Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 357
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0153
ist, wenn es sich um Einwanderung aus Holland handelt — wir erwähnten das
schon —, eigentlich Wesembeck (deutsch Wiesenbach). Holdzveck die Namenform
ist am ehesten zu Hohlweg-Hollweg zu stellen, bei niederdeutschen Belegen
wohl zu Holtweg = Holzweg. Scknuriveck ist auch zweideutig. Es könnte dasselbe
bedeuten wie Heiszweck, von mhd snorren == betteln. Andererseits heißt
mhd snurren sausend schnell fahren, es wird dabei auch auf das Stöbern der
Jagdhunde verwendet, so daß „Schnurrweg" etwa das Gegenteil von „Schrotweg"
bedeuten könnte. Scrotzveck, Schrotzveck bezeichnet wohl jemanden, der Straßen
und Wege schottert. Das Brechen von Steinen zu Schotter nannte man schroten.
Er könnte auch als ÖN den bezeichnen, der am Schrotweg wohnt. Auch Weckmann
hat kaum etwas mit Weggli, Brötchen zu tun, sondern dürfte, in heutiger
Schreibweise, Wegmann bedeuten. Müselbecker wiederum ist tatsächlich ein
Bäcker, der erste Wortteil kommt von Hieronymus, Müsel und vor allem Mus
sind Kurzformen dieses Namens. Der FN Brechtbeck (1573 Friedlingen) setzt sich
ähnlich zusammen, Brecht ist die Kurzform von Albrecht. Bei Schmidbeck (1495
Schliengen) liegt die alem. Verbindung s'Schmied-Becke zugrunde, womit ein
Bäcker aus der Familie Schmied (oder des Schmieds!) von einem anderen Bäcker
unterschieden wird.

II) Die Wein-Namen

Eine ähnlich große Rolle spielen auch die WWn-Namen in der deutschen
Namengebung, eine bei weitem größere als im Zusammenhang mit der Bierbrauerei
. Das hängt damit zusammen, daß der Weinbau im mittelalterlichen
Deutschland bis etwa zur Mitte des 16. h. einen viel größeren Umfang eehabt
hat als heute. Nicht nur wurde der Weinbau viel weiter östlich und nördlich 1T)
betrieben, auch die Anbauflächen im Westen und Süden waren sehr viel umfangreicher
. Das hängt mit der überall großen lokalen Nachfrage zusammen 18), die
wegen der hohen Transportkosten für fremde Weine auf preisgünstige Art nur
im Inland, d. h. auch in der jeweiligen Umgebung befriedigt werden konnte 19).
Dem kam entgegen, daß die Qualitätsansprüche verhältnismäßig niedrig waren,
weil der „Normalverbraucher" bessere Sorten einfach nicht kannte. Große Mengen
Weins wurden vor allem von den Klöstern, den anderen kirchlichen Institutionen,
aber auch von den unzähligen staatlichen und herrschaftlichen Verwaltungen
benötigt, denn noch lange, nachdem das Zeitalter der Naturalwirtschaft vorbei
war, bestanden deren Besoldungen noch zum großen Teil aus Deputaten in
Naturalien für Küche und Keller. Mit der zunehmenden Bedeutung der Vorratshaltung
in der gewerblichen Wirtschaft und dem Ausbau der Verkehrswege wurde
der Weinbau in klimatisch ungünstigen Gebieten unrentabel. Der Mehrverbrauch,
den die Reformation durch das Abendmahl in beiderlei Gestalt zunächst gebracht
hat, wurde mehr als wettgemacht durch die dann folgende Aufhebung
vieler Klöster. Den Rest für den Rückzug in die dem Weinbau günstigen Gebiete
besorgte die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung Gesamteuropas und die mit
steigendem Lebensstandard gehobenen Qualitätsansprüche. Schon kleinräumig
können wir diese Entwicklung vielerorts an unseren Flurnamen ablesen. Da nun
die Familiennamengebung im wesentlichen im 14. Jh. erfolgte, spiegeln unsere
Namen vor allem die damaligen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse wieder.

Eine eigenartige Namengruppe bilden die Doppelnamen in der Art wie „Wein
und Wasser" (Winundwasser um 1500 bei Tübingen, ein Pfarrer), „Mus und Brot"
und „Käs und Brot".

Zu unserem Thema gehört hier der FN Wein und Brot, 1479 in FR aus Argen
(Langenargen), ein Name der auch im schwäbischen Bauernkrieg von 1525
auftrat. Mystischer Hintersinn ist hier keineswegs zu vermuten, die Bedeutung
geht vielmehr dahin, daß es der UN eines anspruchsvollen Vesperers sei. Der

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