungen mit „rebe" für Pflanzenteile und im Zusammenhang
mit der Arbeit im Rebberg an. Dabei ist die ungleich reichere Uberlieferung
im Mittelhochdeutschen zu berücksichtigen. Leider ist für beide Sprachstufen
die geographische Streuung dieser Wörter bisher nicht ermittelt. Aber
kennzeichnend bei diesen alten Formen ist, daß sie alle Zusammensetzungen sind,
die mit dem Grundwort „Wein" keinen Sinn gäben, sondern nur mit dem Grundwort
„Rebe", solange das Wort Wein die Pflanze nicht bezeichnen kann. (Vgl.
Wörterverzeichnis am Schluß).

Zahlreiche andere Wörter in der Weinwirtschaft gehen auf das spätrömische
Latein bzw. das Gallo-romanische zurück. Auch in jener Zeit haben wir es natürlich
mit zwei Sprachebenen zu tun, der mündlichen volkssprachlichen und der uns
überlieferten hochsprachlichen, die in den lateinischen Dokumenten zunächst allein
begegnet, da es sich fast ausschließlich um herrschaftliche, weltliche und kirchliche
Dokumente handelt. Angesichts der frühen Berührung der gallischen Kelten mit
dem Weinbau und der Weinwirtschaft hätten wir freilich gern deren Wortschatz
mit dem Galloromanischen bzw. dem Spätlatein verglichen, um zu erfahren, ob
eine eigene lateinisch-keltische oder auch indogermanisch-keltische Entwicklungslinie
festzustellen ist, an die evtl. unsere Lehnwörter anknüpfen, oder ob
direkte Entlehnung aus dem Lateinischen bzw. dem westfränkischen Latein angenommen
werden muß. Das ist nicht möglich, weil aus dem Gallischen, der
Sprache der Festlandskelten, fast keine Ausdrücke aus dem Alltagsleben und schon
garnicht aus den Handwerken überliefert sind. Sie gehören eben nicht der
Hochsprache, sondern der Volkssprache an.

Eine Reihe solcher Lehnwörter aus dem Spätlatein zur Bezeichnung von Handwerksgerät
, das zur Herstellung von Wein benötigt wird, seien hier kurz aufgeführt
: Kelch, Keller, Kelter, Kufe, Most, Pfahl, Pflücken, Presse, Spund, Torkel
(für Trotte), Trichter, aber auch Essig, Kübel, örgeli. Dabei muß aber gesagt
werden, daß keineswegs alle diese Ausdrücke auf die früheste Zeit der Berührung
mit dem Latein zurückgehen, sondern z. T. erst im Hochmittelalter eingedrungen
sind. Das gilt z. B. für „Spund und Torkel". Letzteres ist in unserem Gebiet
ohnehin unbekannt und durch „Trotte" (von Treten) ausgedrückt. Solche Einflüsse
werden aber erst zur Karolingerzeit faßbar. Man muß sich deshalb die verschiedenen
sprachlichen Einflüsse in unserem Gebiet seit der Zeit der römischen
Besetzung klarmachen. Die römischen Legionen und ihr Troß dürften den geringsten
Einfluß gehabt haben. Sie waren ein buntes Gemisch aus allen Teilen des
römischen Reiches, gemeinsam war ihnen nur die römische Militär- und Kommandosprache
. Zu beachten ist, daß seit der Zeit Kaiser Hadrians (76—138 n.Chr.)
die Rekrutierung der Grenzsicherungslegionen an ihren Standorten erfolgt ist
(Ploetz Karl „Auszug aus der Geschichte", 27. Aufl. Würzburg 1968 S. 315). Die
römischen Siedler der Gutshöfe waren — als Legionsveteranen — einerseits eine
verschwindende Minderheit in der Bevölkerung, andererseits wohl auch nur zum
geringsten Teil echte Römer bzw. Italiker.

Die keltische Vorbevölkerung zur Zeit der Römer dürfte auf alemannische
Zuwanderer und die späteren Eroberer vor allem auf handwerklichem Gebiet
einen größeren, wenn auch unmeßbaren Einfluß ausgeübt haben. Nach Abzug
der Römer sind zur Merowingerzeit neben der alemannischen Sprache der gallo-

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