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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 311
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0107
discher Hof. — Löwe." In etwa ein Dutzend Firmen, u. a. Tuchmacher, Konditor,
Apotheker, Färber, Gerber. Der Kuriosität wegen sei hier noch angefügt „Heiterstem
" (= Heitersheim!): „Stadt, 1 St. westlich von Staufen, in einer angenehmen
Gegend, mit 1532 Einw. Baumschule mit 30 000 Stämmen . .."

Eine Fortsetzung des Mittelrheinkreises schließt hier aus unerfindlichen Gründen
an, auch der Unterrheinkreis meldet sich wieder mit den zuvor vermißten Ortschaften
; auf S. 234 setzen dann die Nachträge ein, gleich an zweiter Stelle unser
Neuenburg: „Müller, Anton. Wollen- und Bauwollenf., Spez. u. Schnittw."

Ein weiteres Kuriosum des Bandes, dem man die redaktionelle Eile unentwegt
anmerkt, ist der gut drei Druckseiten umfassende „Nachtrag zu S. 127" (dort fand
sich die von uns oben zitierte Gesamtcharakterisierung des Großherzogtums Baden),
es wird hier auf die „Beschreibung des Großherzogthums Baden, von A. J. V.
Heunisch ..." in der Neuaufl. von 1840 nicht nur aufmerksam gemacht, vielmehr
wird im Folgenden eine alphabetische Anordnung wichtiger Gewerbe- und Industriezweige
geboten („Aus demselben entnehmen wir..."); soweit es unsere Betrachtung
und unsere Topographie angeht, wählen wir daraus noch einige Hervorhebungen
. „Drahtziehereien sind in Mannheim, Schopfheim und Tryberg. —
Baumwollenwebereien . . . zu . . . Schönau, Zell im Wiesenthal ... — Blei- und Silberbergwerke
, 1 in Münsterthal mit 25 Gehülfen. Die Erze liefern die Gruben im
Münsterthal und Haus Baden bei Badenweiler. — Eisenbergwerke mit Hammerwerken
... in Hansen (!) bei Schopfheim, Kandern, Oberweiler bei Müllheim,
Wehr bei Säckingen ... — Eisenhammerwerke . . . zu. . . Zell bei Schönau, Fahrnau
bei Schopfheim ... — Katun-(Indienne)Fabriken ... zu Binzen bei Lörrach und
zu Lörrach die bedeutendste, mit 418 Gehülfen, 127 700 fl. Betriebskapital. Lörrach
allein hat 328 Gehülfen, sein Fabrikat ist in Norddeutschland, Polen, Rußland
und Amerika gesucht. Die Fabriken der Herren Köchlin zu Lörrach und Steinen,
und ihre Baumwollenwebereien zu Schönau und Zell beschäftigen, ohne die Lehrlinge
und vielen Kinder unter 16 Jahren (!), 478 Gehülfen, und versteuern das
größte einzelne Betriebskapital im Lande. — Mechanische Werkstätte (Atelier de
construction) des Ludwig Merian in Höllstein im Wiesenthaie. — Papiermanufakturen
. . . zu . . . Schönau, Schopfheim . . . Diese Manufakturen sind überhaupt sehr
bedeutend, und ihre Maschinerien stehen auf einem hohen Grad der Vollkommenheit
. Sie haben aber mehr Sorge um Herbeischaffung des rohen Stoffes als in Betreff
des Absatzes, welcher sehr ausgedehnt ist (Holzschliffpapier war 1844 erstmals
maschinell hergestellt worden; das Sulfidverfahren indes noch nicht bekannt).
Tabaksfabriken ... zu .. . Lörrach . . . Die Tabaksfabrikation ist durch ihre Zahl
und Bedeutung wohl die erste des Landes. .

Wer hätte fürs erste geglaubt, daß aus einem bloßen „Adressbuch" eine solche
Fülle genereller und spezifischer Angaben zur Frühindustrie unserer engeren und
weiteren Heimat zu gewin .-en seien? In mannigfaltiger Hinsicht erweisen sich diese
Aussagen als eine Art Dokumentation, deren Zeitpunkt kurz vor der Mitte des
19. Jahrhunderts gerade richtig gewählt erscheint. Vergegenwärtigen wir uns abschließend
dieses Erscheinungs- und Erhebungsjahr 1845: Im tiefsten Biedermeier
— und doch nur drei Jahre vorm Beginn der 48/49er-Revolution. 27 Jahre waren
seit der gefeierten liberalen Verfassung durch Großherzog Karl vergangen; seit
1830 regierte Großherzog Leopold, der den konservativen Großherzog Ludwig
nach dessen Tod abgelöst hatte. Die Linie der Badischen Staatsbahn Karlsruhe —
Basel hatte eben Freiburg erreicht. Ein Dutzend Jahre später konnte es Heunisch
in seiner völligen Neubearbeitung des „Großherzogthum Baden" (Heidelberg
[Gross] 1857) zwar noch dahinaus formulieren: „Die Landwirtschaft ist zwar in
unserem Lande, wie überall, die sicherste Grundlage für die Ernährung des Volkes
, denn die auf den Betrieb der Gewerbe und des Handels sich stützende ist ungewisser
und schwankend. Doch dessen ungeachtet begründet der Ackerbau nicht
allein den physischen Wohlstand, sondern er muß Hand in Hand gehen mit Ge-

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