http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0154
Name verdeutlicht am besten die gemeinsame Bedeutung der beiden wichtigsten
Nahrungsmittel des MA, des Brots und des Weines. Ihnen entsprach auch das
Ansehen der beiden Zünfte, wie schon eingangs erläutert wurde.
Auch bei den Wein-Namen sind einige Gruppen zu erkennen: nach Grundstücken
und örtlichkeiten, die mit dem Weinbau zu tun haben, die nach den
Berufen in der Weinwirtschaft und die Übernamen. Eine besondere Gruppe bilden
die mit Rebe zusammengesetzten FN. Den Schluß bilden wieder die Namen,
die zu Fehldeutungen führen können.
Namen nach Grundstücken und Örtlichkeiten
Weinacker — er kommt bei uns sehr spät, erst um 1800, aus Mahlberg vor.
Er könnte zwar dem ersten Anschein nach dasselbe bedeuten wie „Rebenacker".
Dies ist jedoch keineswegs sicher, zumal der alemannische Sprachgebrauch die Zss.
von Wein mit Acker nicht kennt20). Der FN Weinberg, Weinberger kann auf
109 verschiedene solche ON zurückgehen. Die Ableitung von einem Weinberg-
besitz müßte deshalb im Einzelfall nachgewiesen sein. Von einem bestimmten
Weinbühl dagegen dürfte der Petrus Weinbihell, der 1460 in FR studiert, seinen
Namen tragen. Büchel, Bichel bedeutet im Alemannischen „kleiner Berg, Hügel,
Buckel". Sehr zahlreich sind die FN Wingart, Wingarten, Weingarten. Sie sind
schon 1250 in Köln und 1290 in Schorndorf belegt, 1388 in Heidelberg, 1556
in unserem Müllheim und dazwischen auf fast allen Universitäten. 1514 ist
einer als Teilnehmer am „Armen Konrad" in Bühl genannt. Auch hier sind
ON und ÖN namengebend, wobei vor allem auf das sehr frühe Vorkommen
hinzuweisen ist. Dasselbe bedeutet Weinhage, den wir nur einmal, in Gießen
1651, nachweisen können. In unserer Gegend ist der Name bisher nicht belegt.
Weinhoff, 1561 ff. in Wit, Mar, BS, geht wohl auf den Hof eines Weineutes
zurück, vielleicht auch auf den Hof eines Weinzehntkellers oder einer Zehnttrotte
. Weinland ist einer aus dem, wie wir sagen würden, „Rebland". Der Name
ist für das Ende des 16. Jh. im Schwäbischen bezeugt. Auch Weinlob, wie ein
1588 gestorbener brandenburgischer Kanzler hieß, und Weinlobe, eine ähnliche
1575 in Wit genannte Form, hat nicht in jedem Fall mit dem Produkt Wein
zu tun. Es ist ungewiß, ob damit das Lob des Weines gemeint ist. Dem Kanzler
würden wir das gern zugestehen. Aber vielleicht ist doch die andere Deutung
nach einem „Haus mit ,Weinlaube"' wie bei der zweiten Form vorzuziehen.
Weinstein, 1410 in Wien, hat sicher nichts mit der Kristallbildung in Weinfässern
oder -Flaschen zu tun. Flaschen waren damals wegen ihrer Zerbrechlichkeit teure
und rare Gegenstände. Sie dienten höchstens zum noblen Ausschank des Faßweines
. Es handelt sich wohl um den FN nach einem Flurnamen, ähnlich dem
ON Gößweinstein. Eine ähnliche Ableitung wie bei Winlobe ist für Winstock
anzunehmen. Er kann vom Namen eines Hauses herkommen, das nach einer
am Haus gezogenen Rebe, einer „Landere", genannt ist. Solche Häusernamen
kommen vor allem in den Städten des Rheingrabens von Basel bis Köln vor21),
und unsere Belege auch, nämlich 1393 in Basel und 1435 in Heidelberg (ein
Mann aus Speyer), aber im selben Jahr auch in Wien. Dieselbe Erklärung dürfte
auch für den FN Weintritius (1599 in Wit aus Liegnitz/Schlesien) zutreffen.
Diesem Name dürfte das Bild eines mit einer Rebe überwachsenen Treppenaufgangs
mit einer Laube am Haus zugrunde liegen. Man könnte freilich auch
an eine halbe Latinisierung des FN Tretwein22) denken. Weintaler (1440 in
Wien) ist in der Literatur noch nicht belegt, er dürfte auf einen ON oder ÖN
zurückgehen.
Ein interessanter weinwirtschaftlicher Name ist der des Henni im Torgel, der
1418 ff. im Konstanzer Steuerbuch aufgeführt ist. Er hat offenbar im Hof der
städtischen Zehnttrotte22) gewohnt und davon seinen Namen erhalten. Hede
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