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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 175
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0181
Begrenzung für das Wort Rebe (anstelle von Wein-) abzulesen ist. Zunächst wird
erläutert, daß die Mehrzahl „Reben" auch hier ein Kollektiv wort für Weinberg
ist. Rebbüel, Rebenhof, Rebhölzli werden für den Kanton Zürich genannt, Rebfeld
für Zug, Rebflueh für den Aargau und Rebhalden ebenfalls im Aargau,
Rebenrain im Bernbiet, Rebe-Rüti kommt im Luzernbiet vor. Die östlichste Bezeichnung
Rebgarten ist für den Thurgau genannt, ein Übergang zu dem hier
sich fortsetzenden „Weingarten"-Gebiet. Auch Rebenacher und Rebgaden sind
belegt. Kennzeichnend für den Umstand, daß man früher Zusammensetzungen
mit Wein- nicht recht verstanden hat, daß also die Reb-Wörter nicht einfach
durch Wein-Wörter ersetzt werden konnten, ist, daß die Zürcher Bibel von 1531
Luthers „weynstock" durch „räben" wiedergegeben hat.

Bei uns sind heute die in der Schriftsprache gebrauchten Ausdrücke Weinberg,
Weinlese, Weinernte, Weinfeld, Weingarten, Weinland, Weinlaub zwar durchaus
verständlich, aber sie gehen uns nur schwer über die Zunge. Das Grundwort
Wein bezeichnet ja nur das Produkt, der Wein kann aber weder gelesen noch
geerntet werden, er hat kein Laub, den Wein bringt man in den Keller, aber
weder in den Berg, noch ins Feld oder in den Garten. Es sind lauter Wörter,
die eigentlich mit dem Produkt Wein nicht gebildet werden können, sondern nur
mit den Wörtern für die Pflanze oder die Frucht, für die wir das Wort „Wein"
nicht zur Verfügung haben. Anstatt dessen sagen wir Rebberg, Herbst, Rebland,
Reblaub, evtl. Rebacker (häufig als Flurname), und für Weintraube sagen wir
Trübe oder Trübel. Das Wort Herbst bezeichnet mittelhochdeutsch die Jahreszeit,
bei uns ist es offenbar früh mit der Vorstellung „Ernte im Rebberg" besetzt
worden, weil bei uns die Jahreszeit „Spötlig" (Spätling) als Gegenstück zum
Frühling gebräuchlich war. Heute scheint „Spötlig" allmählich zugunsten von
Herbst auch auf dem Lande zu verschwinden.

6. Eine sprachliche Besonderheit im Französischen

Bevor wir zum Schluß kommen, ist noch über eine sprachliche Eigenart in der
französischen Nachbarschaft zu berichten. Sie ist merkwürdig genug erwähnt zu
werden, wenngleich sie zunächst keine Parallele zu unserem Dualismus Wein-/
Rebe- zu sein scheint. In der französischen Literatur zum Elsässer Weinbau fiel
uns eine Wortgruppe zum Stamm „cep" von lat. cippus auf, die Wörter
cep, cepage, cepel, cepee, encepagement. Nach den verschiedenen franz. Wörterbüchern
24) bedeutet „cep" heute: pied de vigne (Fuß, Wurzel des Rebstocks), im
gewöhnlichen Sprachgebrauch „Rebstock". In übertragener Bedeutung früher auch
(2) „chaine, entrave" als Gefängnisketten, Holzblock zum Einschließen der Füße
(Arme) von Gefangenen, schließlich noch (3) „liens amoureux" Liebesbande.
„Cepage" bezeichnet dann die Kebsorte. Für dieses Wort wird seit dem 19. Jh.
noch die Bedeutung „Abästen der Reben" (der Rebschößlinge!) nachgewiesen, was
ein Tätigkeitswort *„ceper" für diese Arbeit voraussetzen würde, ein Wort,
das in keinem Wörterbuch vorkommen soll. Meist auch unerwähnt sind „cepel"
für Falle, Schlinge 24k) und „encepagement". Das südlichste Vorkommen dieses
cep ist im franz. Sprachatlas 24b) in den Dept. Drome, Isere, Loire, Rhone dargestellt
. Bemerkenswert ist, daß es dagegen in den francoprovencalischen Patois
der Schweiz nicht vorkommt, ausgenommen im äußersten Südwesten des
Wallis 24b).

„cippus" dagegen bedeutet etymologisch „Pfahl, spitze Säule, spitzer Stamm".
Es erscheint in allen romanischen Sprachen in der Form cibola, cippolla und
Varianten, und ebenso im Deutschen, als „Zwiebel". Dieses Wort ist aber eigenartigerweise
nicht ins Französische eingegangen, sondern hier durch oignon ersetzt
. Dagegen finden wir im Provencalischen und Languedoc die Entsprechungen
von cibola. Sie werden als „aus dem Italienischen entlehnt" bezeichnet. Wir

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