http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0027
Abb. 9: Einfügen von Neubauten in den Dorfkern: Der „Adler" in Inzlingsn.
Gemischte Geschäfts- und Wohnbauten könmn den gestalterischen Anforderungen im
Dorf besser genügen .ils ein Supermarkt der üblichen Bauart. Freie Anwendung von
Gestaltungsprinzipien dörflicher Bauten wie ruhige Fassade, lebendige Dachformen und
Verwendung naturnaher Baustoffe ohne übertriebenes Design fügzn den Bau in die
Dorfstraße ein.
kleinteiligen Sprossenfenster sind meist wieder herzurichten. Anstelle unangebrachter
Fassadenverkleidung tut ein neuer Putz auch seinen Dienst, und die Farbgebung
der Häuser muß nicht unbedingt einem unerfindlichen individuellen Geschmack
überlassen bleiben.
Jedoch zeigen die vorgenommenen Veränderungen, daß die Dorfbewohner die
Beziehung zu den alten Gebäuden verloren haben.
Schwieriger für das dörfliche Gesamtbild werden tiefergehende Einschnitte wie
Straßenbegradigungen unter Verlust alter Bausubstanz oder Neubauten als Ersatz
für abgerissene Scheunen.
Besonders wo Dienstleistungsbetriebe in die Ortskerne drängen, bleibt der dörfliche
Charakter meist schnell auf einige Traditionsinseln beschränkt, die früher oder
später zum Objekt der Denkmalpflege werden. Doch können auch solche Bauten
gut eingefügt werden (s. Abb. 9).
Selbst die Anlagerung größerer Neubaugebiete (s. Abb. 10) und kleinerer Gewerbegebiete
läßt sich lösen, ohne das Dorf völlig zu zerstören.
Bedauerliche Tatsache ist, daß die Hauseigentümer und Bauherren in der Zeit
größter Veränderung im Dorf auf diese Möglichkeiten häufig nicht geachtet haben.
Mit gesetzlichen Grundlagen, die an städtischer Bauweise orientiert sind und für
die beim Dorfumbau so wichtigen kleinen Gestaltungsfragen wenig Eingriffsmöglichkeit
bieten, haben auch Architekten und Planer den Funktionswandel des Dorfes
unbekümmert um die Grundsubstanz mitgetragen. Dabei hätte eine besondere
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