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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 355
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0151
Stellungen belegt. 1403 gab es einen Bretzeli in Buggingen. Im Dialekt heißt
das Wort bei uns Bretscheli. Die Namenform Bret^chi, die 1284 in Lörrach vorkommt
, dürfte freilich eher aus dem VN Bertschi, der bei uns häufig vertretenen
vertraulichen Form von Berthold, abzuleiten sein. Die Umstellung von zwei
Buchstaben kommt in der deutschen Wortbildung oft vor. Der Name der Ain
hagin, die 1450 in Konstanz steuerfrei ist, ist nicht sicher zu erklären. Als
„Einback" hätte er nur Sinn, wenn damals auch „Zwieback" als FN belegt wäre.

Vielleicht bedeutet er „Eigenbeck". In Freiburg gab es 1283 den Flader (auch
Flad, Fladerer), für Basel dagegen ist der Name der Magdalena Fladenbeckin
1625 genannt; der BN dürfte von einem offenen Straßen- oder Marktstand
herrühren. 1374 kommt in Böllen (am Beleben) der Name Gotzbrötli vor. Der
Name dürfte Guts-, Gutzbrötli bedeuten und damit dasselbe sagen wie unser
heutiges Gutzli, wenn etwa von Wienechtsgutzli die Rede ist. Die Schreibweise
„Gotz-brötli", also Gottesbrötli, könnte zu der Annahme verleiten, das Wort
habe eine ähnliche Bedeutung wie die nachfolgenden Namen. Das ist nicht auszuschließen
, aber wenig wahrscheinlich. Hilligenbrodt (Wit 1596) ist offenbar
ein niederdeutscher FN, einer der Namen, die den namenkundlichen Wörterbüchern
noch unbekannt sind; er bedeutet dasselbe wie bei uns Oblater. Wernli
Ofelater von Nüwilr im Elsaß wird 1365 in BS eingebürgert. Es sind Namen,
die Hostienbäckern gegeben worden sind. Opjerkuch, ein Name, dem man heute
in Salzburg begegnen kann, bedeutet wohl dasselbe. Wie so ein Name entstehen
kann, zeigt ein Beleg für 1374 aus Basel: Ulli Küedoler, der offiater, wird Bürger
der Stadt. Im 15. Jh. gibt es in Auggen einen Kiechli, im 16. Jh. werden sie
Küchelin geschrieben. In BS finden wir den Namen schon 1261 in der Form
Kued?erliu). Kuchenbecker kommt 1597 in Je vor, Kuchenbrot 1512 in Hei.
Lebkuch(-er) 1298 bei Bruchsal, 1374 ff. zahlreiche Zuzüger nach BS aus dem
Elsaß, dem Allgäu, von Augsburg. Matzkuch (1488 Hei) und Pfannkuch sind
ähnliche Namenbildungen. Pfannkuch ist stark verbreitet, kommt 1293 in Reutlingen
und 1530 auch in BS vor. Gleichbedeutend mit Matzkuch sind Matzenmacher
(1378 in BS und 1409 noch einer, der von Freiburg i. Brg. zuwandert)
und Motzenbecker (1584 in Hei). Diese Motzenbrote haben nichts mit der
jüdischen rituellen Speise, den Matzen, zu tun. Sie mußten, um koscher zu sein,
wohl vom jüdischen Bäcker hergestellt werden. Motzenbrote waren besondere
Brote, die man mit verschiedenen Saucen, Brühen oder dergleichen übergössen
und eingeweicht genossen hat. Ein ausgesprochen südwestdeutscher Brot-Name ist
der Mutscljel, Mutschier, Mutschenzopf und der Mutschentöter (der UN eines
Vielfraßes). 1433 ist der FN in Hei belegt, 1451 in Rötteln, 1468 in BS Hanns
Mutschell der brotbeck, in den Formen Mutzier 1407 in Hei, 1415 in Muczeler
für Besigheim, Mutschellenzopf schon 1357 in BS. Auch in BS gab es 1424
Mutschentöter, den synnknecht, als Freiheitsknabe aus der zunftfreien Unterschicht
hat er das Bürgerrecht erworben. Die Mutsche, auch Mütscheli, war eine
Brotform, die früher offenbar im ganzen deutschsprachigen Südwesten bekannt
war. Aus den alten Dinghofrödeln unseres Gebiets (14./15. Jh.) ist bekannt, daß
die Teilnehmer an der herrschaftlichen Fronarbeit neben Wein zwei Mutschen zur
Beköstigung zu beanspruchen hatten, eine Sitte, die auch am Ende des 16. Jh.
belegt ist15). Wahrscheinlich war damit eine bestimmte Größe oder ein Gewicht
verbunden, und offenbar war es auch damals kein Rauhbrot. Heute sind Mütschli
ein Feingebäck in besonderer Form, z. B. in der Schweiz, etwa vier große Wecken
kreuzförmig angeordnet oder ähnliche Formen. Schließlich gehört hier noch der
Zuckerbecker genannt, ein jüngerer BN, der aus unserem Gebiet nicht nachgewiesen
ist. Die früheste Nennung ist für 1502 aus Bremen bekannt.

Die UN nach Bäckerberufen oder Brot-Liebhabern sind z. T. schon im bisherigen
Zusammenhang genannt worden. Solch ausgesprochene ÜN sind Brothag,
Brodhag, Protagius seit 1371 für Plochingen bekannt, seit der Reformation auch

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