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und Wibrandis im 9. oder 10. Jahrhundert auf einer Wallfahrt von Rom nach
Äugst gekommen und auf der Weiterreise gestorben sein. Von Pferden wurde ihr
Leichnam dann auf einen Berg in der Diözese Konstanz gezogen, wo über
ihrem Grab eine Kirche errichtet wurde. (Die heutige Sankt Chrischona Kirche
bei Bettingen.) Nach einer anderen Fassung der Legende soll die heilige Christiana
auf der Flucht vor den Heiden zwischen Grenzach und Wyhlen gestorben
sein, von wo ihr Leichnam dann auf einem Ochsengespann an die Stelle der
heutigen Sankt Chrischona Kirche gefahren wurde.
Im Jahre 1504 erfolgte dann durch Kardinal Raymund, den damaligen
apostolischen Legaten in Deutschland, die Öffnung ihres Grabes und die Weihung
ihrer Gebeine. 5) Schon 1437 weist übrigens auch eine Konstanzer Urkunde auf
diese Christiana hin. Danach erfuhr Heinrich von Hewen, Bischof von Konstanz,
daß eine zur Pfarrei Grenzach gehörige Kapelle zu Ehren der heiligen Christiana
erbaut worden sein soll. 6) So spricht also sowohl die Nähe ihres Grabes als
auch die Uberlieferung und vor allem die Flurbezeichnung „Chrischonenbettli"
dafür, daß hier auf halbem Wege zwischen Grenzach und Wyhlen die heilige
Christiana gestorben ist. Zu ihrem Gedenken wurde dann das 1313 erstmals
erwähnte Kreuz errichtet, das ja noch 1538 „sant Christianen chrütz" heißt.
Anmerkungen
(1) St. Peter N Specivocationes censuum libri vite et frumentorum capituli (1313—36),
S. 51
(2) Karl Fröhlich: Rechtsdenkmäler des deutschen Dorfes, Gießen 1947, S. 26 (= Gießener
Beiträge zur deutschen Philologie, Bd. 89) und Ernst Schneider: Flurnamen und Steinkreuzforschung
(in: Nachrichtenblatt. Jahrg. 11, 1942, Heft 1)
(3) Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 26, Jahrg. 1874, S. 364)
(4) Erhard Richter: Die Flurnamen von Wyhlen und Grenzach in ihrer sprachlichen, siedlungsgeschichtlichen
und volkskundlichen Bedeutung (= Forschungen zur Oberrheinischen
Landesgeschichte, Band XI, 1962, Nr. 651 und 652)
(5) Vollständiges Heiligenlexikon, hg. von Johann Stadler und Franz Jos. Heim, Augsburg
1858, Bd. I, S. 698 und
E. Iselin: Die Geschichte des Dorfes Bettingen, Basel 1913, S. 9/10
(6) Regesten der Bischöfe von Konstanz, hg. von der badischen historischen Kommission.
Bearbeitet von Alexander Cartellieri, Innsbruck 1905, Bd. 4, Anno 1437
Grenzach und die Pest von 1629
von Erhard Richter
Im Sommer des Jahres 1629 suchte die Pest zum letzten Mal Grenzach heim
und raffte bis zum Ende des Jahres 110 Menschen dahin. Noch nicht 20 Jahre
waren damals vergangen, seit ihr in den Jahren 1610/11 250 Einwohner zum
Opfer gefallen waren So hatte also der damals noch sehr kleine Ort Grenzach
in kürzester Zeit 360 Tote zu beklagen.
Aus diesen erschütternden Zahlen wird deutlich, welche Geißel die Pest für die
Menschen des Mittelalters gewesen ist. Mit grausamer Regelmäßigkeit befiel sie
weite Teile Europas und hinterließ überall furchtbares Leid. Allein zwischen 1347
und 1350 sollen ihr schätzungsweise 25 Millionen Menschen zum Opfer gefallen
sein, was ungefähr einem Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung entsprach
.
Zwischen 1094 und 1668 wurde Basel und seine Umgebung von nicht weniger
als 26 großen Pestepidemien überzogen, so daß man also durchschnittlich alle
23 Jahre mit dieser schrecklichen Seuche rechnen konnte.
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