http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0209
wird etwa — in großteils zeitgenössischen Wiedergaben — von der Einweihung dei
Aussichtsturmes auf dem Brend oder von früher „Winterwerbung" berichtet; „An der
Wiege der Schwarzwälder Uhr" ist mehr als eine Dreingabe; „Der Schneckenwirt erfindet
den Skilift" wird schon zur Dokumentation; „Straßen und Übergänge" gibt sich sowohl
historisch als landschaftsbezogen; aufschlußreich sodann der Beitrag über die alten
Schanzennamen Hohlen Graben; es folgen fachmännische Bemerkungen über die Anpflanzung
und Zukunft von Weiß- und Rottannen sowie über Eis- und Zwischeneiszeiten
; wie ein Herzstück des Bandes macht sich der zitierte Lucian-Reich-Erzähl-
ausschnitt „Winter auf dem Walde", er leitet zu einem Kapitel „Lawinengefahr" über
und berichtet erschütternd von der Neukircher Lawine anno 1844, der der Königenhof
mit 17 Menschen zum Opfer fiel; hübsch gibt sich „Feldberggeist und Alpensicht"; gefolgt
von einer „Wintererstbesteigung" des Feldbergs 1808/09 (nach J. A. v. Ittners Darstellung);
„Salonschwarzwald" fußt auf des Freiburger Geographieprofessors L. Neumann Schwarz-
waldmonumentalwerk und soll bewußt glossenhaft wirken; dann aber kehren die
Themen zu den Skiern zurück: „Schwarzwälder Skigeschichte — deutsche Skigeschichte",
„Langlaufzentren" ganz gegenwartsbezogen; „Ski-zoides vom Schwarzwälder Erfindergeist
", „Wie Bjarne Nüssen den Schwarzwald kennenlernt und erster Deutscher Meister
wird" (anno 1901) sowie „Diplomatische Verwicklungen um den alten Feldbergturm''
geben sich wieder sehr historisch; „Fährten im Schnee", der Fauna gewidmet; „Höfe
am Weg", der Besiedlungsgeschichte und Volkskunde zugehörig, ähnliches gilt für
„Hungerleider", das die Armut der Beichengemeinde Multen zum Thema hat; und mit
dem aktuellen Thema „Rucksacklauf" und etlichen gut gelungenen Stimmungsaufnahmen
beschließt Hockenjos seinen Band, der ebenso den aktiven Ski- und Langläufer wie den
passiven Schwarzwaldgenießer anspricht: und selbst wer unsern „Großen Wald" nur
sommers schätzt und liebt, kann sich dem hier Gebotenen letztlich nicht verschließen.
Es gibt ja bekanntlich eine stattliche Reihe von Schwarzwaldbüchern, doch daß Hocken-
ios' „Winter auf dem Walde", ein in vieler Hinsicht besonderer Band ist, wird man
ihm gerne zugestehen.
Helmut Bender
Christian Ludwig Fecht: Der Fußwanderer, oder wie man reisen soll in einer Fußwanderung
aus dem Breisgau: Rombach 1979, Taschenbuch, 147 S., mit 17 zeitgenössischen
Stichreproduktionen und Verfasserporträt.
Auf der Einbandrückseite ist die 7-Tageroute übersichtlich aufgeführt: das geht von
Waldkirch über Freiburg, durchs Höllental nach dem Titisee und Lenzkirch, dann von
Grafenhausen über Tiengen ins Schweizerische, erst am 6. Tag erreicht der Wanderer bei
Säckingen wieder deutsches bzw. großherzoglich-badisches Gebiet, am letzten Tag wird
schließlich von Wehr das Wiesental erreicht. Der eigentliche Reprint (Original Heidelberg
1824) gibt sich splendid und mit hübschen Bildreproduktionen versehen, inhaltlich
gefällt es sich biedermeierlich-spätaufklärerisch-naiv, es liest sich behaglich und a la
Campe, das Umständliche gehört nun mal mit dazu. Besonders wertvoll ist das Nachwort
des Freiburger Universitätsbibliothekars Dr. Robert Feger: zunächst wird die Vita dieses
Hebeischen Mitkommilitonen exakt und lebhaft skizziert, danach seine literarischen
Werke gewürdigt. Daß auf Fechts „Naturherrlichkeit von Lahr und Umgebung" (Lahr
1846) nicht näher eingegangen werden konnte, ist verständlich (obschon dies wohl die
artverwandteste Schöpfung, mitunter allerdings geradezu hymnisch-patriarchalisch anmutend
), aufschlußreich in diesem Nachwort dann auch der letzte Absatz kritischer
Wertung. Zurecht kommt F. zum Schluß, daß ein solches „landeskundlich-geographisches
Werkchen" alles in allem auch heute noch — und heute wieder erst recht —gelesen
zu werden verdient. Ortsregister und Reisewegsskizze runden die verdienstvolle Edition.
Helmut Bender
Matthäus Merian I Martin Zeiller: Baden — Beschreibung von Städten und Orten im
Badnerland — mit 40 Stichen und einer Ubersichtskarte, Nachwort von Hans-Jürgen
Truöl. Freiburg: Rombach 1979. Großoktav, geb., DM 29,—.
Es handelt sich bei dem splendid und übersichtlich ausgestatteten Band um eine Zusammenstellung
von entsprechenden Stichworten aus den Merianschen Topographien
Schwaben, Elsaß, Rheinpfalz und Franken. Zunächst mag es ein bißchen seltsam erscheinen
, daß ausgerechnet das letztlich junge Land Baden (Großherzogtum und eigentliches
Land erst im ersten Dezennium des 19. Jahrhunderts) damit „seinen Merian" hat.
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