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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 316
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0112
in Hadad bei Klausenburg 30 blieben. In den Mediascher Stuhl kamen vierzig
Familien, nach Birthälm, dem alten Bischofssitz, zwanzig, nach Kronstadt neun
Familien. Nach anderen Quellen zogen allein 1749 achthundert Familien aus der
Markgrafschaft nach Siebenbürgen. 1760/61 und 1770 siedelten „Ausländerfamilien
" aus dem „Ritterständischen Breuskau" (Breisgau), dem Hanauerland
und dem Elsaß nach Mühlbach und Kronstadt, darunter eine Witwe aus dem
Kanton Zürich. Um 1770 folgten 150 hanauische Familien, und eine „Massenauswanderung
" aus dem kleinen Dorf Allmannsweier ist mit siebzig Personen
bekannt, die nach einer großen Überschwemmung des Rheines und durch Hungersnöte
ihre Heimat verließen. Diese Gruppe zog über Offenburg nach Ulm, auf
der Donau ins Banat und später nach Mühlbach.

Die Emigranten waren wohl allergrößtenteils Bauern, doch übten diese,
wie damals üblich, auch andere Berufe aus. Unter den Handwerkern sind genannt:
Weber, Schuster, Schmiede, Bäcker, Maurer, Zimmerleute, Sattler, Rotgerber,
Tischler, Metzger, Bartscherer, Müller, auch ein Schulmeister und sogar ein
„Vieharzt".

Die Emigranten erhielten im Unterwald und anderen Gegenden von den
örtlichen Ämtern gemäß kaiserlicher Order eine Hofstelle mit 40 Fuß Land im
Quadrat, 20 bis 40 Kübel Saatgut, Wiesen und Rebgelände, so viel sie zu
bauen vermochten. Von den Eingesessenen bekamen sie Kartoffeln und Korn
bis zur nächsten Ernte geliehen. Sie waren fünf bis zehn Jahre von Lasten und
Abgaben befreit, erhielten Plätze in der Kirche und auf dem Friedhof, eine
eigene Fleischbank und in Mühlbach 1771 eine eigene Schule. Die Einwanderer
wählten sich zunächst als Vogt einen „eigenen Richter vel Schuldheisse und zwei
Geschworene vel Stathalter" für die niedrige Gerichtsbarkeit. Uber den Wiederaufbau
der Häuser und Landwirtschaft ist im einzelnen nichts bekannt. In
Mühlbach wohnten die Durlacher vorwiegend in der Altgasse der nördlichen
Vorstadt.

Wie unsere alemannischen Siedler die Lage in „7-bürgen" vorfanden, beweist
am besten ein Brief aus dem Frühjahr 1749, den Hans Jerg Sütterlin aus
Mühlbach an seinen Vetter Jacob Kaltenbach in Buckingen geschrieben hat:

„ Vielgeliebtester Vätter
Ich habe euren Brief vom 24ten Jenner zu recht erhalten, und sehe darauß,
daß ihr Euch alle bey gutter gesundheit befindet, wünsche nur daß Euch Gott
auch fernderhin bey allem Gutten erhalten möge; waß uns anbelanget, so sind
Wir dermahlen, Gott seye es gedancket, alle gutt gesund. Wann ich euch denn
von unserm Land, wie ihr verlanget, sichere und wahrhaftige Nachricht geben
roll, so könnet ihr gewiß glauben, daß Siebenbürgen ein recht gutes und fruchtbares
Land ist, und man kann allhier gewiß wohlfeil leben, denn ohngeachtet, daß
die Heuschrecken im vergangenen Jahr sehr großen Schaden an denen Früchten
sethan, so kann man doch bey uns in Mühlbach das Viertel von der schönsten
Frucht um 10 Groschen, in anderen bessern Jahren nur um den halben Preiß
bekommen; der Wein ist eben nicht theuer, denn jetzt gilt die Maaß von dem
besten Wein bey uns 4Vs Kreuzer, und weil der Mühlenbächer Wein einer von
denen besten Gewächsen in diesem Lande ist, so kann man bey uns mit Weinreben-
Bauen, welche eben so. als in Eurem Land gearbeitet werden, eine schöne Wirtschaft
führen; und ihr dörft Euch darum ?ar [nicht] sorgen, daß man Euch
ein Gut, wenn selbiges nun in Stand gebracht worden, wegnehmen solte: denn
es ist des Landes hier so viel, daß ein ieder genug anbauen kann und giebt die
Obrigkeit unter Siegel und Petschaft Briff f= Urkunde] darüber auf Kindeskind
und kostet hier einen Acker in Stand zu bringen nicht so viel Mühe und Unkosten
, denn es ist das Land an sich selber fruchtbahr, und wenn es einmahl
gedungen [gedüngt] wird, so ist es damit auf 10 Jahre genug.

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