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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 354
(PDF, 32 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Schwarzbrotbäcker, der mit Sauerteig backt, seit 1394 kommt der Name im
Allgäu vor, 1489 ist Heinrich Surbeck von Hailau in Basel. Der Schwarzbeck
bedeutet etwa dasselbe, in Ulm begegnet er 1468, 1553 studiert einer in BS „ex
Austria". Stark verbreitet und alt sind auch die Semmeler, Semler, Semmel-
(Simmel-)becker, etwa 1387 bzw. 1417 in Hei, 1418 in Konstanz, 1444 in BS.
Das Gegenteil vom Sauerbeck ist der Süßpeck, den wir (wo wohl?): in Wien
1435 finden. Volbeker (E 1454) drückt wohl aus, daß er — im Gegensatz etwa
zum Schwarzbeck — das ganze Backwarensortiment herstellen darf. Fast auf
den Südwesten beschränkt sind Weckler, Weggeier, Weckener und ähnliche Formen
. Cuonrad d. Weggiler, 1270 in BS, Weggeier der Priester, 1291 in FR,
Volker der Weckler 1345 zu Rottenburg a. N., Weckener 1473 in E. 1643 ist
in BS eine Anna Weckenbeckerin genannt, was vermutlich schriftsprachlich verformt
(im KiB) ist, denn original müßte es Wegglibeckin oder ähnlich heißen. In BS
findet sich dazu auch die aspirierte Schreibweise Wecheler, so daß auch der Alt-
Lörracher FN Wechlin hierher gehören könnte. Der FN Weißbrot (mit Varianten)
fand sich 1488 in Hei, später in Je, Lei, Wit. In unserem Raum begegnet er
schon 1268 in Straßburg, 1312 in Rheinfelden, 1374 in BS. Dieser Basler Wisz-
brötli war ein winrueffer. Sein Beruf war ein städtisches Amt, mit der Aufgabe,
neue Weinangebote des Handels bekanntzugeben. An der Kontrolle des Weinumsatzes
waren die Städte des Umgeldes (eigentlich Ohmgeld), der Weinsteuer
wegen interessiert. Der Preise wegen mußte dieser behördliche „Makler" auch die
Qualität der Weine beurteilen können. Er wird also ständig ein Wißbrötli zur
Hand gehabt haben, das auch heute zur Geschmacksneutralisierung bei Weinproben
immer ge-braucht wird. Wenn er also seinen Namen nicht ererbt hat,
könnte unser Weinrufer seinen Namen auch als beruflichen Übernamen erhalten
haben. Weißbrot, abgeleitet vom Erzeugnis, ist ein sogen, mittelbarer BN. Der
unmittelbare BN dazu ist Weisbeck (Wiszbeck, -becker), ihn finden wir z. B.
1387 auch in Hei.

Einen breiten Raum nehmen bei unseren Brot- und Bäckernamen die FN nach
Spezialitäten ein. Sie sind manchmal von Spitznamen nach Liebhabereien kaum
zu unterscheiden. Bei sehr frühen Belegen kann das vielleicht im Einzelfall beurteilt
werden, wenn man Glück hat, erlaubt es der Wortlaut oder der Zusammenhang
, in dem er steht. In BS nennt das KiB 1636 den Martin Bastenbecker. Der
Name Pastetenbäcker konnte wirklich nur in einer größeren Stadt entstehen
und nur dort, wo auch die Feinschmeckerei zuhause ist. Der FN dürfte heute
noch vorkommen, er ist dem Verfasser aus einer früheren persönlichen Bekanntschaft
in guter Erinnerung. — Im Konstanzer Steuerbuch für 1425 gibt es einen
Bymenzelter. Imme und Bie sind alte Wörter für Biene; der Name bedeutet
also Hersteller von Honigzelten, soviel wie Lebzelter, Lebzällter u. ä., den wir
1492 ff. in Basel finden. Zum Begriff „Zelte" gehört auch der FN Pfanzelt (1506
ebenfalls in Basel), der Pfannenzelten herstellt, wahrscheinlich die Nidelzeltli,
die man heute noch frisch und gluschtig auf der Basler Herbstmesse erhält. Die
Wörter „Zelte" und „Waije" für flache, kuchenartige Gebäcke, die auf großen
Blechen gebacken werden, sind früher in Südwestdeutschland in einem sehr viel
größeren Gebiet verbreitet gewesen als heute noch. Den Lebzelter gab es z. B.
1293 auch in Ulm, heute ist die Zelte als Wort für das beschriebene Gebäck
wohl nur noch in einem Teil der Schweiz, vorzugsweise im Nord-Osten, gebräuchlich
. Die Waije dagegen ist außer in der Schweiz auch noch in unserem
Gebiet bekannt, mit Zwetschge-, Rahm-, öpfel-, Zibele- und anderen Waijen.
Wer sie noch nicht kennt, kann sie in Inzlingen am dortigen Waije-Fest kennenlernen
.

Eine andere Spezialität, die in unserer Gegend besonders geschätzt ist, ist die
Brezel. Sie hat u. a. Heinrich Bretzeller, dem brotbeck (1343 in Basel) den Namen
gegeben. Er ist in BS schon früher, seit 1316, mit Namenträgern z.T. in hohen

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