http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0019
Abb. S.Einbindung
des Dorfes in
die topographischen
Gegebenheiten am
Beispiel Hohen.
In einer seitlichen Nische
des Feuerbachtales lehnt
sich der Ort an den
gestützten Fuß des
Hanges an. Die Talaue
bleibt weitgehend frei.
Ls ergibt sich ein cliarak-
teristischer, glockenförmiger
Ortsgrundriß.
Nur das Neubaugebiet
schiebt sich auf den
Hangrücken vor.
werker und die Bauern selber hat eine ländliche Bautradition geschaffen, die allen
städtischen Stilen und Moden widerstand und höchstens einzelne Gestaltungselemente
zur Zierde übernahm.
Fenstergewände, Türeinfassungen, Dachgesimse, die Vortreppen und Lauben
sind als Gestaltungselemente eingesetzt und oft noch ornamental verziert (s. Abb. 5).
Die schlichte Grundform ist trotzdem überall dominierend. Ein Objekt modischer
Selbstverwirklichung des Eigentümers oder ein Arbeitsnachweis individuellen, begnadeten
Künstlertums hat das Bauernhaus nie sein müssen.
Kein Haus mußte das andere ausstechen. Sie fügen sich alle zwanglos zu einer
vielgestaltigen Einheit über einem einfachen Grundmuster zusammen. Es hätte auch
kaum anders sein können, wo beim Hausbau die ganze Dorfgemeinschaft mithalf.
Solange die bäuerliche Wirtschaftsweise erhalten blieb und die Bautätigkeit von
den Einwohnern des Dorfes wesentlich mitgestaltet wurde, ist das Dorf durch die
Jahrhunderte seines Wachstums eine stets harmonische Einheit geblieben. Auch
starke Entwicklungsphasen am Ende des 18. und während des 19. Jahrhunderts
haben diese Einheit nicht zerstört. Daß der größte Teil der Häuser im Markgräfler
Dorf aus einer einheitlichen Stilepoche stammt, verstärkt die Geschlossenheit der
Anlage und macht sie noch einprägsamer als Beispiel eines naturnahen und gemein-
schaftsbezogenen, selbstgestalteten Lebensraumes.
Darin liegt ihr Wert und ihre Bedeutung für eine Zeit, in der Häuser als Gebrauchsartikel
von der Stange gekauft, auf vereinzelte Parzellen montiert und mit
Abstandsgrün gegen die Gemeinschaft gesichert werden.
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