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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 318
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0114
Es ist leicht verständlich, daß das Emigrationsfieber durch derartige Berichte
gewaltig angeheizt worden ist und sich diese Nachrichter, wie ein Lauffeuer
verbreiteten.

Die „theresianische und karolingische Hofpolitik baute sich auf die Einheit
der römisch-katholischen Kirche ihrer Untertanen, und so wurden bewußt
Evangelische nach Siebenbürgen und Katholische ins Banat dirigiert".

Eigenartig ist die Tatsache, daß Emigranten nur nach Südsiebenbürgen und
nicht in den nördlichen Nösnergau geleitet wurden. Wahrscheinlich lagen bestimmte
Anweisungen des Hofes vor, für die ich in den Urkunden keine
Erklärung gefunden habe.

Es ist nicht möglich, alle Orte der Auswanderungen der Durladoer zu nennen,
doch sollen die wesentlichsten erwähnt werden: Auggen, Badenweiler, Betberg,
Britzingen, Buggingen, Feldberg, Müllheim, Fischingen, Schallbach, Kirchen,
Egringen, Haltingen, Tüllingen, Röttierweiler, Brombach, Hauingen, Schopfheim,
Steinen, Wies, Neuenweg, Gersbach, Grenzach und andere — alle im Süden
im Bereich der Herrschaften Badenweiler, Sausenberg und Rötteln gelegen. Die
Orte Bahlingen, Gundelfingen, Opfingen, Tiengen, Vörstetten und Wolfenweiler
liegen im Räume Freiburg.

Als Orte der Hanauer Auswanderungen sind bekannt: Meissenheim, Altenheim
, Wittenheim, Nonnenweier, Allmannsweier u. a.

Zu den häufigsten Durlacher Familiennamen zählen: Leibli, Dahinten, Gräss-
lin, Jeckle, Sutter, Sitterli, Sütterlin, Baumann, Breitenstein, Frenk, Glaser,
Grether, Fortisch, Heitz, Vetter, Mutter, Fröhlin, Bräutigam, Stolz (Stoltz), Lienin,
Renckert, Salzer, Kaltenbach, Ludin, Wangert, Hauser, Leininger, Hornkauf,
Mörder, Schumacher, Moosmann, Klaster, Möckel, Glaser, Gilgin, Schladerer,
Iffenthaler, Weinbrenner u.a.m.

Hanauer Familiennamen sind: Billmann, Heydt, Frauenberger, Horn, Sommer,
Weisskopf, Reiß, Schladerbeck, Armengast, Krasser, Brotschi, Herrnknecht, Lutz,
Mimikus, Maurer, Gruninger, Luchs, Kürmann, Schalck, Schwamm, Spengler,
Städel, Wollenweber, Würth, Däscher, Furrer u.a.m.

Die Orte der Niederlassungen in Siebenbürgen waren der Unterwald mit
Mühlbach als Vorort, Deutsch-Pien, Petersdorf, Reußmarkt, Hamlesch, Großau,
Hermannstadt, Stolzenburg und Mediasch, Hetzeldorf, Birthälm, Schäßburg,
Kronstadt und Dörfer im Burgenland. Im Banat ließen sich alemannische
Emigranten in größerer Zahl in Saderlach bei Arad nieder. Auch nach Tasnäd
und Hadad — bei Klausenburg — wurden Ansiedler angeworben und lebten
unter ungarischen Adligen. Sie konnten sich in Tasnad nicht lange halten, während
in Hadad heute noch Durlacher wohnen.

Emigranten haben in Mühlbach erzählt, sie seien durch Werber „aus wilder
Wurzel" und ohne Zuhilfenahme irgend welcher „Heizungsmittel" zur Wanderung
nach „7-bürgen" aufgefordert worden, und zwar nur deutschen Geblütes
und evangelischen Glaubens.

Es sollen auch Elsässer unter ihnen gewesen sein, die zunächst als besonders
streitsüchtig geschildert wurden, sich aber später sehr gut eingegliedert hätten.

Unter den zahlreichen Truppenzügen durch Siebenbürgen ist für unsere Wanderforschung
ein Feldzug von besonderer Bedeutung. Um 1690 griff in die
Streitigkeiten um Siebenbürgen auch Prinz Ludwig Wilhelm von Baden, der
„Türken-Louis" (1656—1705), dessen Schloß in Rastatt steht, als Marschall des
österreichischen Kaisers mit seinem Heere ein. Er bekämpfte den vom Sultan
?.um Fürsten von Siebenbürgen eingesetzten aufrührerischen Grafen Tököly (1656
bis 1705). Auf seinem Zug zum Eisernen Tor kam er über Hermannstadt nach
Mediasch, das von Janitscharen belagert war. Unser Urahn Samuel Conrad von
Heydendorff (1647—1727) war Bürgermeister von Mediasch und wollte Tököly
nicht huldigen, um ihm die Stadt zu übergeben. Tököly verurteilte ihn zum Tode

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